Nach der Veröffentlichung mehrerer PR-Taschenbücher bist du mit Heft 1973 »Materia« am 15.6.1999 in die PERRY RHODAN-Serie eingestiegen. Wie war damals das Gefühl vom Fan zum Autor zu avancieren?
Zunächst: Vor der Veröffentlichung des »Materia«-Bandes gab es ja meine Beteiligung an der Traversan-ATLAN-Miniserie mit drei Heften und dem ATLAN-Extra, im Rahmen der »Blaubände« war die Arkon-Trilogie im Anschluss an Hanns Kneifels ATLAN-Zeitabenteuer schon in Arbeit (ATLAN 14 erschien im März 1999 und somit vor PR 1973) – und bereits 1997 war beim Haffmans Verlag »Der Blutvogt« erschienen (im März 1999 auch als TB bei Heyne veröffentlicht, das im Mai 1999 schon die zweite Auflage erreichte) bzw. 1998 beim Blitz-Verlag »Gea, die vergessene Welt«.
Vor diesem Hintergrund war das »Fan-Stadium« schon längst überwunden, als ich ins RHODAN-Team berufen wurde – unabhängig davon, dass ich mich von jeher nicht unbedingt als »Fan«, sondern als »Leser« gesehen habe, weil in meinem Augen viel zu häufig in/bei »Fan« auch das Negative von »fanatisch« mitklingt ...
Vom Gefühl her war es wohl vor allem Stolz und Befriedigung, einen weiteren Schritt auf dem eingeschlagenen Weg gemeistert zu haben; eine Bestätigung jahrelanger Bemühungen samt damit verbundener Durststrecken, als Schriftsteller »Fuß zu fassen«. Zwangläufig war der Eintritt ins RHODAN-Team nicht, auch nicht von mir »angestrebt« – man »bewirbt« sich nicht, sondern wird in Team berufen, denn wer mit dem Vorsatz: »Ich will RHODAN-Autor werden!« auf der Matte steht, dürfte im allgemeinen eher eine Enttäuschung erleben –, sondern mir ging es darum, den Weg, das »Hobby zum Beruf« zu machen, konsequent fortzusetzen. Vor diesem Hintergrund ist das Attribut »Team-Mitglied« natürlich überaus vorteilhaft – nicht zuletzt auch mit Blick darauf, dass sich die Sorge des Freiberuflers, wie die anstehenden Rechnungen beglichen werden sollen/können, deutlich verringert. Der Nachteil ist hierbei ebenso klar: RHODAN »frisst«, vor allem Zeit. Sprich: Es bleibt leider kaum oder gar kein Raum für andere, eigene Projekte ...
Wie bist du als Fan zur RHODAN-Serie gekommen?
Als »Fan« überhaupt nicht – als »Leser« durchaus zwangsläufig, denn wer sich wie ich Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre für Science Fiction und allem, was damit verbunden ist, interessiert hat, landete damals wohl über kurz oder lang unausweichlich bei PERRY RHODAN. Nach der obligatorischen Einstiegsphase des »absolut nix Verstehens« (Internet-Recherche gab’s damals noch nicht *grins*) und dem »Feuerfangen« kam eins zum anderen: Sammeln, Nachlesen, vervollständigen der Sammlung, intensivere Beschäftigung damit etc. Meine Kindheit war nun mal vom »Run ins All« mit dem Höhepunkt der Mondlandung geprägt, ich habe »Raumpatrouille Orion« bei der Erstausstrahlung gesehen und in der Zeit der damaligen Technikbegeisterung auch mein Interesse für Naturwissenschaften und Technik entdeckt. So entstanden zum Beispiel Beschreibungen und Legenden zu eigenen Zeichnungen, die natürlich stark von damaligen realen Raketen oder Zukunftsprognosen beeinflusst waren: Besiedlung von Mond und Mars, Leben im Meer, Rohrbahnen und dergleichen in Megastädten und was der Dinge mehr waren. »2001 – Odyssee im Weltall« war für mich ganz sicher ein Meilenstein. Zum allgemeinen »Lesefutter« – von den ZACK-Comics bis zu Sachbüchern der ganzen Sparte – kam dann Anfang der 70er Jahre schließlich auch PERRY RHODAN, und eine ganz neue Welt tat sich auf ...
Warst du im Fandom aktiv?
Nein.
Ich war stets »nur« Leser – und Sammler insofern, dass ich die Texte komplett haben und lesen wollte. In gewisser Weise habe ich schon immer damit »gearbeitet«, sprich: ich lese stets mit einem Stift in der Hand, streiche Interessantes an, schreibe Kommentare dazu oder markiere per Eselsohr – was für den Komplett- und Liebhaber-Sammler natürlich eine gräuliche Vorstellung sein dürfte *grins*. Dieses Markierungssystem bildete auch die Grundlage späterer Datensammlungen und hilft mir bis heute, gewisse Passagen ganz schnell zu finden.
Mit dem Fandom hatte ich in früheren Jahren nie was zu tun, wusste genau genommen gar nicht mal, dass es so was überhaupt gibt – liegt vielleicht auch daran, dass ich noch nie ein sonderlicher »Vereinsmeier« war. Meine ersten Cons überhaupt waren die beiden Weltcons bei der Buchmesse in Frankfurt sowie dem in Karlsruhe, und in Sinzig war ich das erste Mal 1994 – wenn ich es jetzt richtig im Kopf habe; ich kannte niemanden und stand schüchtern im Hintergrund herum ...
Welchen Auslöser gab es, als du mit dem Schreiben begonnen hast?
Kurz- oder Langfassung? *grins*
Der Ursprung war vermutlich die merkwürdige Faszination, die Bücher an sich von jeher auf mich ausgeübt haben. Keine Ahnung, warum das so war (und ist) – aber irgendwie gab es da schon immer den Wunsch, möglichst viele Bücher zu haben. Ein Wunsch, der schon vorhanden war, als ich nicht mal lesen und schreiben konnte, und sich bald auch darin äußerte, dass ich alte Kalender meines Vaters vollkritzelte. Dass mir dann die Angelegenheit, als es in der Schule ans Lesen- und Schreibenlernen ging, in den ersten Monaten ziemlich schwer fiel, ist ein anderes Thema. Theorie und Praxis sind nun mal zwei Paar Schuhe.
Die ersten dicken Schmöker waren dann – wie wohl bei vielen anderen auch – die von Karl May. Parallel dazu kam das allgemeine Faible für Technik und Science Fiction hinzu.
Selbst geschrieben habe ich seit Mitte der 70er Jahre, quasi parallel mit dem Leseeinstieg in den RHODAN-Kosmos und vermutlich aus den gleichen Gründen, die bei allen »Nachwuchsautoren« irgendwann Anlass waren und sind, zu Papier und Stift bzw. heutzutage Computer zu greifen: eigene Ideen entstehen beim Lesen, zumal wenn mal wieder ein eher »grottiger« Roman erbost in die Ecke gedonnert wurde und das unbewusste Teufelchen einem ins Ohr flüstert: »Das kannst du aber auch – und vor allem besser ...« (tja-ja – immer diese Teufelchen ...)
Zum intensiveren Schreiben kam ich dann vor allem deshalb, weil sich auf diese Weise das »angenehme« mit dem »nützlichen« verbinden ließ. Inhaltlich waren meine Aufsätze im Deutschunterricht meist ganz gut, aber die Noten habe ich mir regelmäßig durch katastrophale Rechtschreibung und Zeichensetzung »versaut«. Ich weiß heute nicht mehr genau, wie es zu dem Gespräch kam, aber meine Lehrerin schlug mir vor, die zunächst noch zögerlichen Schreibversuche fortzusetzen, da schon durch die Tätigkeit an sich, mit Spaß und Begeisterung ausgeführt, mehr hängen bleiben würde als durch stupides Grammatikpauken. Recht hatte die Gute; der Griff zum »Duden« war fortan völlig normal. Und es blieb in der Tat einiges hängen: Die Abschlussklausur auf der Fachoberschule wies nur ein einziges rot angemerktes fehlendes Komma auf – und nach intensiver Diskussion mit der Lehrerin samt genauem Studium des schon erwähnten »Dudens« zeigte dann, dass es sich um einen »Kann-Fall« handelte. *grins*
Dass dann mit der Zeit für den rein privaten Gebrauch einige tausend Seiten eines eigenen Science-Fiction-Epos entstanden waren – allesamt noch mit der mechanischen Schreibmaschine getippt, einschließlich der obligatorischen stark wechselnden Qualität der Farbbänder und vielen Tipp-Ex-Korrekturen – war die andere Seite dieses Hobbys. Zunächst war die Chose für den reinen »Hausgebrauch« bestimmt, doch irgendwann Anfang/Mitte der 80er Jahre entwickelte sich daraus der Wunsch, die Sache »professionell zu machen«. An RHODAN habe ich damals absolut nicht gedacht, sondern hatte vielmehr mein »ureigenes Epos« im Sinn – immerhin gab es inzwischen oben erwähnte einige tausend voll geschriebene Schreibmaschinenseiten (von Computer und Textverarbeitung im heutigen Sinn konnte damals ja noch keine Rede sein). Sieht man mal »Gea, die vergessene Welt« ab, hat von dem Werk (leider ...) bis heute noch nichts das »Licht der Öffentlichkeit« erblickt.
