Der Erbe des Universums

 

WERBUNG IM
P.R. ROMAN

 

"Die Werbung möchte uns einreden, daß man ohne Kopf weiter kommt als ohne Krawatte."

[Rudolf Rolfs]

Wenn ich im letzten NOW! darüber geschrieben hätte, hätte man mich wahrscheinlich ausgelacht. Und wenn ich es vor zwei Wochen nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, so würde ich es wahrscheinlich auch nicht glauben - obwohl es eigentlich naheliegend ist: Werbung auf der Toilette! Die Rahmen in der Größe von etwa A3 hängen mit Plexiglasschutz über dem WC-Papier-Halter, über den Pissoirs und neben dem Waschtisch. "An dieser Werbung kommt man nicht vorbei", wird da geworben, um potentielle Kunden darauf aufmerksam zu machen. Zu finden sind diese Reklametafeln natürlich in erster Linie in Lokalen und vielleicht auch auf öffentlichen Toiletten.

Doch wofür soll man da Werbung machen? Lebensmittel dürften da schon einmal ausscheiden, ebenso politische Werbung, weil man da vielleicht unerwünschte Assoziationen erwecken könnte. Da wäre noch eher zu denken an Abführmittel oder Toilettenpapier - "Verwenden Sie Cosy Super-Flausch 6-lagig" liest man da auf der Bahnhofstoilette, während man nach dem zerschnittenen Zeitungspapier auf dem Nagel neben sich greift.

Und damit niemand glaubt, das sei alles nur erfunden, zitiere ich nun im folgenden einen Artikel, der am 21. Juli 1998 in der "PRESSE" zu finden war:

Werbung auch am stillen Örtchen
Mindestens 30 Sekunden Hinsehen verspricht eine Firma, die Werbeflächen auf Beisl-Toiletten anbietet.
WIEN (red.). Ganz neu ist die Idee ja nicht, in - wo sonst? - den USA gibt es sie längst, mittlerweile auch in Großbritannien und Deutschland: Werbung am Klo. Freilich sind nicht irgendwelche Toiletten gemeint, sondern jene, die in Restaurants, In-Beiseln, Szene-Lokalen, kurzum an quasi öffentlichen Orten plaziert sind. Hinter Plexiglas, welches gegen Übermalen und sonstige Verschmutzung helfen soll, können Werbende ihre Botschaft vermitteln. Der Vorteil, so die Anbieterfirma, liege auf der Hand: Man müsse "von Natur aus" mindestens 30 Sekunden lang hinsehen ...

Nun aber zu den angenehmen Seiten der Werbung - und damit ich nicht Gefahr laufe, einmal erboste Leserinnenbriefe zu bekommen, bringe ich diesmal gleich zwei Werbeplakate der Firma P**M*RS:

Wie jedesmal werden dem vorliegenden Artikel mehrere Annahmen zu Grunde gelegt:

  1. Jede Firma, die ein Produkt oder eine Dienstleistung verkaufen möchte, muß Werbung machen (ausgenommen vielleicht höchstens ein Friedhof ...)
  2. Die Werbung muß in einem Medium gemacht werden, das so viele Personen wie möglich anspricht.
  3. Die Zielgruppe des Mediums muß mit der Zielgruppe des Produktes so gut wie möglich übereinstimmen, d.h. wenn zB. Modellbauflugzeuge angeboten werden, muß sich der angesprochene Personenkreis für Flugzeuge und Bastelarbeiten interessieren, und wenn das Produkt teuer ist, müssen die Personen noch dazu über ein bestimmtes Einkommen verfügen; die Suche nach einem Vorstandsdirektor wird in einem gehobenen Wirtschaftsblatt zu finden sein, etc.
  4. Aufgrund der Werbung in einem Print-Medium kann man somit den Leserkreis sehr genau bestimmen und sich ein Bild der Zielperson, in diesem Fall des typischen Perry Rhodan Konsumenten, machen.

Doch nun zum fünften Teil der Betrachtungen mit Perry Rhodan Roman Nummer 400 aus dem Jahre 1969!

