WERBUNG IM P.R. ROMAN

"Das wichtigste Instrument der planmäßigen Beeinflussung der Käufer ist die Werbung. Behrens definiert die Werbung deshalb auch als 'absichtliche und zwangfreie Form der Beeinflussung, welche die Menschen zur Erfüllung der Werbeziele veranlassen soll' (Behrens 1963, S. 12). Ihre Bedeutung in der 'Gesellschaft des Überflusses' wird durch den Betrag von ca. 15 Mrd. DM Gesamtwerbeausgaben pro Jahr in Deutschland erhellt (ca. 2 % des Bruttosozialproduktes)

(Meffert, Heribert: Marketing; Gabler, 6. Aufl. 1982)

Soweit die Definition von Meffert, die zwar schon 16 Jahre alt ist und von den Werten her nicht mehr stimmen wird, aber die Grundaussage ist nach wie vor gültig. Obwohl - über die Formulierung "zwangfreie Form der Beeinflussung" wird man wahrscheinlich streiten können. Man denke nur an die Unterbrechung von Spielfilmen an der spannendsten Stelle, wo man die geballte Ladung von Konsumgütern an sich vorüberziehen lassen muß, sofern man nicht gerade irgendeinen Weg zu erledige hat oder seine Faulheit, aufzustehen, überwinden kann. Auch der entgegengestreckte Zettel auf der Straße kommt der zwanghaften Beglückung schon sehr nahe - hier erfolgt eine erzwungene Beeinflussung dadurch, daß man sich den Reflex des menschlichen Körpers, der zwar unwillkürlich ist, aber bewußt ausgenutzt, wohl die Kriterien eines Zwanges erfüllt, zunutze macht.

Und dann gibt es natürlich auch diese Werbungen, die einem nicht zwanghaft vorgesetzt werden müssen, sondern von ganz alleine und gerne ins Auge springen. Ich habe bereits in NOW! 1 ein Beispiel für solche Werbungen gebracht, die quasi schon zu einem Produkt erhoben wurden und als (Foto-)Kunstform für sich alleine existieren können. Diesmal möchte ich das Nachfolgeplakat einer bekannten Unterwäschefirma bringen, das thematisch dort beginnt, wo es das letzte Mal aufgehört hat:

Die Werbung im Perry Rhodan Roman ist insofern ein gutes Betrachtungsobjekt, weil es sie mittlerweile schon fast 40 Jahre lückenlos Woche für Woche, Jahr für Jahr gibt, mit all ihren Entwicklungen, Formen und Ausprägungen gibt. Und sie ist immer ein Spiegel der Zeit, in der sie erscheint.

Doch nun zum zweiten Teil der Betrachtungen mit Nummer 100 aus dem Jahre 1963!

Die Welt hält entsetzt den Atem an, als US-Präsident John F. Kennedy in Dallas ermordert wird. Jack Ruby erschießt den Mörder Lee Harvey Oswald. In England findet am 8. August der größte Postraub statt - 200 Millionen Schilling werden aus dem Postzug Glasgow - London gestohlen. In Rom wird Paul VI. als neuer Papst gewählt und die Beatles trällern "She loves you". Daneben finden sich in den Juke-Boxen auch Lieder wie "One fine day", "Da doo ron ron" und "It's my party". Und ebenfalls in diesem Jahr läßt K. H. Scheer Perry Rhodan zum Zielstern aufbrechen. Nachfolgend finden sich einige kurze Textpassagen zum Erinnern:

Rhodans Gesicht blieb unbewegt. "Ich kenne Sie, junger Mann!"
"Was, junger Mann?" tobte Kalup. Sein Gesicht lief blau an, der fettleibige Riesenkörper bebte. "Sagten Sie junger Mann?"
"Genau das. Ich beschäftigte mich bereits eingehend mit Trigonometrie, als Ihr Urgroßvater noch nicht das Licht der Welt erblickt hatte. Sagt Ihnen das etwas, junger Mann?"

"Konnten Sie nicht zur Seite springen, Sie .... Sie steifkreuziger Ölpeilstab, Sie! Himmel, wie sehen Sie überhaupt aus?"

"Ich werde Euren Rat befolgen. Wollt Ihr mir noch Euren Namen sagen?"
"Auris von Las-Toór."
"Vielen Dank. Ich heiße wirklich Rhodan."

"Sie kommt wirklich zu uns", erklärte Gucky etwas lebhafter. "Sie denkt an etwas Kleines, Krabbelndes mit Fühlern am Kopf, und sie ekelt sich dabei. Sie bringt das krabbelnde Ding mit uns in Verbindung."
"Wanzen!" sagte Reginald Bull in lakonischer Kürze.

Im Perry Rhodan Heft Nummer 100 finden sich insgesamt 25 Werbungen, die sich folgendermaßen verteilen:

Die Firmen haben diesmal ihre Hausaufgaben gemacht und bieten teilweise gezielt Produkte an (Hypnose, Gedankenlesen, etc.). Außerdem kann man sehr schön sehen, wie sich die Werbung den typischen Perry Rhodan Leser vorstellt, d.h. man bietet dem Leser gezielt Produkte an, von denen man annimmt, daß er sie auch wirklich brauchen könnte. Dadurch ist es nicht schwierig, den typischen Perry Rhodan Leser des Jahres 1963 zu charakterisieren:

Aussehen: Der typische P.R.-Fan könnte diesmal sowohl männlich als auch weiblich sein und ist etwa 18 bis 35 Jahre. Sie ist im oberen Bereich mit weiblichen Rundungen eher spärlich ausgestattet. Er ist im ganzen Bereich mit wenig Muskeln bepackt. Die beiden würden also gut zusammenpassen! Schütteres Haar und abstehende Ohren bilden den krönenden Abschluß. Verhalten: Der P.R.-Fan ist nach wie vor ein schüchterner Mensch, der Freundschaften nur per Brief pflegt (da sieht ihn keiner!). Er hat viel Freizeit, in der er/sie alleine ist und nutzt diese Zeit dafür, sich fortzubilden und schriftstellerisch zu betätigen. Er/Sie lebt alleine in einer kleinen Wohnung, aber wer weiß: Vielleicht gelingt es ihm/ihr nach einem Hypnose-Kursus ja doch noch, jemanden in seine/ihre Badewanne zu bekommen, um gemeinsam SF-Romane zu lesen und Radio zu hören!