Ist Schreiben für dich wie ein Zwang?
Nö *grins*
Bist du Autodidakt?
Vom Grundsatz her ja. Hinzu kam dann natürlich die extrem wichtige Zeit, als mich Hanns Kneifel »unter die Fittiche« nahm ...
Seit jenen Tagen verbindet dich und Hanns Kneifel eine enge Freundschaft … wie ist sie entstanden?
Kurz- oder Langfassung? *grins*
Begonnen hatte es Anfang der 80er, als ich – zu einem Zeitpunkt, als die zweite Staffel der ATLAN-Zeitabenteuer angelaufen war – alle nur auffindbaren »Erinnerungsandeutungen« der Hefte, Taschenbücher und dergleichen zusammenstellte, mit der einen oder anderen Andeutung versah und zur Post brachte. Damals schon von Atlan fasziniert, war ich sogar so frei, drei Zeitabenteuer selbst zu schreiben (welche auf ewig im Tresor verschwunden bleiben werden!). Sie gingen zunächst über Willi Voltz an Herrn Schelwokat, und ich kann mich »rühmen«, einen Absagebrief von ihm erhalten zu haben, unter anderem mit der Bemerkung, Zitat (bewusst noch in der alten Rechtschreibung *grins*): »... mit Freude festgestellt, dass Sie sich in der PR-Materie recht gut auskennen ...« Und natürlich fehlte die obligatorische Abschlussbemerkung nicht, Zitat: »Allerdings müssten Sie noch Ihre Schreibe (auch Zeichensetzung und Orthographie) wesentlich verbessern ...«
Im zweiten Schritt gingen die Manuskripte an Hanns Kneifel, dem sie, Zitat: »einen Heidenspaß bereiteten«, und in der Versicherung endeten, er habe »auch ein paar gute Ideen« erfahren.
Nun, das war der Anfang.
Mehr oder weniger regelmäßig schickte ich ihm fortan Kritiken zu den erschienenen Taschenbüchern, formulierte die eine oder andere Idee oder gab Hinweise. Das Ganze gipfelte schließlich im Verbraten auf unnachahmliche Kneifel-Art in Taschenbuch 276, wo ich plötzlich über eine »Siloanlage 5470 A« stolperte (= alte Postleitzahl von Andernach), einen Roboter RAICASTOR sowie die bemerkenswerte Formulierung: »Er war verpflichtet, nicht zuletzt aus Selbstschutz, die zentrale Befehlsstelle von dem Ausmaß der geänderten Umstände zu verständigen. Raicastor gab ALARM ...«
Auf diese Weise verdichtete sich die Zusammenarbeit, die Frühfassung einer »Zeittafel« von Atlans Erlebnissen entstand zu einem Zeitpunkt, als an eine Hardcover-Bearbeitung noch lange nicht zu denken war, wohl aber zu träumen. Der nächste persönliche Höhepunkt war mit Taschenbuch 332 erreicht, als Hanns mit Einbindung von »Miracle« alias des »Ring des Schreckens« einen Hilferuf an Wolfram Winkler und mich abließ, Motto: »Leute, ich hab die entsprechenden ATLAN-Hefte nicht, könntet ihr ...«
Wir konnten, lieferten passende Ideen gleich mit – doch leider wurde das geplante Miracle-Konzept gekippt und auch eine Übernahme in die USO-Geschichten scheiterte: Nur in Taschenbuch 355 ist die entsprechende Passage mit Besuch der Kuppelstation 2115 noch vorhanden; die Suchaktion Ricos nach Miracle flog aus den beiden folgenden Taschenbüchern raus – nur in TB 367 hat sich eine winzige Passage »festgebissen«, als Tek sagt, man rechne damit, »dass Abdullah Singh zurückkommt«, nämlich niemand anderes als Rico mit passendem Tarnnamen.
Im Januar 1992 war ich für einige Tage Gast bei Hanns in München: lange Diskussionen, guter Rotwein, Durchsprechen der weiteren USO-Taschenbücher – und die Bereitschaft von Hanns, mich ein bisschen »unter die Fittiche« zu nehmen. Die folgenden zwei Jahre mit Nachkorrekturen meiner Manuskripte haben mir mehr gebracht als die vielen Jahre zuvor in autodidaktischer Heimarbeit. Parallel dazu schrieb ich ein ATLAN-Taschenbuch-Manuskript, bot es Klaus N. Frick an – und es wurde genommen.
Irgendwann im Frühjahr 1992 ging auch Hanns’ »Hilferuf« hinsichtlich der ATLAN-Buchbearbeitungen ein: Der Verlag hatte sich nämlich recht kurzfristig entschlossen, den ersten Band zur Frankfurter Buchmesse herauszubringen. Die Zusammenarbeit wurde von »Blauband« zu »Blauband« besser, unter Ausnutzung moderner Kommunikationsmöglichkeiten war es auch recht schnell – also Fax, Telefonate, Briefe ... Hach, leider war Hanns nicht vernetzt, und auch ich nutzte damals noch nicht die bequeme und wirklich sehr schnelle Übermittlungsform von E-Mails ...
Am besten klappte die Zusammenarbeit schließlich bei den letzten drei Büchern 11 bis 13 rings um den Jahreswechsel 96/97, u.a. auch deshalb, weil Hanns und ich sie »in einem Rutsch« durchackerten und er mir, nachdem er die Manuskripte erstellt hatte, die Texte zur »Nachkorrektur« zuschickte und diese erst dann von mir an den Verlag weitergeleitet wurden. Hinzu kamen viele Telefonate, hin und her gehende Faxe, zusätzlich noch Briefe – was auf den »geplagten Atlan-Chronisten« nicht ohne Folgen blieb; so bei Seite 637 des Manuskripts von HC 13 fand sich ein handschriftlicher Vermerk: »... bin absolut fertig, mir fällt nix mehr ein – in short words: Schnauze paynted full/gestrichen voll von jeder Art Arkonide; I did my last very best! Hilfe!!«
Nun, auch diese Hürde wurde genommen, die Manuskripte landeten wohlbehalten in Rastatt. Während also meine »Eingriffe« in die Bücher 11 und 12 noch eher gering ausfielen, waren sie bei Blauband 13 dann doch schon deutlich massiver. Ich hoffe, es hat der Lesbarkeit und der Abrundung der Geschichte insgesamt gut getan.
Die Blauband-Reihe wurde dann mit den Zeitabenteuern nicht beendet, sondern erlebte zunächst mit meiner »Arkon-Trilogie« – vom Umfang her entsprechen die drei Bücher fast 19 RHODAN-Heften – und dann mit Atlans Jugendabenteuern ihre Fortsetzung.
Zuvor hatte ich, nachdem mein erstes RHODAN-Taschenbuch unter dem Titel »Für Arkons Ehre« als TB 396 im März 1996 erschienen war, die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und Klaus N. Frick davon überzeugt, auch die Fortsetzung zu nehmen, während es über Hanns einen ersten Kontakt zum Haffmans-Verlag gab ...
Dort wurde dann ja 1997 das Buch »Der Blutvogt« veröffentlicht, der von Lesern als auch von Kritikern höchst positiv bewertet wurde. Wann können wir wieder mit einem ähnlichen Buch aus deiner Feder rechnen?
Leider keine Ahnung – derzeit und wohl auch für absehbare Zeit lässt mir RHODAN dafür keinen Raum. Immerhin ist zu berücksichtigen, dass beispielsweise für einen historischen Roman u.U. ein halbes Jahr oder mehr allein für die Recherche anzusetzen ist und sich ein Schmöker von mehreren hundert Seiten auch nicht über Nacht schreibt. So etwas lässt sich bei meiner derzeitigen Einbindung bei RHODAN nicht »nebenher einschieben«, ohne das unter dem Strich bei beidem nix Gescheites herauskommt bzw. bislang war es ja leider nicht mal drin, überhaupt Zeit für etwas anderes »freizuschaufeln« ...
Einige Schriftsteller haben einen Roman, an dem sie zwar jahrzehntelang arbeiten, der aber nie fertig wird. Hast du auch so eine »Leiche« im Keller?
In gewisser Weise schon – immerhin liegen die Uraltmanuskripte meines »Gea-Kosmos« seit Jahren auf Halde und harren ihrer intensiven Überarbeitung. Ob und wann sich in dieser Hinsicht etwas tun wird, kann ich – wie im Fall eines »Blutvogt-Nachfolgers« – nicht einschätzen.
Hörst du Musik beim Schreiben oder brauchst du Ruhe?
Kommt drauf an. Häufig höre ich Musik aus dem Radio, doch sobald dort mal wieder das Gequatsche Überhand nimmt, wird zur CD gewechselt. Es kann – je nach zu erledigender Arbeit – durchaus auch vorkommen, dass ich Ruhe brauche.
Setzt du dich hin und schreibst einfach drauf los?
