KEIN CON
DER BERICHT

Kein Con

 

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KEIN Con in Wien
[Andy Schmid]

[Anmerkung der Redaktion: Ich möchte mich wie immer ganz herzlich bei Andy Schmid für diesen prompten, sehr erfrischend geschriebenen und ausführlichen Bericht über den PERRY RHODAN-Con in Wien bedanken. Ergänzt wurde der Bericht durch Fotos von Erich und Martin ]

In Österreich ist einiges anders – Wienerle heißen dort Frankfurter, statt Straßen dominieren Gassen, ein Stadtteil ist ein Bezirk, und wo in Deutschland ein Con veranstaltet wird, findet in Österreich KEIN Con statt ;-) Nun ja, ganz so ist es sicherlich nicht. Vielmehr handelte es sich um eine Aussage des Wiener Stammtisches, nach dem Zielstern-Con vor zwei Jahren keinen Con mehr zu machen, welche gekonnt in eine Werbekampagne für diese Veranstaltung verwandelt wurde. Der Stammtisch Wien feiert dieses Jahr nämlich sein 10-jähriges Wiegenfest und wer die Wiener Fans kennt, weiß, dass dieses Jubiläum nicht ohne eine Festlichkeit vorübergehen kann. Ein gemütliches Beisammensein – aber KEIN Con! Jeder, der wollte, konnte daran teilnehmen. Das veröffentlichte Programm auf der Homepage des Wiener Stammtisches verriet aber den Charakter dieser Festlichkeit: Natürlich war es ein CON!

 

Freitag, 20.10.2006
Der 1. Con-Tag

So eine Einladung ließ ich mir natürlich nicht entgehen. Passenderweise lag der Termin innerhalb meines Urlaubes, so konnte ich getrost zusagen. Zu meinen Glück hatte sich mein Nachbar Heinz Hell auch dazu entschlossen, zusammen mit seiner Frau Marion diesen Con, pardon, erweiterten Stammtisch zu besuchen – also brachen wir zu dritt per PKW am Freitag Morgen um 7:15 Uhr zur Reise nach Österreich auf. Die Fahrt verlief problemlos, weder Staus noch schlechtes Wetter vermiesten uns die Fahrt.

So kamen wir nach nur fünf Stunden Fahrt in Wien an und suchten unser Hotel. Da wir noch nicht einchecken konnten, stellten wir unser Gepäck unter und machten uns auf den Weg zum Con-Lokal. Heinz Hell hatte das Hotel sehr gut ausgesucht, gerade mal 10 Minuten zu Fuß brauchten wir, um die Adresse zu finden. Das Lokal lag genau im Zentrum Wiens, im ersten Bezirk, gleich neben dem Rathaus. Eigentlich leicht zu finden, wenn, ja, wenn fan nicht ein Straßenlokal suchen würde. An der angegebenen Adresse gab es kein Lokal. Ums Eck fanden wir ein Cafe, aber dort konnte man uns auch nicht weiterhelfen. Als wir noch mal zurück gingen, sahen wir einen kleinen Zettel an dem Schild mit den Klingeln stecken, worauf stand: »KEIN Con – hier läuten.« Des Rätsels Lösung – im Keller dieses Hauses gibt es ein Privatlokal, welches man für private Feierlichkeiten mieten kann – also kein öffentliches Lokal. Ja gut, da kann man dann doch lange suchen :-)

Andy Schmid
Fans und ihre Einkäufe ;-)

Auf jeden Fall waren wir endlich am Ziel angelangt. Wir wurden sogleich von Erich Loydl begrüßt, der uns die Räumlichkeiten zeigte. Der Hauptraum wurde gerade geschmückt und auch die Theke mit allerlei Ess- und Trinkbarem bestückt. Erich hatte schon ein Ansichtsexemplar von NOW! Nr.10 ausgelegt, dem inoffiziellen Con-Buch, zu dem auch ich etwas beigetragen hatte. Daneben lagen alte und neue Ausgaben der »Ruby-Edition« (Bildpostkarten von Erich Loydl) und viele Bücher von Reinhard Habeck aus. So kam es, dass noch vor Beginn des Cons schon die ersten Einkäufe getätigt wurden ;-)

Laut Programm sollte um 14:00 Uhr eine Führung durch die Innenstadt für auswärtige Besucher stattfinden. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, da aber noch etwas Zeit war, entschlossen wir uns, erst einmal Mittagessen zu gehen. Eine Straße weiter fanden wir ein gemütliches Lokal mit sehr zivilen Preisen. Nachdem sich jeder mit einem Wienerschnitzel gestärkt hatten, ging es zurück zum Con-Lokal. Dort starteten wir zusammen mit Christian Montillon und seiner Gattin die Führung durch Wien. Diese leitete Thomas Wilfert vom Wiener Stammtisch und da unsere Gruppe gerade mal aus fünf Personen bestand, herrschte schnell eine sehr lockere Stimmung. So kamen wir auch gut vorwärts und sahen viel Sehenswertes. Mitten in Wien gabelten wir zufällig noch Stefan Friedrich vom Münchner PERRY RHODAN-Stammtisch auf. Dieser befand sich gerade auf den Weg zu seinem Hotel, schloss sich aber spontan unserem Spaziergang an. Nach fast eineinhalb Stunden fanden wir uns wieder im Con-Lokal ein. Da Thomas noch etwas bei den Vorbereitungen helfen wollte, trennten sich hier unsere Wege. Stefan Friedrich ging weiter ins Hotel, Christian und Gattin verabschiedeten sich auch, und wir wollten nun im Hotel einchecken und uns etwas frisch machen. Gesagt, getan.