Am 21. Juli holt die Wirklichkeit die Fiktion ein - Neil Armstrong betritt als erster Mensch den Mond und 500 Millionen Menschen auf der Erde sind live dabei. In Vietnam hingegen beginnt für die Amerikaner der Rückzug, während sich die Russen mit den Chinesen am Ussuri bekriegen. In Österreich hingegen geht es friedlicher zu: Der U-Bahn-Bau beginnt, über die Bildschirme flimmert es erstmals farbig, und das ganze Land ist stolz auf Eva Rueber-Staier, die in London zur Miss World gewählt wird. Sharon Tate, die Frau von Roman Polanski, wird von Charles "Satan" Manson und seiner Bande grausam ermordet und auch die Sekretärin von Edward Kennedy, Mary Jo Kopechne, stirbt eines gewaltsamen Todes, als bei einer gemeinsamen Fahrt das Auto bei Chappaquiddick von einer Brücke stürzt.
Auf Terra schreibt man das 3430, und es scheint sich auch seit der ersten Mondlandung nichts geändert zu haben - "Menschheit im Zwielicht":

Der Blick des behaarten Riesen klärte sich. Deighton begann mit ruhiger, suggestiver Stimme zu sprechen. Nach weiteren zehn Minuten stieß der Urmensch den ersten Laut aus. Er klang wie "zwiehiebus".
"Ich werde dich Lord Zwiebus nennen", sagte Deighton lächelnd. "Komm, mein Freund, es wird Zeit. Hörst du?"

Rhodan begann plötzlich so zu grinsen, wie es ein Großadministrator und galaktischer Staatsmann auf keinen Fall tun sollte. Er öffnete die Uniformjacke, zerrte sie auseinander und bemühte sich, die Ärmel abzustreifen. Maurice schien zu erstarren. Seine Augen quollen tatsächlich etwas aus den Höhlen hervor. Gucky lachte so schrill wie selten. Rhodan hatte plötzlich jede Nervosität verloren.
"Fehlt Ihnen etwas, Herr Oberst?"
"Aber - aber Sir, Sie tragen ja weder Unterwäsche noch Oberhemd! Sir, ich - ich bin entsetzt. Wenn ich mir erlauben dürfte, Sie auf die unumgängliche Etikette hinzuweisen, so ...!"
Es war an diesem Tag Maurices Schicksal, ständig unterbrochen zu werden. Rhodan schlug sich mit beiden Händen auf die nackte Brust, atmete tief ein und reckte sich.
"Herrlich. Ich pfeife auf Ihre Etikette. Wohlfühlen will ich mich! Und wenn Sie noch länger protestieren, erscheine ich in der Badehose. Das dürfte in den Annalen der tauranischen Geschichtsschreibung als unüberbietbarer Gag nachzulesen sein. Also, wo ist der Röhrennadler?"

Atlan startete mit der KULAM-ORT bei Tagesanbruch. Das Fest des Imperators war beendet. Ziel des angeblichen Freifahrer-Frachters war das Sonnensystem, in dem die Erde als dritter Planet ihren Platz einnahm. Atlan wußte, daß der seit Jahrhunderten vorausberechnete Zeitpunkt gekommen war. Der Fall Laurin war eingetreten. Terra und Perry Rhodan sollten ausgeschaltet werden.

Dabrifa starrte ihn völlig verstört an. Er schritt zu den Schirmen hinüber und klammerte sich an der Schaltleiste fest.
"Das Sonnensystem - wo ist das Sonnensystem geblieben?" Wo ist Terra?"
"Das System existiert nicht mehr, Euer Weisheit", erklärte ein Wissenschaftler.

Waringer ging schweigend davon. Er mußte mit sich und seinem wissenschaftlichen Triumph alleine sein.

