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Aus aktuellem Anlaß:
"It seems appropriate that the birth of Mickey Mouse - a creature of mythic stature - should be shrouded in legend. Walt Disney is said to have conceived Mickey on the train, returning to Hollywood from his angry encounter with Mintz. There is no reason to suppose that this is not essentially true, but over the years this story became so polished by repetition that it began to lose ists sense of reality and to take the character of an official myth. ... What we can be reasonably sure of is that Mickey Mouse who made his debut in New York City in 1928 resulted from an collaborative effort between Disney an Ub Iwerks." (Finch Christopher, The Art of Walt Disney)
Micky Maus, Mikki Hiiri, Topolino, El Raton Miguelito, Miki Tikus, Mickey, Mikke Mus, Miki Eger, MIKY MAOYS , Miki Maus, Miekie, Mi Lao Shu, Musse Pig, Mic-Kay, Mickey Mouse - all diese Namen stehen für eine Comicfigur, deren Geschichten wir seit nunmehr 70 Jahren miterleben können und die auch selbst Geschichte geschrieben hat.
Eine Würdigung zum 70. Geburtstag der berühmtesten Maus der Welt zu schreiben, ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Einerseits wird man erschlagen von einer gewaltigen Daten- und Bilderflut, andererseits muß man darauf achten, nicht vom Hundersten zum Tausendsten zu kommen und letztendlich eine Abhandlung über das komplette Walt Disney Universum zu verfassen. Ich habe lange überlegt, in welcher Form man sich mit dieser Materie auseinandersetzen könnte und habe mich dann für eine etwas andere und sehr persönliche Geburtstagslaudatio entschieden.
Wenn man einmal mit offenen Augen durch die Welt geht und seine Umgebung genauer betrachtet, wird man leicht feststellen, daß Micky Maus auf Schritt und Tritt allgegenwärtig ist. Wie selbstverständlich begleitet uns Micky durch unser Leben und jede Generation entdeckt sie wieder aufs neue. Selbst all die neumodische Konkurrenz, von der man in 70 Jahren sicher nicht mehr reden wird, kann diese Trickfigur nicht verdrängen. Und so, wie uns damals schon die Donald Duck Geschichten von Carl Barks am besten gefallen haben, obwohl keiner noch wußte oder sich vorstellen konnte, was oder wer überhaupt ein "Zeichner" war, sehen sich die Kinder heute noch immer lieber einen alten Micky Maus Film an als den zehnten "Masters of Universe"-Streifen. Qualität hat eben Bestand! Da Micky nicht altert, kann sie ihre Fans beständig in alter Frische erfreuen. Zwar hat sie im Laufe der Zeit natürlich ihr Aussehen verändert und angepaßt und wohl auch einiges vom alten Flair eingebüßt, aber nichts desto trotz erfreut sie sich in aller Welt größter Beliebtheit. Und in jedem Stück, das wir rund um uns entdecken, spiegelt sich ein Teil ihrer Geschichte wieder. Gehen wir nun gemeinsam auf Spurensuche!
Bereits beim Öffnen der Türe halten wir die berühmteste Maus der Welt in der Hand - als Schlüsselanhänger. Diese etwa 4 Zentimeter hohe emailierte Figur im klassischen Stil gab es als kleines Trostpflaster dafür, daß die Reprintausgabe des Jahrganges 1952 der Micky Maus Serie in einer zu kleinen Sammelkassette ausgeliefert wurde und nachträglich getauscht werden mußte. Mittlerweile gibt es vier solcher Reprint-Kassetten, die auch die Sonderhefte enthalten. Laut Verlagsangaben wird die Serie solange fortgesetzt, als Interesse dafür besteht, allerdings wird man sich aber spätestens ab der Ausgabe für 1956 eine andere Lösung einfallen lassen müssen, da ab diesem Zeitpunkt die Hefte nicht mehr nur monatlich erschienen sind, sondern alle zwei Wochen und ab 1958 sogar wöchentlich, und so die Sache etwas umfangreicher (und wahrscheinlich auch teurer) wird.