Kann zwar vorkommen, ist aber nicht die Regel. Am Anfang steht das »Einfinden« in die Story, verbunden mit Überlegungen zur Struktur, Gliederung, unterstützt von diversen Notizen, manchmal auch von Skizzen, um von Örtlichkeiten und dergleichen ein »Bild« zu bekommen. Dieses »Vorabreifen im Kopf« kann u.U. mehr Zeit beanspruchen als das eigentliche Schreiben. Beim Schreiben selbst ist dann häufig wiederum eine weitere Hürde zu nehmen, bis es tatsächlich »fließt«; in diesem Stadium kann es durchaus sein, dass alle möglichen Szenen niedergeschrieben werden, die mir gerade einfallen und eventuell später sogar wieder dem Rotstift zum Opfer fallen. Ein lineares »Drauflosschreiben« vom ersten Kapitel bis zum Schlusswort ENDE gibt es nur in Ausnahmefällen. Eine gewisse »Mitschuld« hat dabei natürlich auch die Arbeit am Computer, weil es den entsprechenden Dateien völlig schnurz ist, wo in ihnen was steht – da kann beliebig umgestellt, korrigiert, verschoben, ergänzt oder gestrichen werden. Vor diesem Hintergrund gibt es schon einen gewaltigen Unterschied gegenüber frühren Zeiten, als das Blatt Papier in die Schreibmaschine gespannt oder gar mit der Hand vorgeschrieben und dann abgetippt wurde. Dort war »lineares« Schreiben fast schon zwangsläufig, sofern man mal diverse Notizen außen vor lässt.
Wie wichtig ist für dich der Kontakt zu den Fans?
Ein unersetzliches Feedback – auch und gerade dann, wenn es um Positionen, Meinungen, Forderungen etc. geht, die überhaupt nicht meinen Vorstellungen und Einschätzungen entsprechen. Ob und was ggf. aufgegriffen wird, ist dann zwar wiederum ein anderes Thema, aber die Notwendigkeit, das »Ohr am Puls« zu haben, ergibt sich für mich von selbst.
Wie wichtig nimmst du Kritiken und Kritiker? Was bedeutet für dich Kritik?
Zunächst mal grundsätzlich: Jedem seine Meinung, sein persönlicher Geschmack, seine Art, die Dinge zu sehen. Die subjektive Einschätzung »Find ich saugeil« hat vor diesem Hintergrund die gleiche Berechtigung wie »Find ich absolute Scheiße« oder sämtliche nur denkbaren Zwischenstufen. Sie alle sind schlicht und einfach zu akzeptieren und zu respektieren – andererseits aber auch nicht mehr als das, was sie sind: eben subjektive Sichtweisen des Einzelnen. Diese können mich als Autor freuen, ärgern oder zum gleichgültigen Schulterzucken veranlassen (je nach Dickfelligkeit/Empfindlichkeit – denn was anderes bleibt einem bei o.g. Extremen nicht), sie können zum Nachdenken anregen, Widerspruch hervorrufen oder was auch immer – unter dem Strich ändert das nichts an der grundsätzlichen Akzeptanz an sich, wenngleich auch nicht mehr.
Von »Kritik« erwarte ich dagegen mehr; zwar spielen zweifellos auch hierbei rein subjektive Dinge hinein, aber ein »Kritiker« sollte das, was er ablässt, zumindest begründen – und sich wenn möglich auch als Grundlage zunächst mal mit gewissen objektiven Dingen beschäftigen, beispielsweise ob das Handwerk stimmt, ob der Spannungsbogen funktioniert, ob und wie Personen dargestellt werden und was der Dinge mehr sind.
In diesem Sinne unterscheide ich durchaus zwischen »Fan-/Leser-Meinung« – die ohne Begründung und rein subjektiv in den »Raum geknallt« werden kann und darf und als solche zu akzeptieren ist, jedoch im Gegenzug nicht ernster genommen wird als jegliche andere Meinung in all ihrer Vielfalt und schon aus diesem Grund nur eine von vielen ist – und den begründeten »Kritiken«, die zumindest versuchen, sich an halbwegs nachvollziehbaren Kriterien zu orientieren, die sich mit der jeweiligen Thematik beschäftigen und zu einem Ergebnis kommen, bei dem dann zwar durchaus ebenfalls subjektive Meinung hineinspielt, aber auf einer Ebene, die mir als Autor »mehr bringt« als pure Lobhudelei/Verriss.
Darüber hinaus gibt es noch eine dritte Kategorie – nämlich die der Lauthals-Brüller, Alles-Besser-Wisser, Grundsätzlich-Zerreißer, Im-Ton-Vergreifer, Immer-Meckerer, Total-Dummschwätzer und ähnlich geschätzte Zeitgenossen, auf die näher einzugehen überhaupt nicht weiter lohnt.
Deine Romane entzweien die Leserschaft: Die einen jubeln, sobald sie deinen Namen auf dem Cover sehen, die anderen verdrehen die Augen. Wie stehst du dazu?
Letztlich mit einem Schulterzucken. Ich habe meine Art zu schreiben, an die Dinge heranzugehen und zu sehen. Findet das Beifall, freut es mich natürlich; findet es keinen Beifall, habe ich es so zu akzeptieren und respektieren – unabhängig davon, dass ich selbst nicht zwangsläufig auch alles positiv oder gut finde, was von anderen gelobt bzw. negativ, was »verrissen« wird. Geschmäcker sind nun mal verschieden, so dass der Versuch, es allen Recht machen zu wollen, zwangsläufig in die Hose gehen muss und deshalb von vornherein zu vermeiden ist.
In diesem Sinn war und bin ich auch nicht unbedingt ein Freund von »Einheitsbrei« oder »Mainstream« – reiben im Positiven wie Negativen kann man sich nur an etwas, das Ecken und Kanten hat, auch und eben gerade dann, wenn es nicht der eigenen Vorstellung, dem eigenen Geschmack entspricht. Somit nehme ich mir heraus, meine Ecken und Kanten zu haben und bemühe mich, das jeweils in meinen Augen Beste zu liefern – was dann mal mehr, mal weniger gut gelingt.
Speziell bei RHODAN ist das durchaus auch unter dem Aspekt zu sehen, was vom jeweiligen Expo »verlangt« wird und nicht zwangsläufig dem entspricht bzw. entsprechen muss, das ich »eigentlich« gern »frei Schnauze« abliefern würde. Historische und technische Dinge haben beispielsweise unbestritten ihren Reiz, jedoch nicht zwangsläufig etwas mit dem zu tun, was ich »am liebsten« schreiben würde. Da wir aber als Team arbeiten, gibt es nun mal Dinge, die dem Castor eher als den Kollegen »liegen« – und so wird es dann auch eingeteilt. Bis zu einem gewissen Grad sind viele meiner Romane deshalb auch »rein funktional« zu sehen – behandeln also beispielsweise die Vorstellung und Einführung der LEIF ERIKSSON, der TRAJAN, von PRAETORIA und dergleichen –, sofern ich mir nicht die eine oder andere »Freiheit« herausnehme und über die unbedingt einzubringenden Expo-Bestandteile hinausgehe – von denen Robert allerdings häufig eine ganze Menge in meine Expos hineinpackt, so dass mir im Allgemeinen gar kein Platz bleibt.
Worin besteht für dich die Faszination PERRY RHODAN? Hat sich diese Faszination für dich gewandelt, seit du Autor bist?
Ein wichtiger Aspekt ist hierbei zweifellos, dass seinerzeit in der »Gegenwart« des 20. Jahrhunderts begonnen und vom Kontakt mit den Arkoniden bei Rhodans Mondlandung aus Zug um Zug die weitere Entwicklung der Menschheit geschildert wurde, wobei gleich zu Beginn der Serie durch die Suche nach dem »Planeten des Ewigen Lebens« und der Begegnung mit der Superintelligenz ES der viel zitierte sense of wonder Einzug hielt. Ob Zeitreise beim »Galaktischen Rätsel«, der Hinweis auf Atlantis, das Große Imperium der Arkoniden oder das Thema Unsterblichkeit – schon in den ersten Romanen wurden auf diese Weise Grundlagen geschaffen, die sich auf die eine oder andere Weise bis heute durch die gesamte Serie ziehen.
Neben dem Vorstoß nach Arkon war dann zweifellos mit Band 50 und dem ersten Auftreten Atlans ein Höhepunkt erreicht, der ebenfalls langfristig wirkte. Mit der Einigung der Menschheit und ihrer Ausbreitung ins All folgten die nächsten Schritte in Richtung Zukunft. Gleichzeitig wurde mit der akonischen und dann der lemurischen Geschichte der »Ersten Menschheit« auch der Blick in die Vergangenheit erweitert – ebenfalls Dinge, die sich fortan durch die gesamte Serie zogen und bis heute ziehen.
Später wurde begonnen, schon früher in anderem Zusammenhang erwähnte Dinge miteinander zu verknüpfen; ein immer komplexeres Bild entstand, wuchs weiter, Neues kam hinzu und erweiterte das Bisherige abermals. Es gab Rückschläge für die Menschen, aber man rappelte sich wieder auf, stieß einerseits ins Unbekannte vor, fand aber auch in bereits Bekanntem immer wieder neue Aspekte. Stets wurde die Phantasie mächtig angeregt, Spekulationen hinsichtlich des »wie geht’s weiter?« sind somit ein wichtiger Bestandteil der Faszination.
