PREIS-KATALOG 1998

672 Seiten, zweieinhalb Zentimeter dick und 770 Gramm schwer - wahrlich gewichtig präsentiert sich der aktuelle Comic Preiskatalog des Norbert Hethke Verlages. Optisch zwar etwas dünner als der Vorgänger, aber offenbar durch die Verwendung einer anderen Papiersorte mit etwas mehr Seiten. Unverhältnismäßig ist der Preis gestiegen, und manche Comic-Freunde werden sich da wohl nicht jedes Jahr einen solchen Katalog zulegen. Zwar wurde der aufgedruckte Preis noch überklebt und reduziert, um den Absatz etwas mehr anzukurbeln, aber trotzdem muß man für 10 dag bunt bedrucktes Papier etwa ATS 45,-/ DM 6,50 ausgeben.

Für wahre Comic-Freunde und -Sammler, die mehr als ein paar Stöße Micky Maus Hefte ihr eigen nennen, wird der neue Comic-Preiskatalog aber unverzichtbar sein. Er liefert nicht nur den aktuellen Wert der Hefte, der Richtlinie für alle Händler ist, sondern ist zugleich Nachschlagwerk sowie Verzeichnis samt Bildern, liefert allgemeine Infos über die Marktsituation und bringt eine Preis/Wert-Hitparade.

1. Die Top 100

Platz 1 belegt wie im Vorjahr "Tom Mix" 8/54, das letzte Heft der Serie, mit DM 25.000/ ÖS 175.000. Auch sonst blieben die Plätze relativ unverändert. Das erste Micky Maus Heft schaffte einen kleinen Sprung nach vorne (von Platz 13 auf 7) und kostet nun 8.000 DM/ ÖS 56.000. Einen größeren Sprung machte "Tim, der pfiffige Reporter", Nummer 1 - das Heft machte über 70 Plätze gut und liegt nun mit 4.700 DM/ ÖS 33.000 auf Platz 22, die Folgenummern kommen nur knapp dahinter. Auch Vorkriegswerke, wie etwa die "Micky Maus Zeitung", sind im Mittelfeld bei etwa 2.000 DM/ ÖS 14.000 plaziert. Könnte man die komplette Sammlung der Top 100 Hefte sein eigen nennen, so würde dies in etwa einen Wert von 350.000 DM/ ÖS 2,5 Millionen repräsentieren.

2. Das Preisfestsetzungsverfahren

Alljährlich treffen sich auf der Kölner Comic Messe 11 Händler und Sammler, um die Preise festzusetzen. Um objektive Urteile fällen zu können, gibt es unter den Comic-Händlern eine Bewertungs-Rotation. An bekannten Namen waren diesmal jedenfalls der Verleger selbst, Kurt Werth und - aus österreichischer Sicht - Polland und Hutterer vertreten, um nur einige zu nennen.

3. Der Inhalt des Kataloges

Enthalten sind alle Comics in deutscher Sprache, die für jedermann zu kaufen waren, wobei eine Trennung zwischen Comics vor und nach 1945 vorgenommen wird. Der Anteil der Vorkriegs-Comics ist jedoch verschwindend klein. Nicht aufgenommen wurden etwa Sammelbände, Wilhelm Busch Geschichten und Mecki-Bücher.

4. Zustandsbeschreibung

Der Katalog listet die Preise für die bereits allgemein anerkannten "Zustände" 1 bis 3 auf, wobei der Zustand 2 etwa 75% des 1er-Zustandes ausmacht und der Zustand 3 etwa 50%.

Zustand 0: Das Heft zeigt keine Gebrauchsspuren, ist also "druckfrisch", der Wert liegt etwa 50% über dem Preis für ein Heft der Zustandskategorie 1.

Zustand 1: minimale Gebrauchsspuren, Teil des Druckglanzes

Zustand 2: leichter Wulst, leichte Verschmutzung, Sammelmarken fehlen

Zustand 3: Risse, Eselsohren, Klebespuren

Zustand 4: stark beschädigt, aber vollständig

Zusätzliche Abstriche gibt es für gelochte und gebundene Hefte. Gebundene Comics sollten so wenig wie möglich beschnitten sein und sind etwa nur die Hälfte der losen Hefte wert, wobei hier die Preise aber auch durchaus bis ins Bodenlose sinken können. Fehlende Seiten reduzieren den Wert eines Heftes beträchtlich.

5. Marktreport

Was ist derzeit "In"? - Auf den größten gemeinsamen Nenner gebracht: Ein japanisches Comic über Superhelden, das an den Kiosken immer gleich dreifach verkauft wird, weil ein und dieselbe Geschichte mindestens drei verschiedene Titelbilder hat.