Andy Schmid und Helmut Freisinger
Andy Schmid und Helmut Freisinger an der Bar

Gegen 18:30 Uhr gingen wir dann wieder ins Con-Lokal zurück. Hier herrschte schon eine tolle Stimmung, viele Fans waren bereits da und erfreuten sich an der Bar. Wir wurden von bekannten Wiener Fans wie Roman, Martin Steiner, Gerhard Pfandler oder Karl-Heinz Santruschitz begrüßt. Der Hauptraum war liebevoll mit Originalwerken von Johnny Bruck, Swen Papenbrock, Michael Gottfried, Franz Miklis und Reinhard Habeck geschmückt.
Auch hier sah man schon viele bekannte Gesichter. Da es ja kein offizieller Con war, gab es auch keine Ehrengäste, und so sah fan »ganz privat« Uwe Anton, Gerald und Uschi Jambor, Ernst Vlcek mit Gattin, Michael Marcus Thurner oder Hubert Haensel. Daneben weitere bekannte Leute wie z.B. Reinhard Habeck, Raimund Peter, Götz Roderer und natürlich allseits berühmte Fans wie Helmut Freisinger, Hajo Kleimann, Ralph Zimmermann (aus dem Kölner Eck), Dieter Wengenmayr, Michael Rauter (aus dem Münchner Eck) und viele, viele mehr. Ja, da war ich erst mal mit Begrüßungen beschäftigt – so dass ich gar nicht merkte, dass der erste geplante Programmpunkt flach fiel. ESA-Mitarbeiter Norbert Frischauf war leider krankheitshalber verhindert, aber ich glaube, im allgemeinen Trubel hat das niemand so genau bemerkt.

Die offizielle Begrüßung fand statt um 19:00 Uhr erst um 20:15 Uhr statt. Das Con-Team wollte noch auf das Eintreffen von Arndt Ellmer und Klaus Bollhöfener warten, deren Zug erst mit Verspätung ankam. Danach eröffnete Wolfgang Zenker die Feierlichkeit. Ein sehr schönes Animationsvideo von Kurt Neubauer stimmte uns Fans ein. Und da nun der erste Programm-punkt ausfiel, ging man sogleich zum gemütlichen Teil über – das Galaktische Buffet wurde eröffnet. Und das hatte es in sich. Wie schon am Zielstern-Con, hatte sich die Familie Ohri – Elisabeth, Charly und Stefan – wieder selbst übertroffen. Jeder der kulinarischen Genüsse hat einen Namen oder Bezug zur Rhodan-Serie. Und es war sehr lecker! Dermaßen gestärkt, warteten die Wiener mit dem nächsten Highlight auf. Zum einen war im Vorfeld des Cons ein Wettbewerb vom Wiener Stammtisch ausgerufen worden, das Lebensmotto von Perry Rhodan zu finden. Aus den 56 Einsendungen wurde am Stammtisch eine Vorauswahl vorgenommen und das Ergebnis zur endgültigen Bewertung an die PERRY RHODAN-Redaktion geschickt. Dort wählten Klaus N. Frick und Klaus Bollhöfener den Sieger aus – und dieser wurde nun bekannt gegeben: Helmut Schröppel (sein Mottospruch lautete: ZU DEN STERNEN). Dieser Spruch wurde auch auf dem Button, den jeder Besucher dieses Cons bekam, verewigt. Leider war Helmut nicht anwesend.

Kein con in Wien
Volles Haus beim Kein Con

Als nächstes kam die Präsentation der neuen Rhodan-Briefmarke. Wie schon zum Zielstern-Con brachte der Stammtisch Wien auch diesmal eine – leider nur in Österreich – frankaturgültige 55 Cent Briefmarke heraus. Diesmal zeigte das Motiv Atlan. Ein sehr schönes Sammlerstück – doch nicht das einzige. Wer die Wiener kennt, weiß, dass sie immer einen ganzen Batzen an schönen Sachen heraus bringen, die man als Sammler unbedingt haben möchte. Neben dem NOW! Nr. 10, dem Button und der Briefmarke gab es diesmal noch eine Leinenmappe mit zehn »Wiener Ansichten«. Der Stammtisch hatte bei verschiedenen PR-Künstlern angefragt, was ihnen zum Thema Wien einfällt. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen – Robert Straumann, Franz Miklis, Michael Gottfried, Reinhard Habeck, Simone Kesterton, Ulrich Zeidler, Stefan Lechner, Andreas Weiß, Dirk Schulz und Michael Wittmann nahmen an dem Projekt teil. Ein sehr schönes Stück, besonders die Werke von Reinhard Habeck und Simone Kesterton stachen hier ins Auge. Das wundervolle Motiv von Franz Miklis (landende MARCO POLO hinter dem Stephansdom) diente auch als Con-Plakat. Daneben gab es vier Karten der »Ruby-Edition«, ein Buch mit Michael M. Thurners erster Rhodan-Geschichte »Schluckauf und Karottenschnaps« (im Eigenverlag, illustriert von Michael Wittmann), zwei Schmuckkuverts mit der neuen Briefmarke und eine weitere Leinenmappe mit »20 Blicke ins PERRY RHODAN-Universum« von Michael Wittmann. Durch diese Ankündigungen waren die anwesenden Sammler natürlich sofort heiß auf die Sachen. Einige konnte man sofort kaufen, andere erst tags darauf. Während die Umbauarbeiten für den nächsten Programmpunkt liefen, wurde gleich eine kurze Verkaufsveranstaltung gestartet.

Der nächste Beitrag namens »100 Maschinenträume« kam von Franz Miklis. Franz ist ja jedem Fan als einer der Grafiker des PERRY RHODAN-Sammelkartenspiels von »Between the Stars« bekannt. Für den Jubiläums-stammtisch hatte er eigens 100 Bilder gemalt und sich dabei insbesondere von Johnny Brucks PR-Cover inspirieren lassen. Franz ist schon jahrzehntelang ein Fan der Serie, Zeichnungen und Grafiken von ihm erschienen schon im legendären PERRY RHODAN-Magazin und auf der LKS. Einige der hundert Zeichnungen hatte er auch ausgestellt – der Rest wurde über den Videobeamer gezeigt, mit schöner Musik untermalt. Leider kam es hierbei zu technischen Pannen – ja, die Technik! Nicht nur am Frankencon, auch in Wien schlug die Hyperimpedanz gnadenlos zu, davor ist wohl niemand gefeit. Nach dem Vortrag konnte fan diese Zeichnung auch käuflich erwerben, wovon einige Fans regen Gebrauch machten.

Kein con in Wien
Ein Hund, die Technik!