Ab einem gewissen Punkt kommt natürlich hinzu, dass Erfolg – hier mal im Sinne der bereits erschienenen Heftmenge und die bereits zurückgelegte »Laufzeit« der Serie gebraucht – seinerseits zu einem eigenen Phänomen wird, sprich: je länger die RHODAN-Serie lief und läuft, je mehr Hefte erschienen waren und sind, desto mehr stellte und stellt das durchaus eine eigene Faszination dar, unabhängig von den jeweiligen Inhalten.
Inzwischen ist ein komplexer Kosmos entstanden, der nicht nur räumlich ein riesiges Gebiet »abdeckt«, sondern auch weit in Zukunft wie Vergangenheit reicht, sich mit kosmologischen Themen aber ebenso befasst wie mit dem Schicksal einzelner Protagonisten. Die RHODAN-spezifische Technik und ihr bis heute maßgeblich von K.H. Scheer geprägtes Vokabular spielen zweifellos ebenso eine Rolle wie die Mischung aus potenziell unsterblichen Hauptpersonen im Umfeld der übrigen, »normalsterblichen« Protagonisten.
Natürlich spielen noch viele andere Dinge hinein, große wie kleine, Zusammenhänge oder Visionen, Weiterentwicklung im Wechsel mit Schicksalsschlägen und vieles mehr. Für jeden unserer Leser machen jeweils andere Gewichtungen die Faszination aus – unter dem Strich dürfte es aber gerade diese Vielfalt sein, die zum »Phänomen RHODAN« beiträgt, an dem inzwischen schon die vierte oder gar fünfte »Autorengeneration« arbeitet und hoffentlich auch noch lange weiter arbeiten wird.
Und an all dem hat sich eigentlich nichts geändert, seit ich als Autor mit dabei bin; hat sich u.U. sogar noch in der Hinsicht gesteigert, da ich nun auf die eine oder andere Weise mitgestalten kann und darf.
Wie ist deine Einstellung zur Heftserie an sich? Soll eine Heftserie vorrangig unterhalten oder soll sie auch bestimmte Werte vertreten? Falls du letzteres bejahst: Welche sind dir dabei wichtig?
Sorry – eine Heftserie wie RHODAN ist zunächst mal ein Produkt, das verkauft werden will und muss! Ist das nicht der Fall, nutzen einem die hehrsten Werte und Ziele nix, weil es dann nämlich das Produkt Heftserie ganz schnell nicht mehr am Kiosk gibt.
»Fans«, die die RHODAN-Serie grundsätzlich »als ihr Eigentum« betrachten, entsprechende Forderungen – auch inhaltlicher und sonstiger Natur – von sich geben und auch ansonsten mit manchmal erstaunlichen Scheuklappen durch die Gegend rennen, haben dafür natürlich kein Verständnis.
Es kommt auch nicht auf eine eher kleine Zahl »Hardcore-Fans« an, die mit Leib und Leben dabei sind, sondern das Gros der Käufer insgesamt entscheidet – Leute, die ihre wöchentliche »Zwei-Stunden-Entspannungs-/Träum-Lektüre« erwerben, anschließend u.U. das Heft in den Mülleimer befördern und sich einen Teufel um den Rest scheren. Leute, die nie einen Leserbrief schreiben werden, die nie im Forum posten und – je nach persönlicher Situation – vielleicht auch irgendwann die Lust verlieren, aussteigen, später vielleicht wieder dazu stoßen oder was auch immer. Es müssen genügend dieser Käufer/Leser das Produkt Heftserie erwerben, um dem Verlag ausreichend dicke schwarze Zahlen zu bescheren. Darauf kommt es an; und nein, schwarze Zahlen allein – von Roten ganz zu schweigen – reichen längst nicht aus, sondern es ist eine von oben vorgegebene »Mindestgröße« zu übertreffen. Wie das erreicht werden kann, ist dann ein ganz anderes Thema. Schon vor diesem Hintergrund steht »Unterhaltung« (im weitesten Sinne – andere Begriffe können auch Faszination, die Alles-und-nichts-Umschreibung »sense of wonder« und Vergleichbares sein) selbstverständlich an oberer Stelle. Dass sich bei der Ausgestaltung dieser »Unterhaltung« im Fall der RHODAN-Serie durchaus auch bestimmte Werte wiederfinden – wie Humanismus, (Völker-) Verständigung, Zusammenarbeit, Freundschaft, Friedfertigkeit, Durchsetzungsvermögen und was sonst auch immer –, hat sich im Verlauf der inzwischen 46 Jahre als »von Vorteil« erwiesen.
Als Leser (und auch Autor) ist einem dabei natürlich freigestellt, genau diese Werte als besonders wichtig zu betrachten, meinetwegen auch als entscheidendes Kriterium für den Kauf – aber alle sollten sich bewusst sein, dass kein noch so hehrer Wert vor der Einstellung schützt, sollten die Verkaufzahlen nicht ausreichen.
Der Arkonide Atlan ist bekanntlich deine Lieblingsfigur … Warum?
Atlan als Langlebiger hat »an sich schon was«: Mit der Erfahrung von Jahrtausenden, lebte er lange unter den »Barbaren von Larsaf III« und weiß im Grunde aus eigenem Erleben mehr über die terranische Geschichte als die Terraner selbst. Als Kristallprinz und designierter Imperator, dessen Vater ermordet wurde, erfüllt Atlan – von seinem blendenden Aussehen mal ganz abgesehen – den Archetypus des »strahlenden (Helden) Prinzen«. Er hat grundsätzlich seine Ecken und Kanten und darf auch mal härter, kompromissloser und brutaler vorgehen als Perry Rhodan, andererseits aber ebenso den »schönen Dingen« zugetan sein (Motto: »Wein, Weib und Gesang« ... *grins*).
In seinem Lebenslauf verbinden sich überdies die Welten der Science Fiction mit der Historie der Erde, eine für mich höchst interessante Kombination. Hinzu kommt, dass seine Geschichten nahezu durchweg auf einer »persönlicheren Ebene« angesiedelt sind, beispielsweise durch die Wahl der Ich-Form des Erzählers (die mir im allgemeinen ohnehin mehr zusagt), aber auch durch das Umfeld, in dem agiert und mit dem er interagiert. Während bei Perry meist die »Gesamtmenschheit und ihre Entwicklung im großen Zusammenhang« hineinspielt, ist bei Atlan meist die Story auf ihn fokussiert oder spielt um ihn herum, ohne dabei »Große Kosmische Hintergründe« auszuschließen. Doch diese werden auf ihn »heruntergebrochen«, durch seine Augen gesehen. Atlan ist in seiner ganzen Anlage und Charakteristik eine bemerkenswerte Gestalt; ich hoffe, dass ich dieses auch entsprechend in meinen Texten weitergeben kann, so dass die Leser es ähnlich sehen.
Und wie stehst du zur Figur Perry Rhodan?
Mit Perry himself habe ich eher gewisse Probleme, weil er schon in seiner grundsätzlichen Anlageform eben etwas steif daherkommt. Bei ihm vermisse ich – im Gegensatz zu Atlan – das eigentliche Charisma; zu häufig wurde bei ihm auch das »kam-sah-siegte«-Muster verwendet, innere Konflikte und Gebrochenheit, eben die Ecken und Kanten fehlen meist oder wollen nicht so richtig passen. Er ist nun mal eine Projektionsfläche des Positiven, Guten und dergleichen und somit mitunter auch Vorwürfen in der Art von »Weichei«, »moralinsauer«, »blass« oder ähnlichem ausgesetzt. Hinzu kommt bei Rhodan noch – vermutlich mehr als bei jeder anderen Figur im RHODAN-Kosmos –, dass ihn grundsätzlich jeder beteiligte Autor darstellen können muss. Schon das bedingt »Abschleifungen«. Alles Dinge, die Perry Rhodan als Person für mich deutlich weniger interessant machen als Atlan oder andere.
Die unvermeidliche Frage: Mit welcher Figur aus der PERRY RHODAN oder ATLAN-Serie würdest du gerne eine Nacht durchzechen – und Atlan gilt jetzt nicht.
Vermutlich Bully, eventuell auch Tiff (ist immerhin mein Jahrgang *grins*).
Und mit wem – außer Atlan - philosophieren?
Hm, Arno Kalup wäre sicher reizvoll ... *grins*
Gerüchte besagen, dass sich jeder neue RHODAN-Autor eine neue, wesentlich größere Festplatte zulegen muss, damit er deine Datenpakete überhaupt abspeichern kann. Nütz die Gelegenheit, um dazu Stellung zu nehmen.
So ist das halt mit Gerüchten: Es sind Gerüchte. Tatsächlich brauchen die Neuen nicht eine, sondern (mindestens) zwei neue Festplatten ... *grins* Und wer meint, Gerüchten oder vergleichbaren Aussagen Glauben schenken zum müssen, ist selbst Schuld ...
Wie groß ist deine Datensammlung?
Groß ...
Neben meinem Hauptcomputer mit mehreren Festplatten und einigen Gigabyte Daten gibt es zwei weitere sowie ein Notebook – allesamt unterschiedlich genutzt und selbstverständlich zur gegenseitigen Datensicherung verwendet. Vieles entsteht heutzutage ja direkt am Computer – in dieser Hinsicht möchte ich die Arbeitserleichterung gegenüber einer alten mechanischen Schreibmaschine keinesfalls mehr missen, insbesondere was das Bearbeiten, Korrigieren, Verändern und Ergänzen betrifft.