Preiswerter war da noch der Jahrgang 1951, der nur aus vier Heften bestand und schon vor längerer Zeit als schmaler Hardcover herausgegeben wurde. Diese Hefte waren die allerersten Ausgaben der "Comic-Zeitschrift" namens Micky Maus am deutschsprachigen Markt, so wie wir sie heute noch kennen. Den ersten Sprung nach Deutschland schaffte Micky Maus aber bereits am 17. Jänner 1930, als der erste Film namens "The Barn Dance" in Berlin als Vorfilm gezeigt wurde. Die Maus eroberte die Herzen der Zuschauer im Sturm und bald begann man, die Maus auch anderweitig zu vermarkten - zunächst vor allem als Anstecknadeln und Figuren. In Fritz Langs berühmtem Film "M" von 1931 etwa sind in einer Szene in einer Bäckerei zahlreiche Micky Maus Figuren zu sehen. Viele andere Firmen sprangen auf den fahrenden Zug auf. Einige Zeitungen druckten amerikanische Zeitungsstrips ab, und 1931 erschien das erste deutsche Disney-Buch - "Micky Maus - ein lustiges Filmbildbuch", das auf der 4. Wiener Comic-Auktion im Jahr 1997 um S 20.000/ DM 2.860 versteigert wurde (siehe Archiv).
Während die NSDAP einen "Micky Maus Skandal" ortet und gegen die Verwendung von Anstecknadeln aufruft ("Die Micky Maus ist eine Verblödungskur des Young-Kapitals. Das gesunde Gefühl sagt eigentlich jedem anständigen Mädchen und jedem ehrlichen Jungen von selbst, daß das schmutzige und mit Dreck behaftete Ungeziefer, der große Bakterienüberträger im Tierreich, nicht zum idealen Tiertypus gemacht werden kann."), erscheint im Züricher Bollmann-Verlag 1936 die erste "Micky Maus Zeitung", von der dann 1937 achtzehn Folgen herausgegeben wurden (Reprints liegen den aktuellen Micky Maus Sammelkassetten bei). Micky Maus war auch voll in die Wirren des 2. Weltkrieges integriert und mußte als Propagandafigur und als Insignie für Flugzeuge ("Micky Maus Staffel") und U-Boote bei beiden (!) Kriegsparteien herhalten. Nach dem Krieg faßten zuerst die Filme wieder Fuß, und im Jahr 1951 schließlich gab der Ehapa-Verlag, der damals noch aus vier Personen bestand (unter ihnen die Chefredakteurin Dr. Erika Fuchs, die durch ihre Übersetzungen nicht unwesentlich am Erfolg der Maus beteiligt war), das erste Micky Maus Heft der heutigen Form heraus.
Aber wenden wir uns nun dem ersten Raum zu.
Wir betreten ein langgezogenes, L-förmiges Vorzimmer, das Zugang zu allen Räumen der Wohung ermöglicht. Unser erster Blick fällt auf die Garderobe, auf der neben allerlei Jacken, Anzügen, Wintermänteln (ich dachte, die habe ich schon längst weggeräumt!) und Tüchern auch ein kleiner Kindergartenrucksack hängt, auf dem Micky und Minni in einem Herz abgebildet sind. Es ist jedoch viel mehr als das, was Micky mit Minni Maus verbindet, war dieses Mäuschen doch eine Gefährtin der ersten Stunde (im wahrsten Sinne des Wortes) und spielte im ersten offiziellen Film "Steamboat Willie" (mit Ton!), der am 18. November 1928 im Colony Theatre am New Yorker Broadway seine Premiere hatte, die zweite Hauptrolle.
