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"Perry Rhodan fliegt wieder ... - Brücke in die Unendlichkeit". So titelt das WCM (Wiener Computer Markt) in seiner April-Ausgabe über das neueste Perry Rhodan Computerspiel und widmet diesem eine ganze Seite mit mehreren Farbbildern.
Wie auch in vielen anderen Fachzeitschriften bekommt dieses Spiel weitaus nicht so viele gute und euphorische Kritiken wie "Operation Eastside". Der Vorwurf, daß "Thoregon" einen dünnen Handlungsfaden hat und in erster Linie nur für Perry Rhodan Fans interessant erscheint, mag zum Teil stimmen. Dem gegenüber steht aber die phantastische Grafik, die zusammen mit dem Sound eine gute Atmosphäre erzeugt. Kein Wunder, stammt doch das Storyboard dazu von Robert Feldhoff, der mit seinen Romanen schon seit langer Zeit zu überzeugen vermag.
Trotzdem ist aber die Atmosphäre nicht so dicht wie etwa in "Wizardry" oder "Ultima Underworld", wobei es sich hier aber um Rollenspiele handelt - Thoregon hingegen ist ein Adventure-Game, dem es vielleicht auch ein bißchen an Spannung fehlt.
Nun, all das galt es in einem praktischen Selbstversuch festzustellen und zu verifizieren. Wie schon bei "Operation Eastside" (siehe NOW! 3) trafen sich Roman und ich zu einem Spieleabend, an dem das neueste Produkt aus dem Hause Mainscreen getestet wurde.
"Und diese kleinen CD-ROMS waren alle in dieser großen Schachtel", hätte die erste Frage lauten können, nachdem wir die vier Silberscheiben in Kartonhüllen und eine äußerst mickrige Anleitung der Verpackung entnommen hatten. Dafür war ein Perry Rhodan Heft aus dem 1800-er Zyklus beigelegt, daß jedoch den Perry Rhodan Fan, der sich die Hefte ohnehin kauft, nicht befriedigen konnte. Hier wäre wohl ein anderes Gimmick willkommener gewesen.
Die Installation gestaltete sich sehr einfach und es waren dann während des Spieles entgegen vorheriger Befürchtungen keine Disc-Jockey-Arbeiten notwendig. Allerdings ist die Auflösung des Spieles auf 640 x 480 ausgelegt, so daß man eine höher verwendete Auflösung entsprechend herunterschrauben muß, um eine Vollbildansicht zu haben (zumindest bin ich auf keine andere Lösung gekommen).
Gleich in der ersten Szene galt es die erste Hürde zu bewältigen: Wo ist denn bloß der Öffnungsmechanismus für eine der Türen und wer, zum Teufel, hat das Licht abgedreht? Hier beginnt sich schön langsam die Spreu vom Weizen zu trennen - erfahrene Adventure-Spiel-Profis, die schon "Kyrandia" und "Indiana Jones" ohne Probleme gelöst haben, werden sich auch hier nicht sonderlich anstrengen müssen. Wenn sich jedoch zwei Spieler finden, von denen einer ein Adventure-Neuling ist und der andere ein Adventure-Antitalent ist, so stellen sich die Rätsel schon ganz schön knackig wenn nicht geradezu unlösbar dar. Insofern kann ich der Aussage im WCM "... die Rätsel sollten auch für weniger Fortgeschrittene durchaus zu lösen sein ..." nicht ganz zustimmen.
Besonders stolz war ich auf die Lösung des Codewortes in Oophrat Süd bei den Labors von Attaca Meganon, aber das war schon der einzige Erfolg, weil ich einmal vor langer Zeit "Wargames" im Kino gesehen habe ... Übrigens: Ein anderes Deja-vu Erlebnis gab es in diesem Level auch noch - die Landschaft mit ihren Gebäuden und Brücken erinnerte mich ein klein wenig an das PC-Spiel "Riven", von dem ich einmal bei einem Freund einige Ausschnitte gesehen hatte.
Bereits zur Hälfte des ersten Levels mußten wir das erste Mal kapitulieren und die weiße Fahne hissen. Zum Glück hatte ich mir schon vor einiger Zeit aus dem Internet eine Schritt-für-Schritt Lösung heruntergeladen, die uns jetzt äußerst zugute kam. Jedoch ist hier die Verlockung sehr groß, ständig und vor allem früher als notwendig nachzusehen, wie die Handlung weitergeht. Allerdings ist selbst die Lösung für - wie bereits oben erwähnt - Adventure-Laien noch immer Herausforderung genug! Wenn die aktuelle Ausgabe von NOW! erscheint, befinden wir uns hoffentlich schon auf der Brücke, aber zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Zeilen hänge ich gerade wieder einmal trotz Lösung fest und komme nicht nach Trokan - auf Gloom Bechner ist offenbar auch kein Verlaß!
Etwas Spannung ist aufgekommen, als wir in einen Satelliten eingedrungen sind und rechtzeitig die automatische Zerstörung deaktivieren mußten. Aber keine Angst - unserem Helden kann nichts passieren - try once again. Ebenso muß man nicht befürchten, irgend etwas zu vergessen oder nochmals spielen zu müssen. Hier haben die Programmierer vorgesorgt (hoffentlich!), daß man nicht in einem Level plötzlich ohne den geeigneten Gegenstand dasteht und dumm sterben muß!
Die Hintergrundinformationen, die man sich in den überall befindlichen Syntrons über Personen, Machtgruppierungen und Orte abrufen kann, sind umfangreich. Außerdem erfährt man hier Dinge, die in der Romanserie so nicht zu lesen waren. Attaca Meganon, liest man, hatte eine Tochter, ist etwas senil und einem guten Tröpfchen Vurguzz nicht abgeneigt.
Atlan, dessen Gesicht man ein paar Mal auf den Bildschirmen sehen kann, ist von der Darstellung her äußerst mißglückt. Das unförmige und aufgeschwemmte Gesicht mit den Gummilippen erinnert weniger an einen stolzen Arkoniden, sondern regt eher zum Lachen an.
Wie in jedem Adventure gibt es auch hier Lösungswege, die schier an den Haaren herbeigezogen erscheinen und nicht nachvollziehbar sind, aber das ist natürlich eine subjektive Sichtweise und vielleicht liegt es nur daran, daß wir .... aber siehe oben.
Was ist nun das Fazit nach etwa fünf Stunden intensiver Spielzeit?
Unter Zuhilfenahme der Lösung (an dieser Stelle ein Danke an Guido :-) der die Lösungshilfe im CompuServe Phantastik-Forum Lib. 10 zum Download bereitgestellt hat) sind wir bis ins dritte Level gekommen. Ohne Lösungshilfe hätten wir wahrscheinlich aufgegeben und Operation Eastside weitergespielt.
Ein professionelles Spiel, keine Frage, Supergraphik, guter Sound und den Preis von DM 70,-/ ATS 500,- allemal wert. Doch irgendwie vermag der Funke nicht überzuspringen. Vielleicht liegt es auch daran, daß in dem ganzen Spiel fast keine anderen NPC's, soll heißen, keine anderen Personen, auftauchen, mit denen man sich unterhalten oder gemeinsame Dinge machen kann. Jede Szenerie wirkt wie ausgestorben und leer, es regiert nur die kühle Technik. Bisher haben mir Adventure Spiele immer besser gefallen als Strategiespiele, doch - obwohl diese beiden Genres nicht wirklich miteinander vergleichbar sind - in diesem Fall müßte ich meine Meinung wohl revidieren.