Mittlerweile war es schon 23:30 Uhr durch – die Zeit raste nur so dahin. An der Bar und in den Nebenräumen fanden sich die Fans zu kleinen Gesprächsrunden – ein anwesender Reporter interviewte die Gäste, darunter auch Pauline Papenbrock, eine der beiden Töchter von Swen. Reinhard Habeck signierte fleißig – ich nutze die Gelegenheit und ließ mir eine »kleine« Rüssel-mopszeichnung von ihm machen. Um Mitternacht war ein Überraschungsfilm im Programm geplant – davor wurde jedoch der Begleitung von Uwe Anton zum Geburtstag gratuliert und eine Torte überreicht, begleitet von einem »Happy Birthday«-Chor der Anwesenden. Der Über--raschungsfilm war der legendäre Film »Heavy Metal«. Nach einer halbe Stunde wollten Marion und Heinz langsam aufbrechen. Da ich den Film schon kannte und mich der Tag ebenfalls viel Kraft gekostet hatte, schloss ich mich ihnen an. Der Abend war Gemütlichkeit pur, aber die Fahrt und der Wienspaziergang hatten einfach ihren Tribut gefordert. Gemeinsam verabschiedeten wir uns und machte uns durch eine laue Wiener Nacht auf den Weg ins nahegelegene Hotel.

 

Samstag, 21.10.2006
Der 2. Con-Tag

Die Nacht war kurz und unruhig. Obwohl die Lage des Hotels wirklich ideal war und keine Verkehrsgeräusche den Schlummer störten, konnte ich nicht wirklich zur Ruhe kommen. Gegen 07:00 Uhr stand ich dann auf, duschte ausgiebig und nutzte die frühe Stunde für einen Rundgang um den Block. Für’s Frühstück war es noch zu früh, also nutze ich noch die Zeit und begutachtete die ersten Schätze des Vorabends. Ein Buch vom Reinhard Habeck über »Kreaturen der Nacht«, das Fanzine NOW! 10, die Leinenmappe – alles tolle Sachen, die den Geldbeutel zwar schmerzten, ihr Geld aber allemal wert waren. Warum musste ich auch von der Atlan-Briefmarke gleich einen ganzen Bogen kaufen? Ja mei, weil der halt so schön ausschaut, Sammler werden verstehen, wie ich das meine!

Gegen 8:00 Uhr klopfte Marion an die Tür und teilte mir mit, dass wir in einer halben Stunde frühstücken können. Ich nutzte diese Zeitspanne noch und surfte etwas im Internet (es gab in diesem Hotel einen kostenlosen Zugang) – im Galaktischen Forum stand noch nichts über den Con in Wien, im ACD Forum auch nicht. Als ich gerade etwas posten wollte, hörte ich, wie Heinz und Marion den Frühstückssaal betraten. Also gesellte ich mich zu ihnen und es wurde erst mal in aller Ruhe gefrühstückt. Danach machten wir noch das weitere Vorgehen aus – Heinz und ich würden den Tag im Con-Lokal verbringen, Marion würde sich Wien anschauen. Gesagt, getan – ich postete schnell noch einen Gruß ins ACD Forum, danach ging es wieder zum Con.

Bollhöfener und Roman
Klaus »Bolli« Bollhöfener und Roman

Dort war natürlich schon wieder eine Menge los. Einige der Anwesenden hatten die Nacht anscheinend durchgemacht, auf jeden Fall erinnerten sie mich an die Zombies, von denen ich in Reinhard Habecks Buch heute morgen gelesen hatte ;-) Den ersten Programmpunkt um 10:45 Uhr bestritt Klaus Bollhöfener mit Neuem aus dem Bereich Marketing. Klaus verkündete, dass im kommenden Jahr der 100ste PERRY RHODAN-Silberband erscheinen wird – ein großes Ereignis, welches entsprechend auf der Frankfurter Buchmesse gewürdigt werden soll. Ein weiterer Zyklus bei Heyne, ein neues PR-Extra und weitere Zyklen wie Schwarm und Plophos sind geplant. Nicht viel Neues, aber warum sollte VPM die Produktpalette nicht weiterführen, die sie erfolgreich vermarkten. Auch ein neues Computerspiel soll erscheinen. Bolli sagte in seinem Vortrag, dass das Hauptaugenmerk des Verlages wieder verstärkt auf die Altleser gelenkt wird. Projekte, die andere Zielgruppen (Kinder, Frauen) zur Rhodan-Serie bringen sollen, sind in seinen Augen eher sinnlos, so die Aussage von Klaus. Der Markt ist zu voll, der Vertrieb zu ausgelastet. Dreh- und Angelpunkt des Vortrages waren unter anderem die Silberbände. Klaus wollte von den anwesenden Fans wissen, wie sie auf eine Änderung des Layouts oder die Verwendung von dünnerem Papier reagieren würden. Ist das 3D-Bild noch zeitgemäß? Der Grundtenor aller anwesenden Fans war gleich, eigentlich möchte niemand eine Veränderung an den Bänden – Klaus Bollhöfener meinte dann dazu, dass man in der Redaktion zu den gleichen Schlüssen gekommen war. Die Silberbände haben sich mittlerweile zu einem typischen Markenprodukt entwickelt (Silbereinband, 3D-Bild), vergleichbar mit den Karl May-Bänden. Für große Diskussion sorgte auch die Frage, ob der Heftroman in absehbarer Zeit vom Markt verschwinden würde. Bolli meinte dazu, dass dies irgendwann in naher Zukunft auf jeden Fall so sein wird (Originalzitat: »Piccolo-Comics gibt es heute auch nicht mehr, genauso kann es mit den Heftromanen gehen«). Die Tendenz geht hin zu E-Books und Taschenbüchern. Man müsste sich nur mal vorstellen, der Bastei-Verlag würde von heute auf morgen seinen Heftromansektor einstellen. Bei Bastei erscheint ein Großteil aller Heftromanserien, und ohne diese stünde VPM plötzlich mit PERRY RHODAN und LANDSER allein da. Ob dann die Verkäufer diese letzten Heftromanserien noch verkaufen möchten? Dieser Programmpunkt war sehr schön, Klaus Bollhöfener umschiffte sehr geschickt die Fragen nach geplanten Produkten, aber es machte unheimlichen Spaß, über die genannten Themen zu diskutieren. Weitere Themen waren der Nachwuchsmangel (anwesende Väter berichteten, ob und wie sie ihre Kinder zu PERRY RHODAN brachten, bzw. wie sie daran scheiterten) oder die Probleme mit dem Vertrieb (die Vertreiber spezialisieren sich zunehmend – der eine auf Comic, der andere auf Bücher, so kommen Artikel mit dem Namen RHODAN einfach nicht mehr nebeneinander in den Verkauf). Auch, dass die Serie immer mehr aus den Kiosken verschwindet bzw. nur noch auf Bahnhöfen zu erhalten ist, war ein heiß diskutiertes Thema.