Steamboat Willie - Storyboard (Quelle: The Art of Walt Disney)
Aber auch im allerersten Film, "Plane Crazy", der erst später öffentlich gezeigt wurde, nachdem er ebenfalls vertont worden war, spielte Minni mit. Fortan war sie oftmalige Begleiterin von Micky Maus und erlebte mit ihm die verschiedensten Abenteuer, wie etwa in der bekannten Geschichte "Abenteuer auf der Doppelkreuz-Ranch" ("Mystery of the Double X Ranch", 1951, zB. zu finden in Mickyvision, Heft der Serie Nr. 17 vom 26.9.69). Mußte sich Micky früher noch mehr um seine Dauerfreundin bemühen und sogar gegen Konkurrenten kämpfen, stabilisierte sich diese Liaison später, ganz im Gegensatz zu dem Dreieckverhältnis Donald-Daisy-Gustav.
Gleich im Anschluß an die Garderobe erstreckt sich ein mächtiger Wandverbau, der fast bis an die 3.40 Meter hohe Decke reicht und gut und gerne ebenso lang ist. Hier müssen ja wahre Schätze verborgen sein! Wir öffnen jedoch ganz gezielt den rechten, oberen Kastenteil und müssen nun eine Leiter zu Hilfe nehmen, um den Inhalt zu begutachten.
Im obersten Fach liegen gleich mehrere Stapel Comichefte. Neben Fix und Foxi, Superman, Bessy, Felix, Wastl, etc., etc., findet sich auch ein kleines Konvolut Micky Maus Hefte aus dem Jahr 1968. Obwohl diese Hefte ohne Umschlagseite sind, einen stark zerfledderten Eindruck machen und ich diese Hefte ohnehin auch in ordnungsgemäßem Zustand besitze, habe ich es bisher nicht übers Herz gebracht, sie wegzuschmeißen. Diese Hefte waren meine erste Begegnung mit der Comic-Welt. Jedesmal, wenn ich in sie hineinsehe, ergreift mich eine seltsame Vertrautheit. Zwar konnte ich damals noch nicht lesen, aber vielleicht habe ich gerade deswegen die Bilder mit um so größeren Intensität "aufgesogen". Und eine Geschichte scheint mich beim Durchblättern immer regelrecht anzuspringen - "High Wire Daredevils" (Auf dem hohen Seil; 1944; in dieser Geschichte ist übrigens auch das erste Mal "Entenhausen" erwähnt) von Carl Barks. Ich könnte mir gut vorstellen, das war die Geschichte, mit der mein Hobby Comics begonnen hat.
Aufgrund dieser Umstände gab es wahrscheinlich für mich in diesem Jahrgang 1968 auch einige der besten Micky Maus Geschichten, wie etwa "Mickey Mouse and the Treasure Hunt" (Heft 46-49; MM auf Schatzsuche oder Der Schatz von Umba Lumba), die tatsächlich aber natürlich wesentlich früher erschienen ist, nämlich bereits im Jahr 1937.
Szene aus "Mickey Mouse and the Treasure Hunt"
Weitere Geschichten sind "Verirrt in Zeit und Raum", "Der schwarze Geier", "Der Seeräuber Struwwelbart", "Das Phantom" und "Die Wikinger". In diesen Geschichten treffen wir auch auf zwei der größten Gegenspieler von Micky, nämlich Kater Karlo und das Phantom. Kater Karlo war ebenfalls von der Stunde Null an dabei und spielte in "Steamboat Willie" einen grimmigen Kapitän. Das Phantom alias "Plattnase" stieß erst etwas später hinzu (Jagd auf das Phantom - "Mickey Mouse outwits the Phantom Blot" - 20.5. bis 9.9.1939) und war sicher eine der schillerndsten Figuren der Serie.
Aber setzen wir den Rundgang fort. Ein paar Schritte weiter entdecken wir noch einen letzten Hinweis auf Micky Maus in diesem Zimmer, nämlich eine kleine Plastikfigur in einem Setzkasten, die dem Lustigen Taschenbuch Nr. 215 beigepackt war. Der Figuren gab es ja im Laufe der Jahre unzählige. Wenn wir einen kurzen Blick in den Battenberg Antiquitäten Katalog werfen, finden wir da auf mehreren Seiten über 30 Micky Maus Figuren in allen Materialien und Preisklassen, wobei sich die Figuren natürlich entsprechend der Entwicklung der Figur in der Heftserie ebenfalls gewandelt haben.
