Quack, quack, quack!

 

AUKTION

 

I. Die 5. Wiener Comic-Auktion - Überblick

Nicht nur das Erscheinen von NOW! 1 ist jetzt ziemlich genau ein Jahr her, sondern auch die letzte Comic-Auktion in Wien, über die damals in der Erstausgabe von NOW! berichtet wurde. Am 22. Juni 1998 fand nunmehr die 5. Wr. Comic-Auktion im Palais Dorotheum im ersten Gemeindebezirk statt.

Das Angebot war diesmal um einiges größer als beim letzten Mal, und es wurden auch allgemein bessere Qualitäten angeboten. Bemerkenswert war diesmal eine große Micky Maus Sammlung - sämtliche Hefte von 1951 bis 1969 sowie alle "Mickyvision" (Heft der Serie) und "Tollste Geschichten von Donald Duck" wurden jahrgangsweise gebunden angeboten. Laut Angaben des Einlieferes handelt es sich um eine Spezialbindung, bei der jedes Heft ohne gröbere Beschädigung wieder herausgelöst werden kann. Darüber hinaus gab es noch viele weitere Micky Maus Hefte, die insgesamt etwa die Hälfte der angebotenen Positionen sowie auch des Wertes ausmachten.

Gegenüber der letzten Auktion haben also Micky Maus & Co eindeutig zugelegt, während die Comics des Lehning-Verlages etwa an Zugkraft verloren haben. Hier von "Sieger" und "Verlierer" zu sprechen, wäre wahrscheinlich übertrieben, aber so gesehen hätten die beiden ihre Plätze von 1997 getauscht.

Der haushohe Gewinner war allerdings die Firma Magarinefabrik Ebhart & Herout mit ihren Karl May Sammelbilder-Alben. Diese Heftchen aus dem Jahr 1955 erreichten fast das 10-fache ihres Rufpreises und waren wohl die eigentliche Überraschung dieser Auktion.

Abgehalten wurde die Auktion im Ludwigstorff-Saal und begann pünktlich um 10.00 Uhr. Es standen mit einigen wenigen Streichungen fast 500 Positionen zur Versteigerung. Der relativ große Saal war zu Beginn der Auktion etwa zu einem Drittel gefüllt. Von den großen und bekannten Wr. Comic-Händlern war offenbar nur "Comic Hutterer" durch den Chef vertreten. Da jedoch auch viele Positionen von einigen wenigen Personen mit Konto-Tafeln ersteigert wurden, ist anzunehmen, daß auch einige andere anwesend waren.

Man sagt, daß pro Stunde im Schnitt 100 Positionen versteigert werden. Zum Glück ging es aber hier und diesmal doppelt so schnell, so daß der Auktionator um 12.30 Uhr zum letzten Mal die Glocke erklingen ließ. Davor ging es jedoch einige Male durchaus turbulent zu. Bei den Mickyvision-Heften und den Micky Maus Jahrgängen der höheren Jahre lieferte man sich wahre Preiskämpfe - der Jahrgang 1980 wurde sogar über dem Hethke Katalogpreis ersteigert! Und das Heft "Das Schwert und die Rose" wurde gemeinsam mit ein paar Sonderheften, allesamt im Zustand 4 (!) um immerhin noch S 2.500 /DM 360 ersteigert.

Auch bei"Horrido" aus dem Jahr 1954 steigerte das Publikum freudig in die Höhe. Spannend wurde es dann bei "Felix, der Kater" aus dem Jahr 1927. Ausgerufen um S 1.400 /DM 200 wogte der Kampf zwischen zwei telefonischen Mitbietern, einem Sensal und einigen Leuten aus dem anwesenden Publikum hin und her, bis der Zuschlag schließlich bei S 6.500 /DM 930 gegeben wurde.

Von Carl Barks war wieder eine obligatorische Farblitographie vertreten, diesmal "Hands off my playthings" (Ausruf S 3.500 /DM 500; Zuschlag S 8.000 /DM 1.140) - die Neffen bauen sich im Geldspeicher eine Geldburg, Donald probiert eine Krone und Onkel Dagobert springt vor Wut.