Hinzu kommen allerdings je nach Stadium der Arbeit auch viele handschriftliche Notizen, die berüchtigten gelben Haftzettelchen, mit diversen Farbstiften kommentierte Ausdrucke (komme mir nur keiner mit »papierlosem« Büro ... *grins*) und dergleichen mehr, was dann nach und nach in die eigentlichen Expos, rein internen DATA-Dateien oder auch Manuskripte einfließt. Oder auch nicht – denn wehe, ein vor drei Wochen bekitzeltes Zettelchen mit einer überaus wichtigen Notiz, inzwischen in den »geologischen Schichtungen« meiner Schreibtische verschwunden, taucht trotz heftigster Suche nicht wieder auf, während dafür aber nebenan ein meterhoher Stapel Bücher oder sonstigen Materials zusammenkracht und sich schön malerisch über den Boden verteilt ...
Wie viele Hefte/Bücher fehlen noch?
Ein paar Taschenbücher, sonst ist alles komplett vorhanden – die TBs habe ich von jeher sehr selektiv nach Themen/Autoren gesammelt.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit Robert Feldhoff? Bringst du neben der Technik auch eigene Plotideen ein?
Ausgehend von den Ergebnissen der Autoren- und Expo-Konferenzen entwickelt Robert die Storyline und erstellt seine Entwürfe/»Rohversionen« der Einzelexposes, die von mir dann mehr oder weniger intensiv »(nach)bearbeitet« werden. Das heißt einerseits Abchecken auf Stimmigkeit sowie andererseits Ergänzung oder gar komplettes Entwerfen und Ausformulieren der »Daten«.
Mit »Daten« ist hierbei dann oft so ziemlich alles gemeint – angefangen von historischen und sonstigen Informationen, über die RHODAN-Technik bis hin zu Koordinatenfestlegungen von Sonnensystemen etc., Flugzeiten und dergleichen Dinge, die Robert entweder von vornherein offen lässt oder nur durch Stichworte grob umschreibt, um mir die »Stossrichtung« aufzuzeigen. Hinzu kommen Sternen- und Planetenkarten, Schemazeichnungen und Skizzen zur visuellen Veranschaulichung der reinen Texte und Dinge dieser Art. Je nach Thema und Anlass erstelle ich auch sogenannte (und mitunter von manchen Kollegen »gefürchtete« *grins*) »Sammeldatenblätter«, die einerseits Daten aus den Einzelexpos zusammenfassen oder aber – beispielsweise bei der Einführung eines komplett neuen Schauplatzes bzw. bei der Einführung eines neuen Flaggschiffs und dergleichen – von vornherein als Nachschlagewerk angelegt sind. Sie bieten dann die Informationen »auf einen Blick« und werden bei Bedarf durch Updates ersetzt.
Die fertig bearbeitete Expo-Fassung im endgültigen Layout geht an Robert zum abschließenden Check zurück und anschließend an KNF, der im Allgemeinen nur noch den Abgabetermin fürs jeweilige Manuskript einsetzt.
Zur Feinabstimmung werden überdies selbstverständlich auch etliche Mails gewechselt und jene Dinge diskutiert, bei denen ich eine andere Vorstellung oder Bedenken habe. Hinsichtlich der reinen Datenbasis ist es im Allgemeinen relativ leicht, Übereinstimmung zu erzielen. Etwas schwieriger sind die Bereiche, die die Gesamtstory, ihre Entwicklung, aber auch Einzelthemen, ihre dramaturgische Ausgestaltung und Vergleichbares betreffen.
Häufig konnte und kann ich Robert überzeugen oder auch eigene Vorschläge einbringen, aber es kommt ebenso vor, dass er meine Einwände nur bedingt oder gar nicht aufgreift. Was nun wann und wo in der einen oder anderen Form geschah, verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht – denn es zählt unter dem Strich nur das Ergebnis der Teamarbeit, das am Schluss herauskommt, während der Rest zur internen Diskussion und nicht in die »Fan-Öffentlichkeit« gehört.
Vor diesem Hintergrund ist weniger die Expo-Arbeit im Einzelnen von »Interesse« – obwohl mir natürlich klar ist, dass genau das viele Leser brennend heiß interessiert *grins* –, als vielmehr das gedruckte Ergebnis. Immerhin haben die Autoren ja auch die Möglichkeit, über die reinen Expo-Vorgaben hinaus Eigenes einzubringen, oder sie können die Gewichtung anders als beim Expo umsetzen, solange die maßgeblichen Informationen eingebunden sind.
Ob es gelingt oder nicht, ist dann wiederum ein ganz anderes Thema. Vor allem auch unter dem Gesichtspunkt, dass es niemals allen Recht gemacht werden kann – ganz bestimmt aber nicht den »extremen Hardcore-Standard-Dauernörgel-Kreisen«, in denen einige zweifellos ohnehin der Meinung sind, dass die PR-Autoren grundsätzlich nur »Mist« abliefern und sie selbst natürlich die besseren Expokraten, Dramaturgen, Schriftsteller etc. seien oder so *grins* (und nein, es will mir einfach nicht gelingen, gewisse extrem verbissene Stellungnahmen und Sichtweisen ernst zu nehmen ...)
Daran anschließend eine Frage aus dem Neuen Galaktischen Forum (NGF) von thomas.laeufle: Wie gestalten sich Entscheidungskompetenzen auf Expose-Ebene?
Allgemeine Vorschläge von/zur Autorenkonferenz – Besprechung Autorenkonferenz (Hauptlinie, z.T. auch Details betreffend) – Feinabstimmung Expokraten-Konferenz (Robert und Klaus N.) – Ausarbeitung Einzelexpos durch Robert (je nach Thematik nach Absprache mit Einzelautoren) – Nachbearbeitung/Datenergänzung durch mich (ggf. auch mit Widerspruch, Änderungsvor-schlägen etc. verbunden) – Annahme durch KNF (extrem selten mit Änderungswünschen verbunden) – Umsetzung durch die Einzelautoren.
Wenn du eigene Figuren in die Serie einbringst, wie hauchst du deinen Figuren Leben ein?
Neben der grundlegenden Festlegung von Charaktereigenschaften versuche ich ihnen einen mehr oder weniger ausführlichen Lebenslauf zu verpassen, der Dinge wie Ausbildung und maßgebliche Wendepunkte im bisherigen Leben festlegt. Davon ausgehend folgen dann die übrigen Aspekte, die »Denke« der Figuren, ihre Art zu reden, zu reflektieren etc. Alles weitere ergibt sich dann beim Schreiben, sprich: in welche Situationen und in welches Umfeld diese Personen gestellt werden. Mitunter kann es durchaus sein, dass sie dann ein »gewisses Eigenleben« entwickeln, so dass es auch für mich als Autor interessant ist, in welche Richtung sie sich letztlich entwickeln (oder auch nicht).
Wie viel von deinem Charakter findet sich in diesen Figuren wieder?
Mal mehr, mal weniger – das hängt sehr davon ab, welche Person da kreiert wird. Häufig wird wohl ein nüchtern-wissenschaftlicher Blick auf die Welt hineinspielen, durchaus verbunden mit einem Schuss Humor samt Ironie/Selbstironie – bei diesen Dingen schimmert zweifellos auch was von Castor durch, aber mehr nicht.
Nachdem du der Technik-Guru der Serie bist ... wie zufrieden bist du mit der Umsetzung der Technik durch deine Autorenkollegen?
Verbesserungen sind immer möglich ... *grins*
Schreibst du deine Technik-Exposés möglicherweise zu kompliziert? Setzt du zu viel voraus?
Vom Grundsatz her – meiner Meinung nach: nein. »Basisinformationen« werden ja stets ebenfalls mitgeliefert, seien es Dinge, die sich aus dem RHODAN-Kosmos ergeben oder solche, die aus der normalen Gegenwarts-Wissenschaft stammen. Im Zweifelsfall gibt es überdies die modernen Kommunikationsmittel, um gezielt nachzufragen – was ja auch gemacht wird. Ich denke, dass dieses Feedback ein wichtiges Korrektiv ist.
Andererseits sollte eine zumindest grobe Kenntnis des mit der RHODAN-Serie verbundenen Hintergrunds ebenso vorhanden sein wie Dinge, die beispielsweise im Physik-Grundkurs vermittelt werden. Wer als Science-Fiction-Autor nicht mal den Unterschied zwischen Geschwindigkeit und Beschleunigung oder von Energie und Leistung kennt, dürfte wohl seinen Job etwas verfehlt haben.
Unabhängig davon gibt es nun mal unterschiedliche Interessen und Gewichtungen – nicht alle Autorenkollegen sind an der »Technik-Seite« interessiert und konzentrieren sich lieber auf andere Aspekte.
Woher nimmst du die Ideen für die Technik?
Einerseits haben wir bereits einen reichhaltigen Fundus samt der von Scheer und Mahr geschaffenen Basis – da gibt es genügend Stellen, wo sich für neue oder fortentwickelte Dinge ansetzen lässt. Eine zweite Form der Herangehensweise ist die, dass Robert beispielsweise im Expo-Entwurfe eine »gewisse Wirkung« haben möchte, während ich dann den dazugehörenden Hintergrund ausarbeite. Anregungen bringen natürlich stets auch die in unserer realen Welt fortschreitenden Entdeckungen und Entwicklungen.