Aber halten wir uns an dieser Stelle nicht zu lange auf - Figuren von Micky Maus werden wir im Zuge unseres Rundganges ohnehin noch zwei Mal begegnen.
Also ehrlich - irgendwo muß man ja Ruhe haben vor dieser Maus, und Toilettenpapier mit Micky Maus habe ich bisher noch nirgends gesehen - nicht einmal auf der großen "Überall ist Entenhausen"-Ausstellung in Wien, die vom 11.6. bis 20.9.1987 im Palais Pallfy gezeigt wurde. Hier gab es eigentlich nichts, das es nicht gibt - tausende Dinge des mehr oder weniger täglichen Lebens, allesamt mit einem Bezug zum Walt Disney Universum versehen. Obwohl hier gleich eine interessante Frage aufgeworfen wird - lebt Micky Maus in Entenhausen? Laut dem "Who's who im Comic" von Jürgen Kagelmann lebt sie in einer "typischen amerikanischen Mittel- oder Kleinstadt". Im Carl Barks Werkverzeichnis wird etwa die Story "Rätsel um einen roten Hut" (siehe unten) als "Nicht-Entenhausener Geschichte" geführt. Und im "Who is Who in Entenhausen" scheint Micky Maus nicht auf. Betrachtet man Entenhausen im engeren Sinn als Mittelpunkt des Barks-Universums, so wird dies nachvollziehbar. Allerdings wurde meines Wissens Mickys Heimatstadt nie genannt und dürfte deshalb vor allem später mit Entenhausen gleichzusetzen sein.
Wenn wir nun weitergehen in den Arbeitsraum, so sehen wir genau in Augenhöhe an der Rückseite der Wand einen großen Verbau, in dem zwei Regale mit Glasschiebetüren sind. Darin befinden sich zirka zwei Laufmeter Walt Disneys Lustige Taschenbücher, die ab 1967 erschienen und hauptsächlich von italienischen Zeichnern ausgeführt wurden. Die Bücher waren abwechselnd Micky Maus oder Donald Duck&Co gewidmet, auch einige Barks-Geschichten wurden darin nachgedruckt (zB. Band 8, 30, 53). Wenn wir eine Türe im linken Teil des Verbaues öffnen, sehen wir einen großen Berg Plastik- und Papiersackerl (= Tüten), von denen einige die Konterfeis von Micky und Donald tragen. Man bekommt sie meist in den diversen Comic-Läden, eines jedoch davon ist ein Mitbringsel aus einem "Walt Disney Store" in Amerika und zeigt die historische Micky Maus in vielen verschiedenen Posen. Gleich daneben liegt eine Mappe mit mehreren Postern und Schnippeln, die es in den Micky Maus Heften als Beilage gab.
Wir verlassen den Arbeitsraum und gehen in das ...
Außer einer Zahnbürste und einer alten Micky Maus Plastik-Quietschfigur für die Badewanne finden wir hier recht wenig. Wenn wir noch ein wenig in einem Behälter mit den verschiedensten Kinderspielzeugen kramen, entdecken wir jedoch noch einen kleinen Plastik-Pluto. Sehen wir einmal, was "The Art of Walt Disney" darüber zu berichten hat: "A simple-minded bloodhound made an appearance in a 1930 picture called 'The Chain Gang' and developed, before long, into Mickey's faithful companion Pluto." Sein Comic-Strip Debut feierte er in den "Silly Symphonies", die auf den Sonntagsseiten als Zusatzserie erschienen. Darin erlebte er vorwiegend eigene Abenteuer, war aber auch bei Goofy, Horaz Pferdehalfter (Rudi Ross, Horace Horsecollar) und Klarabella (Clarabelle Cow) zu Gast.