II. Zum Ablauf einer Versteigerung

In NOW! 1 wurden bereits die wichtigsten Informationen zum theoretischen Ablauf einer Versteigerung gegeben (siehe Archiv), diesmal soll die Auktion rein von der praktischen Seite her beleuchtet werden.

Den Katalog bekommt man etwa ein Monat vorher. Darin findet man die einzelnen Positionen mit genauer Beschreibung aufgelistet. Dazu angeführt wird jeweils der "Rufpreis", der im Gegensatz zum "Freiverkauf"-Preis kein Mitnahmepreis ist, sondern sich durch das Ansteigern bis zum "Zuschlagspreis" erhöht und dann noch verschiedene Aufschläge (Käufergebühr, Umsatzsteuer) bekommen kann. Im Normalfall muß man jedoch zum Zuschlagspreis nur 20% Mehrwertsteuer dazuaddieren und erhält so den Verkaufspreis.

Etwa eine Woche vorher kann man die Versteigerungsobjekte besichtigen, die meist in einem eigenen Saal ausgestellt werden. Unter Aufsicht des Personals kann man sich auch jedes Stück aus der Vitrine herausnehmen und ganz genau begutachten, damit man nicht die Katze im Sack kauft.

Die Versteigerung selbst ist dann an sich eine relativ harmlose Angelegenheit. Der Auktionator, der zwischendurch auch immer wieder versucht, etwas das Publikum zu unterhalten, bietet meist relativ leidenschaftslos ein Stück nach dem anderen an. Solche Auktionen haben relativ wenig mit solchen zu tun, wie man sie im Fernsehen oder Kino sieht - "Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten" hört man hier eigentlich nicht, und es gibt auch keine Mitbieter, die in irgendeiner Ecke heimlich mit dem Ohr wackeln. Und den Hammer gibt es schon gar nicht, sondern nur eine Glocke. Außerdem werden auch immer wieder Positionen ergebnislos ausgerufen und gehen wieder zurück.

Will man etwas ersteigern, braucht man bloß die Hand oder seine Konto-Tafel (vor Beginn der Auktion kann man sich quasi ein Konto eröffnen, über das dann abgerechnet wird) in die Höhe halten und wird dann bei der Nummer oder platzmäßig genannt ("Der Herr in der 5. Reihe rechts)". Wird man überboten, kann man die Hand wieder in die Höhe halten oder beläßt sie gleich oben - das heißt dann soviel wie, daß man seine Konkurrenten immer wieder übersteigert. Bis S 1.000 /DM 150 erfolgt das Steigern in Sprüngen von S 50,- /DM 7,-, darüber erhöht sich der Preis jeweils um S 100,- /DM 15,-.

Wenn man möchte, kann man auch per schriftlichem Kaufauftrag oder telefonisch mitsteigern oder sich einen Sensal bestellen, der in Vertretung des interessierten Kunden mitsteigert. Das ganze funktioniert dann zum Beispiel etwa so (DM-Preise werden bei den Preisen jeweils in der Klammer angegeben):

- Position Nummer 556: MICKY MAUS, Ehapa-V., GB, 1954, Nr. 2 (1-2), Rufpreis S 300,- (43)
- Es liegen drei schriftliche Kaufaufträge vor - KA 1 S 300,- (43), KA 2 S 500,- (71), KA 3 S 900,- (129)
- Der höchste Kaufauftrag wird berücksichtigt, allerdings nur so, als wäre das zweithöchste Angebot, in diesem Fall S 500,- (71) übersteigert worden - somit S 550,- (79)
- Beim Präsentieren der Position 556 wird der Auktionator dies folgendermaßen berücksichtigen: " Es liegen mehrere schriftliche Kaufaufträge vor. Es wurde auf S 550,- (79) angesteigert." Dann wird normal aus dem Publikum mitgeboten - wenn nicht, fällt der Zuschlag für das schriftliche Gebot. Falls überboten wird, dann bietet der Auktionator quasi namens des schriftlichen Auftrages bis zu dessen maximaler Höhe mit. Bietet jemand im Publikum dann S 950,- (135), so erhält er den Zuschlag. Sollte es andererseits bloß einen einzigen Kaufauftrag über S 900,- (129) geben und im Saal bietet niemand mit, so erhält der schriftliche Bieter die Position zum Rufpreis, also um S 300,- (43).