Schmid, Hell, Roderer
Andy Schmid, Heinz Hell und Götz Roderer

Nahtlos ging es nach Bollis Vortrag weiter mit Gilbert Hangel. Dieser stellte CERN vor, jedem ein Begriff, der den Roman »Illuminati« von Dan Brown gelesen hat. Weil ich mir natürlich nicht alles merken konnte, ein kleiner Auszug aus der »Wikipedia«, worum es sich bei CERN handelt: CERN (frz.: Organisation Européenne pour la Recherche Nucléaire, vormals Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire, nicht Centre, was ein häufiger Fehler ist), die Europäische Organisation für Kernforschung, ist eine Großforschungseinrichtung mit zwei Speicherringen (Synchrotronen) sowie verschiedenen Teilchenbeschleunigern in Meyrin in der Nähe von Genf in der Schweiz. Da die Anlage in der Nähe der Grenze zu Frankreich gelegen ist, liegen ein Teil der Speicherringe und auch einige Experimentierplätze unter französischem Boden. Gilbert stellte diese Institution ausführlich vor und räumte mit den Gerüchten durch die Romane von Dan Brown und Thomas Lehrs auf. In Dan Browns Roman »Illuminati« wird im CERN ein Wissenschaftler ermordet und Antimaterie gestohlen. Lehrs Roman »42« handelt von einer 5-jährigen Erstarrung der (Teilchen der) Welt, ausgelöst durch einen Unfall im CERN. Ebenfalls ein recht interessanter Vortrag, der eine lustige Diskussion auslöste, was wäre, wenn es gelänge, ein kleines Schwarzes Loch zu generieren.

Nach diesem Programmpunkt gab Raimund Peter einen visuellen Vortrag seiner Bastelarbeiten an der »Festung der Inquisition« und anderen Modellen zum Besten. Da ich diesen Vortrag schon vom dritten Frankencon kannte, nutze ich die Zeit für einen kurzen Gang ins Hotel. Irgendwie holte mich die Müdigkeit der vergangenen Nacht ein und ich entschloss mich zu einem kleinen Nickerchen. Laut Programm war nun Mittagspause bis 14:00 Uhr und dann kam ein Lesung mit Uschi Zietsch dran. Da dieser Programmpunkt aber in einem anderen Gebäude stattfand und mich nicht wirklich interessierte, kam mir die kleine Verschnaufpause ganz recht. Zirka um 15:00 Uhr ging ich zurück zum Con. Da viele der Gäste nun bei der Vorlesung mit Uschi waren, nutze ich die Zeit für einige schöne Aufnahmen der ausgestellten Gemälde und ein Gespräch mit Michael Gottfried. Dann war auch Uschis Lesung zu Ende und das Congebäude füllte sich wieder. Michael Marcus Thurner verkaufte sein Buch »Schluckauf und Karottenschnaps«, Swen Papenbrock gab Autogramme, es herrschte eine sehr lockere, familiäre Atmosphäre. Auch der Verkauf der Leinenmappen, des Conbuchs und der Briefmarken wurde fortgesetzt. Besonders schön fand ich, dass sich die Veranstalter mit »Gucky-Zeichnen« Gedanken um den Nachwuchs gemacht hatten. Michael Wittmann zeichnete mit den Jüngsten lustige Bilder, dieses Angebot wurde dankbar angenommen. Zwischendurch schneite Leo Lukas herein und begrüßte alle recht herzlich.

Wittmann Gucky zeichnen
Gucky-Zeichnen mit Michael Wittmann

Kurz vor 16:00 Uhr war dann der Programmpunkt mit Arndt Ellmer dran. »Kuriositäten aus der LKS« stand im Programm – tatsächlich gab Wolfgang Kehl aber bekannt, dass er daran denkt, die LKS nach langer Zeit aus den Händen zu geben. Er macht neben Willy Voltz diesen Job nun am längsten. Mit der Verlagsleitung und der Redaktion hat er diesen Wechsel schon durchgesprochen, allerdings weiß er noch nicht, wann dieser geschehen wird. Es kann heute, morgen oder Weihnachten passieren. Das war natürlich nur Spaß von ihm – aber der Wechsel kommt. Vermutlich nächstes Jahr, genau konnte Wolfgang das noch nicht sagen. Er ging auch auf die heiße Diskussion im Galaktischen Forum ein, bei der sich einige beschwert hatten, dass die LKS zu wenig Abwechslung böte. Das bedauerte Wolfgang zwar, konterte aber auch, dass er nur Sachen bringen könnte, die ihm zugetragen werden. Gerade an Cartoons, Kurzgeschichten oder Zeichnungen mangelt es sehr. Aktive Fans wie Günther Leifer oder Gerd Dorow-Domin, die lustige Cartoons kombiniert mit hochwertigen Zeichnungen lieferten, gibt es einfach nicht mehr. Auf eine Frage von mir, warum es denn keine Witzraketenhonorare mehr gäbe, sagte Wolfgang, dass dies schon vor seinem Antritt als LKS-Onkel vermutlich Budgetkürzungen zum Opfer gefallen war. Diskussionen laufen heutzutage über das Internet und nicht mehr über die LKS – trotzdem ist diese ein wichtiges Instrument für die Kommunikation zwischen Verlag und Leser. Immerhin gibt es noch genug Leser, die keinen Internetanschluss haben (vor allem ältere Leser), genauso aber solche, die wegen PERRY RHODAN erst das Internet für sich fanden. Wolfgang klagte darüber, dass die meisten die LKS gar nicht mehr richtig lesen würden, z.B. verabschiede er sich seit einigen Wochen nicht mehr mit »bis in einer Woche« sondern verwendet andere Grußformeln. Das hat noch niemand bemerkt. Genauso gab es einen Hinweis, dass es auf der Rhodan-Homepage einen Bereich gibt, in dem Geschichten oder Zeichnungen veröffentlicht werden, die auf der LKS keinen Platz finden (Anmerkung des Verfassers: Ich habe diesen Hinweis schon entdeckt und mir die Sache auch angeschaut, Norbert Reichinger kann dies bezeugen, weil ich ihn darauf aufmerksam gemacht hatte). Zeitweise klang Wolfgang für mich auch etwas verärgert – kein Wunder, wenn er immer nur Kritik für seine Arbeit einstecken musste. Selbst das von ihm eingeführte Barometer wurde mittlerweile von Lesern als langweilig tituliert. Ein Gast fragte nach Leserrisszeichnungen – worauf Wolfgang meinte: »Nur her damit!!! Früher konnte ich einmal im Monat eine bringen, weil ich so viele zugesendet bekam – heute schaffe ich das einmal im Jahr!« Nachdem das Internet eine Plattform bietet, die Leser immer älter werden und kein Nachwuchsleser nachrücken, verwundert es nicht, dass die LKS nicht mehr so abwechslungsreich wie früher ist. Als Kommunikationsmedium ist sie auch zu langsam, kreative Menschen sind Mangelware (aber da kann ja jeder Herausgeber von Fanzines ein Lied davon singen). Auch dieser Programmpunkt war sehr schön, weil lebhaft diskutiert wurde. Arndt Ellmer konnte mal live seinem Unmut Luft machen und das war gut so. Mal sehen, ob er etwas mehr Material für die LKS in den nächsten Wochen bekommt (nach der Diskussion im Galaktischen Forum war das ja so, leider nur für kurze Zeit).