Als nächstes betreten wir nun das Wohnzimmer. Ein großer, alter Kristalluster hängt in der Mitte des Raumes. Links von uns beginnt ein hoher Bücherschrank aus Mahagoni, der sich an der Wand entlangzieht, um die Ecke geht und sich dann fast bis zum Fenster fortsetzt, wo eine grüne Sitzecke mit einem Glastisch steht. An der rechts gelegenen Wand steht eine Mineralienvitrine und links und rechts davon jeweils zwei große Lautsprecherboxen. Im Eck rechts von uns stehen eine Stereoanlage und ein Fernseher.
Oswald, the lucky Rabbit (Quelle: The Art of Walt Disney) |
Wir wenden uns zunächst dem Bücherschrank zu, da dieser bereits auf den ersten Blick mehrere Micky Maus Utensilien erkennen läßt. Unübersehbar ist der 35 cm hohe und 5 cm dicke Band "The Art of Walt Disney". Damit haben wir wohl die ergiebigste Quelle der MM-Ursprungsforschung vor uns. Die Wurzeln der Figur "Micky Maus" sind zweifellos in "Oswald, the lucky Rabbit" zu finden, "a likeable little creature, all soft curves and energy". Wenn man die Ohren etwas kürzt und auf die Hose noch zwei Knöpfe näht, kommt man der Sache schon ziemlich nahe. Noch früher kann man bereits in den "Alice Comedies" - Trickfilme mit Alice als Realperson - Vorläufer der Micky Maus erahnen. |
Gleich neben dem Walt Disney Standardwerk stehen die beiden Bücher "Ich, Micky Maus" Band 1 und 2, die viele der hier erwähnten Geschichten enthalten. Die Großbände wurden erstmals 1973 vom Melzer-Verlag herausgegeben und ich erinnere mich noch gut, wie ich damals diese Bücher bei der Nachbarin meiner Großmutter unter dem Weihnachtsbaum fand.
Neben den beiden Micky Maus Büchern stehen Großbände des treuesten Gefährten von Micky - Goofy! Diese Bücher erschienen zwei Jahre später, und bringen, so wie die beiden Micky Maus Bücher, gemeinsame Abenteuer der beiden Freunde. Seinen ersten Auftritt hatte Goofy 1932 in einer Nebenrolle in dem Film "Micky's Revue" (noch unter dem Namen "Dippy Dawg"). Die erste Goofy-Geschichte gab es 1 Jahr später in - "Mickey Mouse and the terrible Bandit Wolf Barker" (Die Viehdiebe) war zugleich Gottfredsons erste eigentliche Zeitungs-Sonntagsgeschichte. Und seinen ersten Auftritt im Tagesstrip hatte Goofy in der Geschichte "Mickey Mouse Detective" (Micky Maus als Detektiv), ebenfalls im Jahr 1933.
Goofy war zwar immer der etwas tolpatschige Begleiter und Kumpane von Micky, konnte aber zeitweise seinen berühmten Freund an Popularität überflügeln. Im wahrsten Sinne des Wortes tat er das dann im Jahr 1965, als er nach dem Verzehr einer besonderen Erdnuß zu "Supergoofy" wurde - einer Figur, die von Paul Murry erfunden wurde und die in krassem (und gewolltem) Gegensatz zu den amtierenden Superhelden des DC- und Marvel-Universums stand. Später verkörperte Goofy in einer eigenen Serie berühmte Persönlichkeiten der Geschichte, bekam ein eigenes Magazin und erlebt neuerdings mit seinem Sohn Max zahlreiche Abenteuer im Film und auf Papier. Bekannt wurde er auch als "Sport-Goofy" - zu den 20. Olympischen Spielen in München erschien am 7.7.1972 ein extradickes Sonderheft in der Reihe "Mickyvision" (Goofys lustige Olympiade), in dem es neben verschiedenen Geschichten auch einen großen Bericht über die Olympiade und ein großes Poster von Goofy gab.
