WERBUNG IM P.R. ROMAN

"Wer nicht wirbt, stirbt!"

[aufgeschnappt in einem BWL Seminar]

Ein kurzer, prägnanter Satz, der einerseits sehr viel über das Wesen der Werbung und der Werbeindustrie aussagt, andererseits aber auch einige Widersprüche impliziert. Irgendwann muß schließlich jeder einmal sterben, außer natürlich, er hat einen Zellaktivator, und selbst damit dürfte es in 20.000 Jahren ziemlich eng werden. Außerdem gibt es genug Firmen, die keine Werbung nötig haben. Ich möchte da gar nicht mehr den in den vorangegangenen Beiträgen vielstrapazierten Friedhof heranziehen ("Bei uns liegen Sie richtig!"), sondern vielleicht einfach nur den Trafikanten oder die Milchfrau an der Straßenecke, also die sogenannten Nahversorger.

Hat schon wer gelesen "Bei mir schmecken die Brötchen am besten!" oder "Ihre druckfrische Zeitung vom Händler Ihres Vertrauens!" - wohl kaum. Abgesehen davon, daß sich solche kleine Einzelunternehmen Werbemaßnahmen gar nicht leisten könnten, würde sich auch die Frage nach dem geeigneten Medium kaum beantworten lassen - die Stammkundschaft kann man getrost außer acht lassen, und neue Kunden wird man wohl nur im Umkreis von ein paar Gassen finden ... und die wiederum finden von alleine hin, wenn sie wollen. Und wenn diese Geschäfte einmal sterben, dann sicher nicht aufgrund zu wenig Werbung, sondern durch die Konkurrenz der Supermärkte.

Manchmal hat man den Eindruck, als gäbe es gar nicht so viele Produkte, als dafür in Fernsehen, Zeitung, Kino und Radio, den verschiedenen Printmedien, auf Plakaten und Veranstaltungen Werbung gemacht wird. Und vor allem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß man das alles gar nicht brauchen würde. Aber wer weiß - nach der dritten Wiederholung der selben Werbung im selben Werbeblock wird man vielleicht doch schwach ...?!

Zum Glück gibt es ja auch erfreulichere Werbekampagnen wie etwa die der Firma P**M*RS, die nicht nur die Kauflust anregen sollen. Diesmal an dieser Stelle jedoch kein aktuelles Plakat, sondern eine "Light-Version" des im allerersten NOW! präsentierten Bildes, zugeschnitten auf einen anderen Kulturkreis, für den selbst diese Darstellung schon eine kleine Sensation sein dürfte:

Wie jedesmal wird dem vorliegenden Artikel die Annahme zu Grunde gelegt, daß so gut wie jede Firma, die ein Produkt oder eine Dienstleistung verkaufen möchte, Werbung machen muß. Dazu bedient sie sich eines geeigneten Mediums, das so viele potentielle Käufer wie möglich ansprechen soll, das heißt, die Nutzer eines Mediums sollten sich im Idealfall mit den Interessenten an dem beworbenen Produkt decken. Die Werbeindustrie hat somit eine sehr genaue Vorstellung vom Aussehen, von den Bedürfnissen und vom Verhalten der Zielpersonen, denen ein gewisses Sortiment von Produkten in genau ihrem Medium (Zeitung, Roman, TV-Sendung, Radio, etc.) nahegebracht werden soll. Wenn man jetzt diese Werbeeinschaltungen wieder zurückspiegelt, erhält man ein typisches Bild des Nutzers eines Mediums - in unserem Fall das Bild eines typischen Perry Rhodan Konsumenten!

Doch nun zum sechsten Teil der Betrachtungen mit Perry Rhodan Roman Nummer 500 aus dem Jahre 1971!

Der Krieg in Vietnam erreicht seinen Höhepunkt - mit immer größerem Einsatz an Menschen und Material wird ein Krieg geführt, der keine klaren Fronten mehr kennt und Zehntausenden das Leben kostet. Die Vereinten Nationen küren mit Kurt Waldheim einen neuen Generalsekretär und Ilona Gusenbauer springt mit 1.92 Meter einen sensationellen Weltrekord im Damenhochsprung. Der "König des Jazz" und der "Meister des Humors", Louis Armstrong und Karl Farkas, geben ihren letzten Auftritt und in Wien wird die erste Fußgängerzone eröffnet. Während die Weltraumfahrt des Jahres 1971 mit dem Tod dreier Kosmonauten einen schweren Rückschlag erleidet, strebt Perry Rhodan nach immer neuen Höhen: Am 20. April erscheint mit "Sie kamen aus dem Nichts" bereits der 500. Roman der Serie, die sich als Verstärkung einen gewissen Ernst Vlcek sowie einen H.G. Francis ins Team holt.