Und natürlich interessiert mich: Nachdem Uwe Anton beim Garching Con 2007 auf die obligatorische Confrage nach dem erneuten Einsatz des Dimesextatriebwerks geantwortet hat, dass es seit der erhöhten Hyperimpedanz durchaus Überlegungen in diese Richtung gibt … wie stehst du dazu?
Dime-was?
Früher hast du dich gelegentlich im PERRY RHODAN Technik-Forum (http://www.prtf.de) zu Wort gemeldet. Nunmehr liegt dein letzter Eintrag Jahre zurück – Warum?
Schon Jahre? Nun ja, Hauptproblem ist die mangelnde Zeit. Ich lese und verfolge zwar alles, fürs Mitmischen ist darüber hinaus meist aber keine Luft, weil der nächste Termin drückt.
Ich vermisse auch die Vorlesungen des TIT (Terrania Institut of Technology), die früher in der SOL abgedruckt wurden. Wann gibt es die nächste Fortsetzung?
Keine Ahnung – geplant ist in dieser Hinsicht derzeit jedenfalls nichts.
Und nun ein paar spezifische Fragen zur PR-Handlung aus dem NGF.
hulkoo:
Hallo Rainer, wird die bisher konsistent (soweit es die Handlung von 2400 Bänden zuließ) erzählte und von dir erklärte Geschichte der Lemurer nicht ins Beliebige abdriften, wenn jetzt auch noch Vorfahren/Überwesen (Anakonen/Sphero) wie ein Deus Ex machina eingebaut werden? Bisher fand ich diesen historischen Hintergrund von dir nämlich sehr überzeugend aufgearbeitet.
Letzteres freut mich zu hören.
Nein, es hat weder was mit Beliebigkeit noch mit Deus ex machina zu tun, denn diese »Vorfahren« und ihr Hintergrund ergeben sich aus den schon eingeführten Informationen – siehe die im PR-Kommentar 2395 ausformulierten Vermutungen und Spekulationen. Ob und was davon zutrifft, verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht *grins*
Jo
War die Grundidee von Kombitrans ursprünglich für die Planetenromane vorgesehen?
Nein
Was wurde/wird aus Jasmyne da Ariga? Kommt da noch mal eine Vater/Tochter-Beziehung zustande?
Jasmyne da Ariga ist eine rein von mir gestaltete Person – ob und wann sie auftaucht, hängt somit davon ab, ob und wann ich einen Roman schreibe, sowie ob dieser dann überhaupt von der Thematik her geeignet ist. Wenn nein, bleibt die Gute natürlich außen vor, wenn ja, wird’s auch in Zukunft noch die eine oder andere Geschichte geben. Zum »wann« kann ich derzeit aber überhaupt nichts sagen.
Wer ist der Vater der HI?
Letztlich das gesamte Team; entsprechend der zuvor bei den Autorenkonferenzen festgelegten Rahmenbedingungen stammt die Detailausarbeitung und ihre permanente Fortschreibung dann von mir.
Wer konstruierte expokratisch eine Negasphäre?
Die Grundidee ist im Rahmen der vorhandenen Vorgaben (TRIICLE-9) gewachsen, Details wurden dann bei den Autorenkonferenzen angesprochen (u.a. bei der letzten, bei der es eine eigene Arbeitsgruppe dazu gab, besetzt mit Uwe, Leo und meiner Person). Ausgehend von dieser Grundlage erfolgt dann die eigentliche Festlegung in den Expos – was dann wiederum eine Mischung von Roberts Vorgaben und meinen Ergänzungen ist.
graydeath
Wäre das aktuelle Setting nicht auch VOR der HI möglich gewesen?
Gab’s in Ansätzen doch bereits im Zusammenhang mit dem Dekalog der Elemente – welcher, wie sich inzwischen herausgestellt hat, eine »Teileinheit« TRAITOR war. Vor diesem Hintergrund: selbstverständlich wäre es möglich gewesen.
Nur hat das eine mit dem anderen nix zu tun, jedenfalls nicht in dem Sinn wie Du es mit der Frage gern suggerieren möchtest.
Warum ist die Balance of Power zwischen LFT/Invasoren so extrem?
Weil wir es mit der Terminalen Kolonne TRAITOR nicht mit einem normalen »Wald- und Wiesen-Invasor« zu tun haben, sondern mit der Streitmacht der Chaosmächte, die nicht nur in unserem, sondern vielen anderen Universen agiert, genau wie die kosmokratische Gegenseite.
Mit der Endlosen Armada wurde eine Truppe beschrieben, die sich im Laufe der Jahrmillionen aus der puren Schutztruppe nur eines Kosmonukleotid entwickelt hat. Allein schon vor diesem Hintergrund kann die Streitmacht der Chaosmächte schwerlich kleiner ausfallen! Und dass es die Völker der Lokalen Gruppe nun mit einem geballten Machtaufgebot zu tun bekommen, ergibt sich nun mal aus dem Interesse der Chaotarchen an der entstehenden Negasphäre in Hangay. Alles andere als »tüchtig Klotzen« wäre in diesem Zusammenhang völlig unglaubwürdig. Pech für die LFT, dass die Menschheit/LFT aufs ganze Universum bzw. das Multiversum bezogen eben nicht die Krone der Schöpfung ist, sondern nicht mal ein Klecks Fliegenschiss.
Sorry – aber Deine Frage beinhaltet für mich im Unterton eindeutig zu viel von »Terra, Terra über alles« ...
Nagilum
Welchem Zweck dient die HI-Erhöhung eigentlich, wenn dafür anschließend »magische Elemente« (z.B. Motana, Salkrit, Friedensfahrer, Spektrale Technik, etc.) benötigt werden, um Geschichten zu erzählen. Mit der HI-Erhöhung hat sich PR meiner Meinung nach von seinen technisch-(pseudo)-wissenschaftlichen Wurzeln ein ganzes Stück weit entfernt.
Quatsch!
Die Erhöhung der Hyperimpedanz ist eine »Naturkatastrophe« samt den damit verbundenen neuen Herausforderungen; ob sie tatsächlich universumsweit wirkt bzw. wirklich von den Kosmokraten zur »Eindämmung des Lebens« in dieser Form initiiert wurde, muss sich erst noch herausstellen – bislang gibt es nur Cairols Behauptung, denn die Terraner haben weder die Möglichkeit zu überprüfen, ob es in drei Milliarden Lichtjahren Entfernung zutrifft, noch die Gewissheit, dass Cairol/Kosmokraten die Wahrheit gesagt haben (spätestens seit Taurec und Vishna sollte in dieser Hinsicht Skepsis angebracht sein).
Ein Mega-Tsunami, der Ausbruch eines Super-Vulkans (wie der unter dem Yellowstone-Gebiet) oder die Folgen eines Asteroideneinschlags zeitigen vergleichbar der Hyperimpedanz-Erhöhung unterschiedliche Wirkungen: Extrem erdbebensichere Gebäude halten mehr aus als Ziegelhäuser; Buschtrommeln und Feuersignal-Strecken funktionieren auch dann noch, wenn modernes Radio und Funk mangels Energieversorgung oder infolge eines EMP-Schlags längst den Geist aufgegeben haben; ein Pferdefuhrwerk fährt noch, wenn kein Auto mehr rollt – andererseits kann ein HighTech-Staudamm mehr aushalten, als ein nur drei Meter hoher Deich.
Im Zusammenhang mit der Hyperimpedanz-Erhöhung wurden die Rahmenbedingungen klar definiert: Massive Probleme in den unteren, den Menschen und vergleichbaren Völkern zugänglichen Hyperfrequenzbereichen – deutlich weniger bis gar keine Behinderung ab dem UHF-Spektrum, welches aber ohnehin von jeher eher den weiter entwickelten Völkern und Mächten zur Verfügung steht. Mit den Problemen verbunden sind erhöhter Energieverbrauch für gleiche Wirkung sowie stärkere Belastung der für Hyperwirkungen notwendigen Hyperkristalle (einschließlich deren Abstufung und ihren unterschiedlichen Wirkungen, die seit der Einführung des Sextagoniums bekannt sind). UHF- und vergleichbare Technik wiederum haben ihre Grenzen zum Beispiel bei Strangeness-Effekten/-Schocks; in diesem Fall zeigt dann robuste »Primitivtechnik« ihre Stärken.
Ausgehend von diesen Rahmenbedingungen treten dann auch die Akteure auf: Ottonormal-Raumfahrer aus der Galaxis Hintertupfingen haben derzeit keine Möglichkeit, mit ihren Mitteln die Distanzen zu überwinden – wohl aber solche Völker, denen HighTech-Niveau bzw. vergleichbare Parakräfte oder sonstigen Möglichkeiten beispielsweise zur Nutzung des natürlichen Psionischen Netzes zur Verfügung stehen. Das hat mit »magischen Elementen« bestenfalls im Clarkeschen Sinne bzgl. der »ausreichend fortgeschrittenen Technik« zu tun – ein indignierter Verweis ausgerechnet darauf wird dann leider nur »Herumgejammere«, vor allem weil es ziemlich stark an Kinder erinnert, die erbost mit dem Füßchen aufstampfen, da ihnen das »Spielzeugförmchen« weggenommen wurde und nun kein »Terra, Terra über alles« präsentiert wird (nicht zuletzt auch insofern komplett inkonsequent, wenn einerseits – mal vom running gag-Effekt auf Cons abgesehen – die Rückkehr/Wiederverwendung des Dimesextatriebwerks gefordert wird, andererseits aber Mittel und Möglichkeiten, die in genau diese Kategorie fallen, als »magische Elemente« abgetan werden).