Arndt Ellmer
Der LKS-Onkel Arndt Ellmer mit Wolfgang Zenker

Kurt Neubauer ist allen Besuchern des »45 Jahre PR«-Cons in München ein Begriff – er gestaltete das Eröffnungsanimationsvideo und plant einen digitalen PERRY RHODAN-Film. In seinem Vortrag zeigte er noch mal den Kein-Con Opener von Vorabend (und entschuldigte sich dabei für den Blue, den ich persönlich zwar sehr muskulös, aber trotzdem äußerst gelungen fand), zeigte nochmals das Video des 45er-Cons und erklärte, wie er zur Idee eines solchen Filmes kam. Kurt Neubauer stieß über die Rhodan-Homepage auf den Werbetrailer mit Entwürfen zur Verfilmung von PERRY RHODAN durch die Firma Casascania-GmbH. Dabei stellte er fest, dass diese bei der Figur von Gucky ein Programm bzw. eine Vorlage benutzt hatten, die von ihm stammte. So packte ihn der Ergeiz, selbst einen PR-Film zu machen. Die bisherigen Ergebnisse können sich sehen lassen – allerdings braucht so ein Fanfilm natürlich seine Zeit, aber die kann sich Kurt Neubauer auch lassen. Die Lizenz zu einer Verfilmung liegt ja noch in anderen Händen und so ein ambitioniertes Projekt könnte Neider auf den Plan rufen, selbst wenn es sich um ein Fanprojekt handelt. Unterstützt wird Kurt durch Marcus Hinterthür, der sehr schöne Kugel--raumermotive zu dem Projekt beisteuerte. Auch er war auf dem Con anwesend und hatte einige seiner Werke dabei. Neben dem Fanfilmprojekt arbeitet Kurt Neubauer auch an einem Spiel, das er zusammen mit Werner Höbart für die Light-Edition entwickelt und das im PERRY RHODAN-Universum spielt. Die ersten Szenen sahen ebenfalls sehr toll aus, da darf fan gespannt sein, was sich daraus entwickelt. Zum Abschluss und zur Überleitung zeigte Kurt Neubauer noch ein Animationsvideo, das er für die Light-Edition gestaltet hatte und mit dem alle Künstler geehrt wurden, die bisher an dem Projekt mitgearbeitet hatten.

Den Schluss des Programmpunktes von Werner Höbart verpasste ich aber, weil mich ein dringendes menschliches Bedürfnis aus dem Hauptsaal lockte (ich hätte nicht soviel Apfelschorle trinken sollen). Als ich von der Toilette zurückkam, sah ich Swen Papenbrock, der an einem Tisch Farbkopien seiner Titelbilder verkaufte. Daran kommt man als Fan natürlich nicht vorbei und schnell war ich in ein Gespräch mit dem Künstler aus Kassel verwickelt. Heinz Hell gesellte sich noch zu uns und amüsiert musste ich feststellen, dass Swens Kinder sehr geschäftstüchtig sind. Wie der Vater verkauften sie ihre selbstgezeichneten Bilder an die Con-Besucher. Einen Tisch weiter bot Michael Wittmann seine Originale an – eine richtige Künstlerecke war das. Swen zeigte mir an seinem Laptop einige neue Projekte, z.B. Papiermodelle von Fliegern. Es war hoch-interessant zu sehen, welche Talente da noch in Swen schlummern. Auch seine Homepage war Thema unseres Gesprächs. Kein Wunder, dass ich dadurch auch den Programmpunkt von Raimund Peter verpasste (das ärgert auch Swen). »Die Straße nach Andromeda« lautete der Titel des Animationsfilms, und alle die ihn gesehen hatten, waren hellauf begeistert. Aber gut, man kann nicht alles haben und diesen Film wird Raimund nach dem Applaus, den er bekommen hatte, bestimmt woanders auch noch zeigen.