Im Perry Rhodan Heft Nummer 400 finden sich insgesamt 24 Werbungen, die sich folgendermaßen verteilen:

KATEGORIE WERBUNG FÜR FIRMA TEXTAUSZUG
Gesundheit, Schönheit Abstehende Ohren A-O-Be-Labor Wirklich, in 5 Minuten können Sie Ihre Ohren selbst wunderschön anliegend formen. Versuchen Sie es mal!
  Schüchternheit A. Ulrich Kontaktmangel, Sprechangst, Minderwertigkeitsgefühle schnell beseitigt ... verblüffende Wirkung!
Bildung, Beruf Fernunterricht HFL Das reichbebilderte Lehrmaterial setzt bis auf wenige Ausnahmen nur Volksschulkenntnisse voraus ...
  Nebenverdienst E. Schleisiek Bis DM 180,- pro Woche - Wundertüten füllen, Bastelarb. usw.
  ??? Heiseco Verdienen Sie bis 120 DM wöchentlich zu Hause ...
  Weiterbildung Euratele ... mit den Euratele-Lektionen kommen über 1000 Elektro-Teile, aus denen Sie alles selbst bauen ... denn um Elektroniker reißen sich heute Industrie, Handel und Forschung ...
Hobby Photohelfer Photo-Porst Halt, zuerst den neuen Porst-Katalog!
  Zauberei Janos Bartl Zauberkatalog gratis
  Briefmarken Marken Paul 313 verschiedene nur DM 1,50
  Schneiderei Alex. Tannert Näh-Ale MANUFIX - spielend leichte Selbstreparatur von Pferdegeschirr, Treibriemen, Segeln, Säcken, usw.
  Brieffreundschaften Hermes Prospekt und 150 Fotos gratis!
  Hypnotisieren A. Ulrich Schnell und leicht mit Garantie erlernbar. Verblüffende Erfolge!
  Sex (?) Deuconta Sweden-Danmark-Magazin; gegen Altersangabe erhalten Sie noch heute diskret. Prospekt!
  Musik Ulrich-Verlag Akkordeon-Gitarre ... in wenigen Wochen erlernbar ... verblüffende Erfolge!
Gebrauchs- gegenstand Schreibmaschinen Nöthel Wo fehlt eine?
  Wäsche Riedt Nachf. Als die Postkutsche noch fuhr, war unsere Firma schon bekannt für beste Aussteuerwäsche. Wir garantieren beste Qual. 1. Wahl!
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Unterhaltung Partnervermittlung Central Contact Bekanntschaft, Ehe, usw. mit Deutschsprechenden in aller Welt ...
  Partnervermittlung Rothe Versand Hübsche Schweden-Girls wünschen Briefwechsel/Bekanntschaft ...
  Preisverleihung Moewig-Verlag HUGO-Wahl 1968 ... wird jährlich von Walter Ernsting (Clark Darlton) in Vollmacht verliehen ...
  Sachbuch Heyne Apollo 8. Aufbruch ins All ... Der Report der ersten Mondumkreisung .. hochaktuelles Buch eines direkten Mitarbeiters Wernher von Brauns ...
  Rätsel-Illustrierte Verlag Lesen Sie auch den ungekürzten Abdruck des Jahres-Bestsellers "Erinnerungen an die Zukunft" von Erich von Däniken ...

Wie sieht nun der typische Perry Rhodan Leser des Jahres 1969 aus? Hoffen wir, daß er sich gegenüber den letzten Betrachtungen geändert hat. Ein kleiner Trost mag an dieser Stelle sein, daß es jedenfalls nicht mehr schlimmer kommen konnte. Oder sollte doch noch eine Steigerung möglich sein?

Aussehen: Der typische P.R.-Fan des Jahres 1969 ist überwiegend männlich und zwischen 25 und 30 Jahre alt. Seine körperlichen und kosmetischen Mängel hat er bis auf die abstehenden Ohren bereits hinter sich gelassen (das Haarwuchsmittel vom letzten Mal hat übrigens, abgesehen vom Kinn, nicht gewirkt).

Verhalten: Nachdem er sich seiner Umwelt einigermaßen manierlich präsentiert, wird es jetzt Zeit, daß er unter die Haube kommt, und das Aussteuerpaket ist auch schon geschnürt. Den Kontakt muß er allerdings schriftlich anbahnen, da er noch immer Sprechangst hat und gleich errötet. Ansonst bildet er sich weiter, widmet sich seinen Hobbys (Zaubern, Hypnotisieren, mit dem Fernglas beobachten), bekommt vom Briefträger in braunem Packpapier eingewickelte Zeitschriften, und seit er sich einen Colt Peacemaker und ein Western Repetiergewehr angeschafft hat, ist auch sein Minderwertigkeitsgefühl etwas geschwunden.

Perry Rhodan Fan anno 1969