Eine andere Figur mit übernatürlichen Kräften, die des öfteren Micky Maus begleitet hat, ist Gamma, der Außerirdische, der im Original "Eega Beewa" heißt und von Floyd Gottfredson im Jahr 1947 eingeführt wurde: " ... er hat einen Kopf wie eine Birne ... mit Haaren wie Federn, die aus der Spitze wachsen ... und seine Füße ähneln eher einem Paar Socken als Füßen ... und seine Hände ..." Gamma, der 500 Jahre aus der Zukunft kommt und sein Hund Fips übten auf die Leser einen besonderen Reiz aus und sind auch heute noch sehr beliebt.
Als krönender Abschluß liegt quer über den vorhin aufgezählten Büchern das "Micky Maus Klebealbum" aus dem Jahr 1976. Auf 17 Bildtafeln werden hier die Geschichten von Schneewittchen, Cinderella, Bambi, Merlin und Mim, Peter Pan und der tollkühnen Hexe in ihrem fliegenden Bett erzählt. Die erste Geschichte jedoch handelt von einem gemeinsamen Abenteuer von Micky, Goofy und Donald, in dem sie sich auf Geisterjagd befinden - Micky und die Gespenster, wohl angelehnt an die Geschichte "Micky Maus in der Geistervilla" (Mickey Mouse and the Seven Ghosts). Eine weitere Geschichte darin erinnert an die Barks Story "Trick or Treat" aus 1952.
Das Micky Maus Klebealbum aus dem Jahr 1976
Dies wirft jetzt gleich die Frage auf, ob es mehrere solcher gemeinsamen Erlebnisse der drei Protagonisten gibt. Im ersten Moment wäre mir da, abgesehen vom Film "Micky's Wohnwagen", nichts eingefallen, doch nach kurzem Nachblättern in den "Lustigen Taschenbüchern" (zB. Band 13) oder in "Ich, Micky Maus" ("Mickey Mouse and his own newspaper", "Mickey Mouse and the Seven Ghosts") wurde ich doch fündig, und es gibt natürlich noch wesentlich mehr. Bei den Filmen waren es insgesamt 16 gemeinsame Abenteuer, bei den späteren Geschichten haben vor allem die italienischen Zeichner in den "Lustigen Taschenbüchern" etliche gemeinsame Abenteuer kreiert. Bei dieser Gelegenheit ist mir noch eine andere, interessante Zusammensetzung aufgefallen: Micky, Goofy und Daniel Düsentrieb in der Geschichte "Verirrt in Zeit und Raum", in der die beiden Gefährten dem verrückten Erfinder helfen müssen und dabei mit einer Zeitmaschine etwa auch zu Minotaurus reisen.
Szene aus "Verrirt in Zeit und Raum"
In der Ecke des Schrankes treffen wir auf die nächste Micky Maus Figur. Sie zeigt unser Geburtstagskind in stilisierter Form, ist aus rotem Glas und etwa 10 Zentimeter hoch. Ein kleines Schildchen auf der Rückseite weist als Erschaffer dieser Figur "Leonardo" aus. Auf weitere Stücke von "Leonardo" werden wir übrigens noch in der Küche treffen.
An der gegenüberliegenden Wand hängt in einem blauen Rahmen das Konterfei von Donald Duck, eine auf 999 Stück limitierte und signierte Lithographie von Carl Barks. Im Rahmen dieser Serie hat Carl Barks auch - man höre und staune - Micky Maus gezeichnet, die es ebenfalls in dieser Form zu kaufen gab. Hat Carl Barks denn Geschichten mit Micky Maus gezeichnet? Die Antwort ist "jein" - Geschichten nein, eine Geschichte ja. Sie heißt "Mickey Mouse and the Riddle of the red Hat" (Rätsel um einen roten Hut) ist aus dem Jahr 1945 und handelt von einer Verwechslungsgeschichte, in der neben Micky auch Minni, Goofy und Kater Karlo mitspielen.