Es gibt nämlich absolut keine Garantie dafür, dass die Terraner und ihre Technik permanent Aufstieg und Weiterentwicklung erleben, sondern es gibt nun mal auch Rückschläge und Bedingungen, die ganz neue Herausforderungen darstellen; genau wie das Solare Imperium nach PR 399 und mehr noch ab PR 650 unterging, die Kosmische Hanse ihr Ende erlebte oder mit der Abschottungssituation der Milchstraße samt den Dunklen Jahrhunderten der Monos-Diktatur ab PR 1400 völlig neue Umstände und Rahmenbedingungen zu bewältigen waren.
Die durch die Hyperimpedanz-Erhöhung gegebenen neuen Bedingungen und Herausforderungen sind nun anzugehen, bei denen »normale Raumfahrt« im alten Sinn erschwert ist, andererseits aber auch gezeigt wird, dass es andere Möglichkeiten gibt – die durchaus ihrerseits ebenfalls ihre Schwachstellen und Probleme aufweisen bzw. nicht so ohne weiteres übernommen und umgesetzt werden können. Als die ersten Versuche mit Elektrizität und Funk samt ihrer Nutzung unternommen wurden, war auch noch nicht klar, was zum Beispiel hinsichtlich Halbleiter- und Mikrotechnik oder durch höherfrequente Anwendungen im elektromagnetischen Spektrum wie dem Röntgenbereich möglich ist.
Vor diesem Hintergrund nach dem »Zweck« der Hyperimpedanz-Erhöhung zu fragen, ist etwa so sinnvoll wie in einem bewusst gewählten Katastrophenszenario – beispielsweise dem Ausbruch eines Super-Vulkans – nach dem »Zweck« eben dieses Vulkans zu fragen: Es ist in beiden Fällen selbstverständlich das/ein Mittel, um die Protagonisten in Bedrängnis zu bringen, verbunden eben dann mit der zu erzählenden Geschichte, ob und wie es ihnen gelingt, wieder aus der Bredouille zu kommen.
Und was das angebliche »Entfernen von den technisch-(pseudo-)wissenschaftlichen Wurzeln« betrifft: Die geschilderten Elemente von Low- und HighTech einschließlich des »Magischen« sind Bestandteil der RHODAN-Serie, seit Perry in Band 19 die Kunstwelt Wanderer erreichte und dort ES begegnete!
Negasphäre
»Dank« TRAITOR ist ja so was wie eine Zusammenarbeit zwischen Terranern und Arkoniden zu erkennen. Ist davon auszugehen, dass das nach TRAITOR positive(!) Auswirkungen auf die Beziehungen hat?
Bleibt abzuwarten, ob und wie die derzeitige Bedrohung von den Beteiligten letztlich überstanden wird *grins*
Oder erleben wir danach einen neuen Terra-Arkon-Konflikt, der uns eigentlich schon seit den Linguiden (seit 1990) verfolgt?
Das betrifft Dinge, die erst nach PR 2500 aktuell sein werden und somit auch erst Thema der nächsten Autorenkonferenz(en) sind. Je nach genauer Festlegung dessen, wie der TRAITOR-Komplex endet/ausgeht, hat das Konsequenzen für die weitere Entwicklung. Wir wissen zwar jetzt schon, worauf es hinauflaufen wird – doch der Weg dorthin beinhaltet durchaus verschiedene Varianten.
Leif Erikson
Wird es zur umgebauten RICHARD BURTON ein neues Datenblatt und eine Risszeichnung geben?
Von der JULES VERNE ist die Risszeichnung bereits in Arbeit; Daten wird es auch genügend geben – ebenso von der BURTON.
Wann wird es wieder neue LFT-Schiffklassen geben?
Parallel zur Hyperimpedanz-Erhöhung wurde doch die gesamte LFT-Flotte auf die neuen Modulraumer umgekrempelt. Was soll also diese Frage?
ellert
Wann machen die Terraner endlich mal einen Technologiesprung?
Böse Gegenfrage: Warum sollten sie? Es gibt nun mal keine Garantie für stete Aufwärts- und Weiterentwicklung ... Und nein – von »Terra, Terra über alles« halte ich absolut nichts.
Schneisenbär
Rainer,
auf wie vielen GB an SATA-Platten liegen die PR Daten?
Auf mehreren von mehreren Computern
Gibt es ein Redundanz System? DVDs, Bänder, etc..
yep
Liegen darauf auch Exposés?
auch
Wieviel kW/h brauchst du im Monat?
Habe ich noch nicht ermittelt *grins*
Ist es am Ende ESCHER???
Häh?
P.S.: thx for the facts, Rainer..
gern geschehen
Kassian
Auf welcher Salärbasis bist du bei VPM angestellt? Im Fixlohn, oder darfst du dir die Stunden aufschreiben, die du benötigst, um die Datenberge anzuhäufen?
Ich bin wie die übrigen Autoren Freiberufler und erstelle Rechnungen; bei »Sonderleistungen« ist die Höhe der Bezahlung eine Frage der Verhandlung. Für Exposes, Romanmanuskripte, PR-Kommentare etc. stehen die Beträge fest und werden alle paar Jahre auch mal erhöht (leider viel zu selten ...).
Beeindruckt hat mich der Werkstattbericht von Rüdiger Schäfer in der aktuellen SOL. Rüdiger benötigte Hintergrundinfos zurzeit von 3100 und du hast ihm neben den Antworten auch noch gleich ein 40-seitiges Handbuch über die Technik im 32. Jahrhundert geschickt. So was schreibt man ja nicht in seiner Freizeit. Oder doch?
Nö – es gibt »nur« inzwischen eine umfangreiche Gesamtdatensammlung, aus der vergleichsweise schnell und problemlos »Auszüge« zu bestimmten Themen/Handlungszeiten etc. zusammengestellt werden können. Das erwähnte »Handbuch« hat mich nicht mal eine halbe Stunde gekostet.
Gen. Bully
Rainer, wie lange brauchst du für einen ATLAN-Blauband von den ersten groben Entwürfen bis zur endgültigen Fertigstellung?
Hängt vom Aufwand der einzubindenden Romane ab; bei manchen ist sehr viel zu redigieren, bei anderen weniger. Im Schnitt läuft es – einschließlich Recherche und sonstigen damit verbundenen Dingen wie Karten etc. – auf etwa vier Wochen hinaus. Kann also auch etwas mehr, aber auch weniger sein.
Strega
Wie viel hast du mit der Entstehung der TiBis zu tun? Machst du Vorschläge zu den Motiven und der Vergabe von Aufträgen an die jeweiligen Künstler, tadelst du auch mal einen Zeichner, wenn er es bildmäßig »zu toll« treibt?
Titelbilder entstehen häufig in Absprache mit dem jeweiligen Autor, wobei diese Absprache mal genauer ausfällt und mal nicht. Mitunter liegen auch schon nach den Expos erstellte Bilder vor, so dass dann der Autor diese zur Beschreibung einer Szene verwendet. Ich habe damit insgesamt wenig zu tun – allerdings hat beispielsweise Swen auch schon mal konkret um Vorschläge gebeten und diese dann auch erhalten bzw. ich gebe durchaus meinen persönlichen, subjektiven Kommentar ab, wenn er mir vorab seine jeweiligen Staffeln mailt.
Wenden sich viele/wenige PR-Leser an dich und bitten um technische Infos/Beurteilung von Fan-Risszeichnungen? Hat sich das in den vergangenen Jahren verändert?
Direkt an mich ist eher selten – zumal ich ja damit insofern wenig(er) zu tun habe, weil es Huberts Job ist, Datenblätter und Risszeichnungen anzunehmen, einzuteilen etc. Mit Hubert stehe ich allerdings stets in Verbindung, wenngleich das dann i.a. die offiziellen Werke betrifft.
Magst du lieber Bierchen, Wein, Cola, Kaffeechen oder Apfelschorle?
Kaffee, Tee, Apfelschorle – Bier und Wein inzwischen eher selten bzw. fast gar nicht mehr (mal von Cons und Autorenkonferenzen abgesehen *grins*).
Hubert Haensel *ggg*
Rainer, egal wann ich dich anrufe, Du bist immer sofort am Telefon. Wann schläfst du überhaupt? Oder ist das eine Zusatzfunktion deines Aktivatorchips?
Häh? Schlafen? Aktivatorchip? »Bahnhof – Umsteigen – Kofferklauen ...«
Zurück zum wahren Leben ;-) – Hast du einen Lebenstraum?
Kommt drauf an, was Du darunter verstehst. Mein Ziel ist es, weiterhin Hobby und Beruf vereinen und davon leben zu können.