Superhelden

Die Superhelden-Serien werden bei den Sammlern immer beliebter und steigen nicht zuletzt auch durch laufende mediale Unterstützung, wie etwa den Batman-Filmen. Die Sammler erschließen sich, nachdem die Basis-Serien von "Spinne", den "Fantastischen Vier" und Co ausgereizt sind, nach und nach jene Heftserien, die nicht ausschließlich den Superhelden gewidmet waren. Dazu gehören etwa "Buntes Allerlei" und die "Mickyvision/MV Comics".
Damit einher geht auch der Trend zu Erstausgaben. Gerade im Bereich dieser "Von-jedem-etwas"-Comics gab es durchaus auch viele deutsche Erstveröffentlichungen, die nach einer Zeit der Schmähung heute heiß umkämpft und gesucht sind.

Hefte mit Gimmick

Von vielen lange Zeit unbeachtet, beginnt ganz plötzlich ein Sammelgebiet zu boomen, bei dem man sich noch nicht ganz klar ist, wie ernst man es nehmen soll. Jeder hat sie besessen - Stundenpläne, Leuchtbilder, Faschingsmasken, Oma Ducks Bauernhof, Adventkalender - und jeder hat sie nach Gebrauch weggeschmissen. Am ehesten hat man wohl noch die Poster aufgehoben, die sich meist um die 50 DM/ 350 ÖS bewegen und IMHO von allen Stücken noch die sammelwertesten Objekte waren. Jetzt sind diese Artikel vielgesuchte Sammlerstücke, für die ein Vielfaches des Wertes des Heftes, dem sie beigelegt waren, verlangt (bezahlt?) wird. Am stärksten dürfte hier - abgesehen von den reinen Gimmick-Heften, wo das Heft nur unnötiges Beiwerk ist - momentan im Katalog der Micky Maus Sektor erschlossen sein, obwohl auch hier einige Beilagen in der Aufstellung fehlen (zB. Poster in Mickyvision). Inwieweit dieses neue "Sammelgebiet" sich etablieren kann und soll, wird die Zukunft zeigen, aber schließlich ist ja der Mensch als Jäger und Sammler geboren ...

Einzelhefte

Abseits der großen Serien findet man immer wieder Einzelausgaben kleiner Verlage, die relativ unbekannt sind. Die Preise dafür wurden oft um mehrere 100% angehoben, um der Seltenheit Rechnung zu tragen.

Lehning-Verlag

Immer größere Abstriche müssen die "Mint"-Sammler machen, da Hefte des Lehning-Verlages im Zustand 1 oder besser so gut wie nicht mehr zu bekommen sind, auch nicht um gebotene Fantasiepreise

6. Katalogteil - Die Preise

Stellvertretend für alle Comics möchte ich neben den oben bereits genannten nur einige wenige Heftserien herausgreifen und eine nähere Betrachtung der Wertsteigerungen vornehmen. Der Schwerpunkt wird bei Micky Maus & Co und Perry Rhodan liegen (siehe auch im Archiv - 11. Wiener Comic-Börse/NOW! 1 - wo es einen Preisvergleich der Micky Vision und Perry Rhodan Comics zwischen den Jahren 1990 und 1997 gab).

Mickyvision (Walt Disney's)

Nach einem kometenhaften Ansteigen der Preise ist der Zenit offenbar noch immer nicht erreicht. So stieg etwa das Heft Nummer 1 "Klein Adlerauge" innerhalb eines Jahres auf das Doppelte des Wertes: Kostete es im Jahr 1990 noch 20 DM, so lag es 1997 bereits bei 100 DM und steht aktuell bei 200 DM, also innerhalb acht Jahren ein Anstieg auf das 10-fache!

Wie man sieht, ist die gesamte Sammlung um etwa 600 DM, also ca. 4.200 ATS gestiegen, und das innerhalb nur eines Jahres.

Die tollsten Geschichten von Donald Duck

Die im Mai 1965 begonnene Serie entwickelt ebenfalls beständig nach oben. War der Additionswert der ersten 60 Bände im Vorjahr noch 3.830 DM/ 26.800 ÖS, so lag der Preis im Jahr 1998 bereits um 580 DM/ 4.000 ÖS höher.

Perry Rhodan Comics

Nachdem sich das Perry Rhodan Universum zur Zeit in einem großen Aufwind befindet, nicht zuletzt durch die riesige Marketing-Unterstützung des Verlages, ziehen auch alle anderen Artikel, die sich im Fahrtwasser der größten SF-Serie der Welt befinden, im Preis mit. Gab es zwischen 1990 und 1997 bereits einen Anstieg des Sammlungswertes auf das Vierfache, konnten die gesammelten Perry Rhodan Comics innerhalb des letzten Jahres noch einmal zulegen.

Insgesamt sind die Hefte der ersten (Perry Rhodan im Bild) und der zweiten (Perry) Serie um etwa 700 DM/ 5.000 ATS angestiegen. Dieser Aufwärtstrend war bereits nach einer Comic-Auktion in Wien Mitte des Jahres 1997 absehbar, wo ein Konvolut von Heften zwar noch immer weit unter dem Katalogwert, aber zum dreifachen Ausrufungspreis ersteigert wurde (siehe Archiv - NOW! 1)