Micky und Minni in "The Riddle of the red Hat"
gezeichnet
von Carl Barks
Zu finden ist sie etwa in der Barks Library Spezial Donald Duck Nummer 5 in einer Fuchs-Erstübersetzung (die Übersetzung der Geschichte im Super-Sommer-Sonderheft, das dem MM-Heft 32/86 beigelegt war, war nicht von Erika Fuchs). Tatsächlich gezeichnet und geprägt haben Micky Maus natürlich ganz andere Männer: "The Mickey Mouse daily comic strip" erschien ab Jänner 1930. Ub Iwerks zeichnete 18 Folgen, dann war kurz Win Smith am Werk und schließlich sollte für lange Jahr Floyd Gottfredson der prägende Zeichner für die Micky&Co Geschichten sein. Neben Gottfredson ist Paul Murry der zweite Vertreter der klassischen Micky Maus Geschichten, und gemeinsam haben sie die meisten Comicheft-Stories der 50-er und 60-er Jahre gezeichnet.
Später wurden viele internationale, meist unbekannt gebliebene Zeichner beschäftigt. Zuletzt machte Ulrich Schröder mit der Geschichte "Runaway Brain" (Micky Monstermaus) von sich reden, die auf dem gleichnamigen Kurzfilm, der 1996 als Vorfilm zum Goofy-Film in den Kinos lief, basiert. In dieser deutschen Erstveröffentlichung der Ehapa Comic Collection erleben wir eine "revitalized" Micky Maus. Schröder, der neben dem Holländer Daan Jippes als bester europäischer Disneyzeichner gilt, machte dabei Rückgriffe auf die Tradition der 30er und 40er Jahre und wollte die Figur "Micky" wieder aufwerten und interessanter machen. Ob ihm dies gelungen ist, kann man auch im Vergleich zu einer alten Gottfredson-Geschichte aus 1932/33 (Mickey Mouse in Blaggard Castle - Micky im Bann der Höllenstrahlen), die im gleichen Band enthalten ist, beurteilen
Als letztes werfen wir in diesem Raum hier noch einen Blick in den Kasten unter dem Fernseher. Dort stehen zwei Videokassetten, die es vor einiger Zeit bei Mac Donalds zu kaufen gab: "Mickys größte Hits" und "Donalds größte Hits", beide Kassetten etwa 50 Minuten lang und mit einem kleinen, repräsentativen Querschnitt von Filmen. Das Video von Micky zeigt etwa gleich zuerst "Steamboat Willie", gefolgt von "The Band Concert". Wer hier genau aufpaßt, wird feststellen, daß das musikalische Leitmotiv "Turkey in the Straw" sowohl von Micky im ersten Film mit "tierischem Instrumentarium" gespielt wird als auch von Donald im zweiten Film auf einer von Dutzenden von Flöten, die er unter seinem Hut hervorzaubert. Was natürlich nicht fehlen darf: "The Sorcerer's Apprentice" (Der Zauberlehrling) aus dem Film Fantasia, über den es sich wohl erübrigt, allzuviele Worte zu verlieren. Wir werden im nächsten Raum nochmals auf dieses Thema zurückkommen.
Auch auf der Donald-Kassette spielt Micky mit - in "Orphans Benefit" aus dem Jahr 1934. Genaugenommen spielt Micky hier die Hauptrolle, und Donald, der gerade erst sein Debüt in "The Wise Little Hen" gegeben hatte, spielte nur eine seiner ersten Nebenrollen, bevor er ebenfalls zum Star wurde. Ebenfalls interessant ist, daß in diesem Film auch Goofy erstmals mit Donald zusammengetroffen ist.