Swen Papenbrock Wien
Swen Papenbrock mit Andy Schmid in der Künstlerecke

Nach einer längeren Pause kam der Programmpunkt »Erinnerungen an Johnny Bruck«. Mittlerweile war es 18:45 Uhr. Bonnie Bruck wusste erst gar nicht recht, was sie erzählen sollte, aber Wolfgang Zenker gab galant die Richtung vor. So erzählte die Frau des unvergessenen Künstlers, dass sie ihn schon in jungen Jahren als Auszubildende kennengelernt hatte. Damals war Johnny auch noch als Journalist aktiv und machte sich gern über ihre langen Zöpfe lustig. Trotzdem wurde im Laufe der Zeit mehr daraus, und nach seiner Scheidung heiratete Johnny sie. Für Bonnie war das eine große Umstellung – sie kam aus einer Beamtenfamilie, mit geordneten Abläufen (Frühstück, Mittagessen, Abendbrot usw.) und auf einmal lebte sie mit einem Künstler zusammen. Johnny arbeitete gerne nachts, frühmorgens musste sie ihn dann in Wald fahren (er hatte zeitlebens keinen Führerschein). Nach einigen Stunden holte sie ihn dann wieder ab – meist fand sie ihn laut schnarchend im Jägersteig vor – darunter weideten die Rehe, sie hatten sich längst an Johnnys Schnarchen gewöhnt. Viele Tiere und Insekten aus dem Wald waren für Johnny Bruck Vorbilder für Außerirdische und Monster auf den Rhodan-Titelbildern. Für Bonnie war das Leben mit Johnny eine sehr große Umstellung. Doch mit der Zeit entwickelten sie sogar so etwas wie eine telepathische Verbindung. Wollte Johnny einen Kaffee oder einen Whisky, war Bonnie schon zur Stelle, noch bevor er etwas sagen musste. Oft stand sie auch Modell, wenn Johnny eine Vorlage brauchte. Nicht nur für eine Raumfahrerin (Titelbildkenner ran, wer findet ein Bild mit Bonnies Gesicht!), sondern auch für Bewegungen oder verschiedene Körperhaltungen (z.B. eine Hand, die einen Revolver hält).

Johnnys Trinkgewohnheiten waren auch ein Thema des Vortrags, mit einem Schmunzeln auf den Lippen erzählte Bonnie, dass Johnny anfangs, als sie ihn kennengelernt hatte, noch viel Cola mit Rum trank. Aber mit zunehmendem Alter setzte der Zucker im Cola immer mehr Speck an Johnnys Hüften an und da er auch etwas eitel war, stieg er auf Whisky um. Da das Arbeitspensum Johnnys unheimlich groß war (man bedenke, wöchentlich PERRY RHODAN, dazu zweiwöchent-lich ATLAN, TERRA, TERRA ASTRA, UTOPIA, usw., daneben noch der Journalismus), da kam es schon mal vor, dass sich Johnny nach einer arbeitsreichen Nacht vergriff und den Pinsel ins Whiskyglas steckte oder das Malwasser trank. Zeitweise lagen vom Flur übers Wohnzimmer bis in sein Atelier die Manuskripte der Rhodan-Romane verstreut. Am Ende seiner Laufbahn bekam er nur noch die Exposés, das sparte Platz und Zeit, ansonst hätte er das Pensum auch nicht geschafft. Ein Zuschauer aus dem Publikum wollte wissen, ob Johnny auch an mehren Bildern gleichzeitig arbeitete und ob er Skizzen zeichnete. Nein, Johnny malte immer ein Bild fertig und dann erst das nächste, nie zwei oder drei gleichzeitig. Erst in den letzten Jahren zeichnete er Skizzen vor, um sich die Arbeiten zu erleichtern. Auf die Frage eines Fans, warum Johnny keinen Führerschein hatte, erzählte Bonnie die altbekannte Geschichte, dass er von einer Wahrsagerin im Zweiten Weltkrieg vorausgesagt bekommen hatte, dass er zweimal verheiratet sein würde, drei Kinder haben würde und mit 83 Jahren bei einem Verkehrsunfall sterben würde. Diese Voraussage nahm Johnny sehr ernst. Daher machte er nie den Führerschein, fuhr lieber mit dem Fahrrad oder ließ sich fahren. Etwas später machte er dann den Vespaführerschein, um wenigsten etwas mobil zu sein, schließlich mussten die Bilder regelmäßig nach München in die Türkenstraße zum Moewig-Verlag gebracht werden.

Rhodan Bonnie Bruck Johnny
Bonnie erinnert sich an Johnny Bruck

Natürlich wurden auch die bekannten Geschichten nicht ausgelassen, z.B. dass er sich selbst mal in den Fuß geschossen hatte und Bonnie ihm alle Zeichenutensilien ins Krankenhaus bringen musste, damit er die Bilder fertig stellen konnte. Diese Bilder signierte er dann mit »Johnny Shot«. Ein anderes Mal hatte er sich die Hand gebrochen, trotzdem zeichnete er weiter (diese Bilder tragen die Signatur »J. Plasterer«). Ich kannte noch das Kürzel »Willis«, deshalb fragte ich Bonnie, was es mit dieser Signatur auf sich hatte – leider wusste sie das auch nicht. Ein Fan erinnerte an Johnnys legendären Auftritt am Weltcon 1991, als er eine Sehnenscheidenentzündung vom vielen Signieren bekam – Bonnie bestätigte das und erzählte, wie sie ihn im Hotel behandelt hatte. Viele Fans glaubten damals ja, dass Johnny keine Lust mehr hatte, aber das stimmte nicht. Dann war da noch die Geschichte, dass Johnny Bruck den Cheflektor Kurt Bernhardt durch den Pabel-Verlag gehetzt hatte um ihm eine Ohrfeige zu verpassen, weil er seine Ehefrau beleidigt hatte. Ich fragte Bonnie, ob diese Geschichte wahr sei. Sie schmunzelte und bestätigte dies. Mit Kurt Bernhardt hatte Johnny schon immer ein eher gespanntes Verhältnis. Als er nun Bonnie heiratete, war sie ja noch sehr jung und Kurt Bernhardt musste dahingehend etwas sehr Dummes gesagt haben (»... die ist ja noch ein Mädchen« oder so ähnlich) und das ließ ein Johnny Bruck nicht auf sich sitzen! Es machte Johnny aber auch Spaß, Kurt Bernhardt zu reizen. Einmal wurde eine junge Dame in einem Roman sehr freizügig beschrieben und Johnny setzte dies eins zu eins als Bild um, wohl wissend, dass Kurt Bernhardt so ein Bild ablehnen würde. Danach hatte er die Freizügigkeit etwas retuschiert und es war wieder gut. Kurt Bernhardt war ein Sturkopf und Johnny Bruck ebenfalls – kein Wunder, dass beide gern aneinander gerieten. So kam es auch, dass Johnny Kurt Bernhardt des öfteren (wie auch andere Bekannte oder Kollegen) auf einem PERRY RHODAN-Titelbild verewigte. Schaut euch den Außerirdischen auf dem Vurguzz-Fläschchen mal genau an! Auch Bonnie hatte zeichnerische Ambitionen – als Johnny seinen schweren Unfall hatte, an dem er letztendlich starb, zeichnete Bonnie die letzten beiden Bilder fertig – der Verlag nahm sie auch an.