Hat man nun endlich für sein Lieblingsstück den Zuschlag bekommen, so muß man es an der Kassa, die sich ebenfalls im Saal gleich neben dem Auktionator befindet, bezahlen. Man muß jedoch nicht wegen jedem Stück einzeln zur Kassa laufen, sondern kann die Bezahlung auch irgendwann während der Auktion erledigen. Dann bekommt man eine Quittung samt Beschreibung der ersteigerten Sache und kann diese noch während der Auktion im Ausstellungssaal abholen und mitnehmen.

Etwa drei Wochen nach der Auktion kann man im Dorotheum eine Ergebnisliste bekommen, in der die Nummern der Positionen samt Zuschlagspreisen aufgelistet sind.

III. Die Ergebnisse im einzelnen

[Anmerkung der Red.: Zwei Positionen (Nr. 999 und 1000), die außer Katalog versteigert wurden, finden hier keine Berücksichtigung]

COMICS Rufpreis
gesamt
Höchstgebot
gesamt
Differenz
absolut
Differenz
%mäßig
Anzahl
Positionen
davon zum
Rufpreis
davon nicht
ersteigert
Micky Maus 250.600 391.870 141.270 56% 244 14% 1%
Fix + Foxi 5.700 5.900 200 4% 8 75% 0%
Lehning-Verlag 142.500 165.250 22.750 16% 131 29% 7%
KP, WW, F+M 26.500 36.650 10.150 38% 42 24% 0%
Sammelbildalben 3.700 12.250 8.550 231% 10 10% 0%
Konvolute, Div. 31.000 33.650 2.650 9% 35 31% 29%
GESAMT 460.000 645.570 185.570 40% 470 21% 5%
Copyright ERIC 98 absolut: 100 22

Erläuterungen: Lehning-Verlag ... insbes. Falk, Ivanhoe, Lancelot, Sigurd, Tibor, Nick, Akim; KP ... Kinderpost; WW ... Wunderwelt; F+M ... Fritz und Mamos

IV. Kennzahlen

Auktion Nummer 5
Veranstaltungstag 22. Juni 1998
Anzahl der Versteigerungsposten 470
Gesamtrufpreis der Positionen ATS 460.000/DM 65.710
Gesamtzuschlagspreis der Positionen ATS 645.570/DM 92.220
Rücklaufquote (nicht ersteigert) 5 %
Gewinner Sammelbilderalben, Micky Maus
Verlierer Gemischte Konvolute, Lehning
Position mit höchstem Rufpreis Micky Maus Nr. 1 (2-) Ehapa 1951
ATS 10.000/DM 1.430
(ersteigert um ATS 20.000/ DM 2.860)
Position mit höchstem Zuschlagspreis Micky Maus Jg. 51-53 geb. (2-4) Ehapa
ATS 25.000/DM 3.570
(Rufpreis ATS 10.000/DM 1.430)
Position mit größter Preissteigerung Sammelbilder-Album Karl May Bd. II, Ser. 21-40
Magarinefabrik Ebhart&Herout 1955 kompl. (1)
Sammelbilder-Album Großwildjagd
Firma Knorr 1960 kompl. (1-2)
900 %

 

 

PERRY RHODAN

 

Anzahl der Positionen 1 (im Konvolut)
Umfang Perry 7 Stück; gemeinsam mit Marco Polo,
Astronautenfam. Robinson, etc. (insges. 46 Stk.)
Ausrufungspreis ATS 1.000/DM 150
Zuschlagspreis nicht ersteigert
Preissteigerung ---
Katalogpreis (Hethke 1998) > ATS 1.000/DM 150

P.S.: Der Schreiber dieser Zeilen hat zwei Mal die Hand gehoben und zwei Mal den Zuschlag zum Rufpreis (insges. S 700,- /DM 100,-) bekommen - gebundene Micky Maus Hefte aus 1961 (Nr. 27-51) sowie Nick der Weltraumfahrer Piccolos (70 Stück Nachdrucke) ergänzen nun meine Comic-Sammlung.