Welche Hobbys hast du außer PR noch?
Keine im eigentlichen Sinne. Sofern wir Deine Frage nicht nur auf RHODAN beziehen, habe ich ja mein Hobby zum Beruf gemacht, und ich hoffe, dass das auch so bleibt.
Es gibt die Möglichkeit, in einem russischen Flugzeug die Schwerelosigkeit zu erleben. Reizt dich so etwas?
Einerseits ja – andererseits nein. Fliegen an sich hat schon was Faszinierendes, immerhin hatte ich als Zeitsoldat ja häufiger Gelegenheit, Hubschrauberflüge in unterschiedlichsten Fluggeräten zu erleben – von der Alouette II (»Glaskanzel mit Drahtgestell«) über die Bell UH-1D (als Huey seit dem Vietnamkrieg am charakteristischen Geräusch und ihrer Form bekannt) bis zum dicken Sikorsky CH-53 –, einschließlich der »etwas magenhebenden« Erfahrung von Autorotation-Landungen; sprich: Landung mit leerlaufender Turbine, bei der allein die Sinkgeschwindigkeit die entsprechend angestellten Rotoren antreibt; entscheidend ist das Abfangen, damit der Auftrieb ausreicht, um im richtigen Augenblick die im Rotor enthaltene Bewegungsenergie in Abfangschub zu verwandeln – erfolgt’s zu früh, hängt der Hubschrauber noch in der Luft und kracht dann zu Boden; erfolgt’s zu spät, ist die Sinkrate noch zu hoch und es gibt ebenfalls Bruch (habe ich übrigens im PR 2012 mal in einer kleinen Szene beschrieben/eingebaut) ...
Im Gegensatz zu manchen anderen Teilnehmern habe ich zwar nie die berüchtigte »K***-Tüte« gebraucht (in einem Fall hat sich die Beschreibung »grün um die Nase« im wirklich wahrsten Sinn des Wortes bestätigt; eine derartige Hautverfärbung hatte ich zuvor noch nie gesehen) – bin mir andererseits aber nicht sicher, wie das beim Parabolflug der Fall sein würde ...
Wie bist du vom Zeitsoldaten (welche Einheit?) zum Kriegsdienstverweigerer geworden?
Kurz- oder Langfassung? *grins*
Begonnen hat es damit, dass man mir mitteilte, ich müsse damit rechnen, ein begonnenes Studium unter Umständen abzubrechen ... Nun, sagte ich mir nach der Fachoberschule, wenn ihr es so wollt, mache ich es anders – und so kam die Freiwillige Truppenwerbung zum SaZ 02 zustande (übersetzt: Soldat auf Zeit für 2 Jahre). Hierbei hatte man nämlich die Möglichkeit, sich genau jenen Posten aussuchen zu können, auf dem man später saß; in meinem Fall: Stabsdienst bei den Heeresfliegern in Mendig, nur wenige Kilometer vor der Haustür. Gesagt, getan. Die beiden Jahre glichen eher einem normalen Bürojob denn Bundeswehr, trotzdem war ich froh, als die Zeit vorbei war. Beim allgemeinen Schwelgen in Erinnerungen – meist an der Theke oder bei entsprechenden Festivitäten – wird die mit dem Dienst an der Waffe verbundene Negativseite gerne verschwiegen: das Bedrückende, das mit »Befehl und Gehorsam« verbunden ist...
Frohgemut wollte ich dann den alten Plan – Studium Bauingenieurwesen – umsetzen, doch diesbezüglich hat mich die Bundeswehr wohl verdorben; ich war so ziemlich der älteste, als ich mich in die Studentenreihen begab, und in Gegensatz zu den frisch vom Abitur Kommenden hockte ich nicht mit staunend-ehrfürchtig klaffendem Mund den Professoren gegenüber. Konsequenz: Abbruch des Studiums. Zu dieser Zeit setzte sich der Gedanke durch, aus Hobby Beruf machen zu wollen – also die Schriftstellerei. Es folgten diverse Jobs, vieles im Denken wandelte sich. Nun, um es kurz zu machen: Sommer 87, Einberufung zur ersten Wehrübung. Bauchgrimmen beim Antritt. Und alle Befürchtungen wurden bestätigt: Die Herren meinten, uns etwas Besonderes bieten zu müssen. Es sollte nur so Krachen und Rauchen, und es sollte entsprechend »Spaß machen«. Gallebitterer Geschmack, und ein rasch reifender Entschluss die Folge. Hier war nichts mehr von Heeresfliegern zu merken, das war eine Kampfeinheit mit allem drum und dran, die Grundausbildung dagegen harmlos ... Besonders erschreckend: Wenn es mit Feuerstoß und 50er-MG-Gurt gegen Pappkameraden ging, gab es im Augenblick des Abdrückens keine Empfindung. Statt Pappe hätten es auch eine reale Person sein können. Druff und weg; soll ja »Spaß machen« ... Erst später das Nachdenken – und tiefes Erschrecken. Was mach ich hier überhaupt? Wer spinnt denn hier? Ich oder die, die von »Spaß« reden? Erste Diskussionen am abendlichen Lagerfeuer. Befremden bei den anderen. Dann noch die eine oder andere Stresssituation, knapp am Rande der Befehlsverweigerung. Als Höhepunkt – natürlich: »Ein besonderer Spaß!« – Handgranatenwerfen. »Scharfe Eier«, wohlgemerkt, nix Übungsgranaten und so. Scheiße!
Verstärktes Aufatmen, als endlich wieder zu Hause. Mehrmals drüber geschlafen – dann der entsprechende Wisch zum Kreiswehrersatzamt: Kriegsdienstverweigerung! Durchziehen, egal was kommt. Nur keine zweite Wehrübung, nur nichts mehr mit der Bundeswehr zu tun haben ... – Problem bei der Sache: Als SaZ 02 hatte ich, bei Anerkennung, automatisch alles hinter mir; ein W15er hätte damals noch drei Monate Zivildienst nachleisten müssen, ich aber hatte ja schon derer 24 hinter mir. Dementsprechend besetzt war der Ausschuss; erste Verhandlung: abgelehnt. Also nächste Instanz; mit allen Regeln der Schreibkunst wurde die Ablehnungsbegründung zerpflückt und auseinandergenommen. Bei der zweiten mündlichen Verhandlung wollte ein Beisitzer mir genau daraus sogar einen »Strick drehen«, Motto: »Sie mit Ihrer Bildung und Ihren Kenntnissen, da fällt es leicht, passende Begründungen zu formulieren.« Pustekuchen – ich konnte sie auch durch meinen zwischenzeitlichen Lebenslauf untermauern. Und außerdem – was heißt »mit Ihrer Bildung und so weiter«? Es kann ja wohl nicht zu meinen Nachteil ausgelegt werden, dass ich sie habe, oder? Nun, nachdem ich mich noch eine halbe Stunde oder so mit dem Vorsitzenden übers Schriftstellern unterhalten und die Nach- bzw. Vorteile vom Gebrauch eines Diktafons durchgehechelt hatte, die höfliche Aufforderung, bis zur Verkündung auf dem Gang zu warten. Dann wieder hinein: Starres Gesicht, nix anmerken lassen – und geschafft! Das Steinchen, das mir am 12. Februar 1988 vom Herzen fiel, hat ganz schön gerummst; hätte es den kleinen Zeh getroffen – er wäre platt gewesen ...
Was ist deine beste Charaktereigenschaft? Was deine schlechteste?
Keine Ahnung – das sollen andere beurteilen ...
Ah ja … Was würdest du – sofern du die Macht hättest – auf diesem Planeten ändern?
*seufz*
Wie lautet dein Lebensmotto?
Hab keins.
Wie ist deine Meinung zum Thema Außerirdische?
Während noch vor vergleichsweise wenigen Jahren die Ansicht vertreten wurde, Planeten seien eher eine Seltenheit, haben die inzwischen entdeckten Exo-Planeten allein im nahen Umfeld der Sonne das Gegenteil gezeigt. Somit wächst die Wahrscheinlichkeit beachtlich, auch auf solche in der »Lebenszone« oder gar auf Erdähnliche zu stoßen. Schon auf der Erde hat das Leben gezeigt, dass es sämtliche Nischen erobert, sofern auch nur ansatzweise die Bedingungen vorhanden sind – das wird auf anderen Welten genauso sein, einschließlich der Höherentwicklung zu Intelligenz. Für mich gibt es deshalb keine Zweifel, dass es »Außerirdische« gab, gibt und geben wird. Darunter sind dann ebenso zweifellos auch solche, die deutlich weiter sind als wir hier auf der Erde – möglicherweise sogar so weit, dass sie auch auf die eine oder andere Weise zu anderen bewohnten Planeten unterwegs sind (schon unterwegs waren bzw. unterwegs sein werden). Mit den »Außerirdischen« von RHODAN oder anderen SF-Werken werden sie allerdings herzlich wenig gemeinsam haben, weil das Fantastische in der Realität meist jede vorweggenommen Phantasie übersteigt. Und alles Weitere bleibt abzuwarten ...
Welche Frage sollte dir niemals in einem Interview gestellt werden?
Willst Du darauf wirklich eine Antwort ...?
Rainer, ich danke dir für deine Zeit.
Gern geschehen!