Nachdem unsere Führung heute angekündigt war und keine Gefahr besteht, zerwühlte Betten oder Bewohner in Unterwäsche vorzufinden, begeben wir uns nun ins Schlafzimmer. Zur linken sehen wir einen Bücherschrank, der sich bis zum Fenster erstreckt. Hier regiert eindeutig Perry Rhodan, jedoch finden wir auch einige Regale, in denen sich ein paar Comics behaupten können. Ins Auge sticht hier eine Figur von Micky Maus von der Firma X for U aus Kunstharz. Die Figur ist aus der unlimitierten Serie und zeigt Micky als Zauberlehrling (siehe oben). Wer den Film kennt, sieht sofort, daß die Figur bis ins kleinste Detail einer Szene aus dem Film entspricht, bloß der Zauberhut ist nicht leicht eingeknickt. |
Kunstharzfigur |
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In einem Zwischenfach des Schrankes liegt eine Ankündigung für das Sonderheft "70 Jahre Micky Maus" (Gottfredson, Murry, Strobl, Van Horn jr.), das eigentlich schon hätte erscheinen sollen und als einer der Punkte für unsere heutige Führung gedacht war. Das Titelbild jedenfalls zeigt ein Poster aus dem Jahr 1932, das den Film "The Whoopee Party" ankündigte. In einer Ecke des Zimmer steht noch ein Zeitungsständer, der neben allerlei Zeitschriften und Prospekten auch einen Reisekataloge enthält: "Kommen Sie ins Disneyland Paris!" Mittlerweile gibt es ja vier Themenparks, und ein weiterer ist im Entstehen begriffen - in Port Aventura in Spanien soll bis zum Jahr 2003 ein zweites Eurodisney entstehen. |
Als nächstes kommen wir ins Kinderzimmer. Hier finden sich natürlich geballt Utensilien aus dem Micky Maus Universum. Vorhänge, Bälle, Kleider, Taschen, Pullover und vieles mehr. Und dabei haben wir noch nicht einmal die Schränke aufgemacht. Das ersparen wir uns jedoch und gehen geradewegs in den nächsten Raum.
Zuletzt begeben wir uns in die Küche. Hier müssen wir allerdings schon einige Kästchen öffnen, um die letzten Spuren der Micky Maus zu entdecken. Auf Tellern, Gläsern, Besteck und Thermoskannen prangt ihr Konterfei. Neben dem Kindergeschirr finden wir hier aber auch noch etwas, das man besser nicht in Kinderhände geben sollte: Gläser aus der "Mickey's Collection by Leonardo" - It all started with a mouse ... Die Gläser sind etwa eine Handbreit hoch, leicht zur Seite geneigt, aus buntem, leicht getöntem Glas und tragen erhaben eine stilisierte Micky Maus. Und angeblich sind sie auch spülmaschinenfest.
Tja, was wäre nun wohl passender, als aus dem Kühlschrank eine Flasche Sekt zu nehmen und auf Mickys Wohl anzustoßen (das Geburtstagsständchen ersparen wir uns). Alles Gute, Micky Maus!
Nachsatz: Wenn wir die Wohnung wieder verlassen, werfen wir noch einen letzten Blick auf die Wohnungstüre. Sie wirkt zwar von außen nicht sehr solide, hat jedoch eine einbruchssichere Schloßanlage, bei der sich laut Hersteller sogar gewiefte Diebe die Zähne ausbeißen.
Hilfreiche Unterlagen, um das Leben von Micky Maus zu erforschen, die auch hier des öfteren zu Rate gezogen wurden: The Art of Walt Disney (Christopher Finch), Who's Who im Comic (Jürgen Kagelmann), Das Erika Fuchs Buch (Klaus Bohn), Disneyana - Sammelbares aus der Welt der Micky Maus (Joachim F. Baumhauer), Allgemeiner Deutscher Comic Preiskatalog (Skodzik-Hethke), Carl Barks - Werkverzeichnis der Comics (Johnny A. Grote), Who's Who in Entenhausen (Johnny A. Grote), Werbefiguren und Comicfiguren (Erhard und Evamaria Ciolina), Stars in Strips - Donald und Pluto (Horizont-Verlag), Ich, Micky Maus 1+2 (Melzer-Verlag), Ich, Goofy 1+2 (Melzer-Verlag), Heft der Serie Mickyvision, Micky Maus Hefte und Reprints, Walt Disneys Lustige Taschenbücher, Micky Monstermaus, Tock Tock Nr. 19 (Ehapa-Verlag), Micky größte Hits (Video), Donalds größte Hits (Video)