Dafür, das Bonnie am Anfang gar nicht recht wusste, was sie erzählen sollte, kamen doch viele Informationen zutage. Teils bekannte, teils neue. Bonnie freute sich sehr, dass noch soviel Interesse der Fans an ihrem verstorbenen Gatten bestand. Für die Versteigerung spendete sie zwei Originalzeichnungen, worüber sich der Stammtisch Wien natürlich besonders freute. Mit einem Zitat von Willi Voltz über Johnny Bruck beendete Wolfgang Zenker den Vortrag, bedankte sich bei Bonnie und überreichte ihr drei Geschenke vom Wiener Stammtisch.

Perry Rhodan Kein Con Wien
Vor der großen Auktion - Wolfgang, Erich, Roman

Um 19:15 Uhr ging es dann mit einem weiteren Höhepunkt weiter – der traditionellen Versteigerung. Diese dient ja auch dazu, den Con oder die Veranstaltung mit zu finanzieren. Anders als sonst wurde die Auktion diesmal gesplittet. Von der Hamburger Alligator Farm wurden vier Originalzeichnungen von Simone Kesterton beigestellt (darunter das Original aus der Leinenmappe »Wiener Ansichten«). Wie jeder weiß, kämpft die Alligatorfarm derzeit ums Überleben, daher wurden diese vier Zeichnungen separat versteigert und der Erlös an die Alligatorfarm überwiesen. Der Rest der Versteigerung ging an den Stammtisch Wien. Wolfgang Zenker und Roman leiteten diese Auktion. Geboten wurde ein selbstgebastelter PR-LKW, eine Innenillustration von Michael Wittmann, eine Kiste Bücher aus dem Nachlass von Peter Krassa, Vignetten von Dieter Wengenmayr, eine »Konzil der Fünf« DVD und ein Conbuch von uns FESTAKlern, drei DVDs des PR-Geschichtsvideo des PROCs und natürlich die beiden Bruck-Originale. Erwartungsgemäß gingen die natürlich am besten weg – stolze 1.000 Euro brachten sie gemeinsam ein. Einer der glücklichen Gewinner dieser Auktion war Michael Wittmann, der schon zuvor ein Original von Simone Kesterton ersteigert hatte. Das glückliche Grinsen in Michaels Gesicht bekam er an diesem Abend nicht mehr weg. Mit dem Bruck-Original hatte er ein wirkliches Schnäppchen gemacht – das ich ihm voll gönnte ;-) Für mich selbst war diesmal nichts Interessante dabei, alles was angeboten wurde, hatte ich schon. War aber nicht schlecht, denn so wurde mein Geldbeutel geschont und ich konnte mich auf das Fotografieren konzentrieren. Da es an Versteigerungsmaterial nicht so viel gab, war dieser Programmpunkt sehr schnell vorbei.

Die darauf folgende »Autorenkonferenz« mit allen anwesenden Autoren ließen wir zu Gunsten eines gemütlichen Abendessens sausen – manchmal müssen Opfer gebracht werden. Sehr zu unserer Überraschung war es gar nicht leicht, ein offenes Lokal zu finden, und das am Samstagabend. Als wir dann einen kleinen Italiener fanden und den Wirt fragten, warum dies so sei, erklärte er uns, dass in dieser Gegend um die Zeit sehr wenig los wäre (wohl gemerkt, wir waren im Zentrum Wiens). Er erzählte, dass es ringsherum hauptsächlich Büro- und Verwaltungsgebäude gibt, und in den wenigen Wohnhäusern leben viele ältere Menschen, die nicht mehr ausgehen, und die jungen zieht es in andere Gegenden. Unter der Woche tut sich mehr, weil alle essen gehen, aber Samstagabend ist es eben ruhig. Ja, man lernt nie aus ... Mit gefüllten Mägen machten sich Marion, Heinz und ich wieder auf den Weg zurück ins Con-Gebäude – mittlerweile war es 21:00 Uhr.

Rhodan Kein Con in Wien
Autorenkonferenz mit Klaus Bollhöfener, Arndt Ellmer, Michael M. Thurner,
Christian Montillon, Hubert Haensel, Uwe Anton und Uschi Zietsch

Im Con-Lokal lief immer noch der Programmpunkt mit allen Autoren auf der Bühne – Klaus Bollhöfener erklärte gerade wild gestikulierend, dass man die PERRY RHODAN-Serie schlecht in Amerika verkaufen könne, weil die Amerikaner spätestens an dem Punkt aussteigen, wo es heißt, dass Perry Rhodan 1961 auf dem Mond gelandet ist. Und was ist mit Armstrong, fragen die dann gleich und schon ist das Interesse an der Serie für sie gestorben. Da meine Portion des Abendessens etwas dürftig gewesen war, gönnte ich mir an der Bar noch zwei Debreziner, Marion gesellte sich zu mir. Andreas Leder (bekannt durch das Magazin FUTURE MAGIC) und Uwe Schmitz waren nach wie vor eifrig bemüht, alle Gäste zufrieden zu stellen und gaben schon den ganzen Tag Essen und Getränke aus. Amüsiert hörte ich zu, wie Götz Roderer versucht, Helmut Freisinger den Unterschied zwischen Ober-, Unter- und Mittelfranken zu erklären, warum alle drei Gruppen streiten, aber zusammenhalten, wenn ein Bayer oder ein Oberpfälzer dazu kommen und sich in richtige Bayern verwandeln, wenn jemand jenseits des Weißwurstäquators sich mit einmischt. Wie dies alles geschichtlich zusammenhängt und warum Karl der Große schuld daran ist, dass es in Franken nur kleine Bauernhöfe und in Bayern dagegen sehr große Gehöfte gibt, ließ Helmut Freisinger nur mit den Kopf schütteln ;-) Inzwischen war die große Autorenrunde beendet und die Bar füllte sich wieder zusehends.

Leo LukasO. Lendl Star Trek
Leo Lukas präsentiert seinen Kollegen Olivier Lendl

Am Gang traf ich Christian Montillon wieder und diskutierte mit ihm über seinen letzten Roman, in dem er den Piratenkapitän Jack Sparrow aus dem Film »Fluch der Karibik« auftreten ließ. Dabei merkten wir, dass wir beiden mit dem Gänger des Netzes-Zyklus unseren Einstieg in die Erstauflage der PERRY RHODAN-Heftserie gehabt hatten. Das war so 1986 herum – Mann, ist das lange her – heute ist er Autor, aber ich weiterhin Fan. Unser Gespräch wurde von der Ankündigung unterbrochen, das kurz vor 22:00 Uhr das Galaktische Kabarett beginnen würde.
Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Gemeinsam mit Marion und Heinz gingen wir in den Hauptsaal, wo Leo Lukas diesen Programmpunkt bereits vorstellte. Im Programm stand, dass ein gewisser O. Lendl das Kabarett bestreiten würde. Ich dachte, das wäre ein neues Pseudonym von Leo Lukas, doch weit gefehlt – es war ein junger Kollege von Leo. Olivier Lendl ist ein großer Kino- und SF-Fan – beides verbindet er in seinem Kabarettprogramm. Anfangs kam er mir etwas albern vor, wie er so auf der Bühne rumhüpfte und auch dem Publikum entlockte er kein wirkliches Lachen. Das sollte sich aber sehr schnell ändern! Lendl parodierte bekannte SF-Filme und Serien wie STAR WARS oder STAR TREK dermaßen gekonnt, dass einem die Tränen in den Augen standen. Die Mannschaft der ENTERPRISE tauschte er mit bekannten Österreichern aus (z.B. Pavel Chekov war Marcel Reich Ranicki, Sulu war Hans Moser, usw. ), einfach köstlich! Dabei gestikulierte er wie wild, dass ihm der Schweiß nur so in Strömen runterlief. Der Zugabesketch nach dem tosenden Applaus des Publikums brachte es mit einem Satz daraus auf den Punkt: »Ja, des haben wir gebraucht« ;-)

Franz Miklis Maschinenträume
Franz Miklis meets Andy Schmid

Somit endete schon der offizielle Teil dieser Festlichkeit – aber der gemütliche Teil folgte sogleich. Nun waren Bier, Wein, Essen und Gespräche angesagt. Ich unterhielt mich gerade mit Michael Wittmann und Marin Balabanov übers Zeichnen, als mich Martin Steiner in den Hauptsaal bat. Dort saß Franz Miklis und wollte mich ungedingt kennenlernen (ich hatte vor knapp eineinhalb Jahren eine Originalzeichnung von ihm gekauft). Ich war der Meinung, dass wir uns schon mal persönlich begegnet waren, daher hatte ich mich während des Cons nicht separat vorgestellt. Anscheinend unterlag ich da einem Irrtum – was zu einem großem Gelächter führte. Heinz Hell und Klaus Bollhöfener beteiligten sich nach einiger Zeit an unserer Runde. Dass dieser Ausklang im Programm mit »Die Rückkehr der Bierkoniden« betitelt war, passte wie die Faust aufs Auge. Dem leckeren Gerstensaft wurde stark zugesprochen, was man am immer höheren Lärmpegel merkte. Irgendwann verabschiedeten sich Marion und Heinz, ich entschied mich noch etwas zu bleiben. Aber spätestes kurz vor 02:00 Uhr nachts musste ich dann im Hotel eingetroffen sein, wie ich tags drauf im ACD-Forum nachlesen konnte, da ich die Highlights des Cons noch vor dem Schlafengehen reingepostet hatte. Somit endete der Con, der eigentlich keiner sein sollte, aber doch einer war.

 

Sonntag 22.10.2006
Der 3. Con-Tag

Am Sonntag Morgen stand ich um 08:00 Uhr auf, der Koffer war schnell gepackt, alle gekauften Schätze verstaut. Obwohl ich mich nicht mehr an alles vom Vorabend erinnern konnte (besonders die letzte zwei Stunden nach Mitternacht), hatte ich keinen Kater, soviel Bier hatte ich also nicht getrunken.


Die einen sitzen, die anderen schwitzen ^^

Nach einem guten Frühstück checkten wir gemeinsam aus. Während Marion und Heinz sich noch mit Verwandten in Wien trafen, ging ich noch mal zum Con-Keller zurück. Da traf ich gerade gemeinsam mit Franz Miklis ein. In das Haus kamen wir zwar hinein, aber der Keller war abgesperrt. War ja auch erst kurz vor 10:00 Uhr. Als Thomas Wilfert dazu kam, fanden wir Einlass. Roman, Erich und Martin waren mit ein paar andern schon fleißig am Aufräumen. Die Kölner Delegation um Helmut Freisinger kam auch dazu, und so gab es noch einiges zum Lachen. Ab und an schneite wieder jemand rein, um sich zu verabschieden, einmal Uwe Anton mit Freundin, dann Götz Roderer usw. Auch Martin Steiner und Erich Loydl zog es nach Hause. Als gegen 11:30 Uhr Marion und Heinz Hell noch dazu kamen, war für mich auch die Zeit des Abschieds gekommen. Wir diskutierten noch etwas mit Roman und Thomas und brachen gegen 12:15 Uhr die Heimreise an. Damit endet dieser Con-Bericht!

Fazit

Wien ist wirklich eine Reise wert, auch wenn KEIN Con stattfindet bzw. gerade dann! Der Wiener Stammtisch hat wieder einmal bewiesen, dass er zu feiern weiß. Es war urgemütlich, es gab ein tolles Programm und super Gimmicks! Mir hat das Jubelfest zum 10-jährigen Bestehen des Wiener Stammtisches besser gefallen, als die offizielle Verlagsfeier zum 45-jährigen Bestehen der RHODAN-Serie in München (sorry, Bolli). In Wien kam einfach eine wesentlich festlichere Stimmung auf. Dieser Con war der Erste, den ich in Wien (bzw. Österreich) erleben durfte und der gute Eindruck, den ich bisher nur durch Fotos hatte, wurde voll und ganz bestätigt. Auf den nächsten Con – ihr werdet schon einen Grund zum Feiern finden – und ich werde auf jeden Fall wieder dabei sein!

Copyright by Andy Schmid

Rhodan Kein Con in Wien
Es war ein schöner Con!

[Fotos von Erich und Martin]

 


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