"Herrlich braun mit IPANOL!"

"Bitte keinen Knüttelvers, Mr. Kosum", warnte Rhodan. "Sie haben uns damit ausreichend strapaziert." "Genau, genau, so sprach der der Richter, erging es meinem Lieblingsdichter. In Klammern Schüller." "Ich warne Sie!" entgegnete Hosputschan. "Sie sprechen mit zwei Vertretern der neuen Menschengattung; mit dem Homo superior!" "Zwanzigtausend. Eher mehr als weniger. Der zweite Pulk war dreimal so groß. Der dritte umfaßte die zehnfache Menge an Fahrzeugen aller Art. Ganz in unserer Nähe rasen demnach zirka zweihundertachtzigtausend unidentifizierbare Gegenstände mit etwa halber Lichtgeschwindigkeit durch den Raum auf die vor uns liegende Galaxis zu. Das ist Wahnsinn, Sir - heller Wahnsinn!" "Also ein Schwarm!", erklärte Atlan, der seine innere Ruhe wiedergefunden hatte. "Woher kommt dieses Gewimmel? Ich - oh, der Herr Mausbiber ist auch schon da." "Geoffry, das sind grauenhafte Aussichten. Das bedeutet also, daß sämtliche Besatzungen von Raumschiffen, Raumstationen, planetarischen Stützpunkten und auch die Bevölkerungen aller Planeten verdummt sind?" Auch Pluto, der neunte Planet des Solsystems, war jedoch verschwunden. Man ortete lediglich eine große Trümmermasse.

Im Perry Rhodan Heft Nummer 500 finden sich insgesamt 24 Werbungen, die sich folgendermaßen verteilen:

Wie sieht nun der typische Perry Rhodan Leser des Jahres 1971 aus? Ist er immer noch der verschrobene und verklemmte Typ der 60er-Jahre oder hat er sich mittlerweile weiterentwickelt?

Aussehen: Der P.R.-Fan des Jahres 1971 ist männlich und etwa 30 Jahre alt. Schön war er ja noch nie, aber mangels Bewegung und frischer Luft hat er nicht nur einen Bauch angesetzt, sondern auch eine ungesunde bleiche Hautfarbe bekommen. Neben seinen Haaren hat er auch bereits einige Zähne verloren, die er nun nächtens getrennt von sich verwahrt. Verhalten: Die meiste Zeit verbringt er zu Hause mit seinen Hobbys - Lesen, Basteln, Zaubern und ein bißchen Schreiben. Mit Frauen verkehrt er nur schriftlich, kauft sich aber auch gerne mal eine einschlägige Zeitschrift oder sieht sich im TV bestimmte Filme mit der Heimkino-Brille an. Außerdem ist er ein Tierfreund, der sich gerne mit Tigerfellen oder Pfauen-Wandschmuck umgibt. Neuerdings probiert er auch eine "Schlank-im-Schlaf" Kur, erwacht jedoch des Morgens nicht schöner, sondern nur im nassen Bett. Na ja, vielleicht hätte er sich den Sprudel-Boy nicht aufs Nachtkästchen stellen sollen ...

Als kleiner Bonus sollen nun im Anschluß noch einige andere wertvolle Produkte des Jahres 1971 vorgestellt werden, auf die die Menschheit schon lange gewartet hat und die sich den Perry Rhodan Lesern exklusiv in ihren Romanen präsentieren:

ZIGARETTENESEL. Dieser lustige Esel ist freundlich und sehr gefällig. Kraulen Sie seine langen Ohren und sofort wird er mit wedelndem Schwanz eine Zigarette präsentieren!	EIN LUXUS FÜR SPASSVÖGEL. Hängen Sie in Ihr WC eine Rolle Banknoten-Toilettenpapier, bedruckt mit 100-DM-Noten. Alles unter dem Motto: Die Scheine sind nicht echt, aber das Papier ist weich! Ein boshaftes Ge- schenk für alle Möchtegern-Kapitalisten!	SONNENGLUT. Strahlenkollektor Holt die Äquatorsonne nach Europa. Keine chemische Haut- gerbung mit unangenehmem Geruch und asiatisch-gelber Hautfarbe. Verjüngt das Aussehen wie nach 3-wöchigem Mittelmeerurlaub!
SPRUDEL-BOY. Ein lustig frecher Bursche. Niemand nimmt es dem mun- teren Kerl übel, was er treibt! Alles amüsiert sich. Setzen Sie ihn in ein Wasserglas und er sprudelt hemmungs- los vor sich hin!	KÖNIGSTIGER-DECKE. Übertrifft fast die exotische und faszinierende Schönheit des echten Königstigers. Als Wandbehang, Zier- teppich oder als Decke für Haus und Auto hervorragend geeignet.	SCHLÜSSELLOCH Mit Sex gewürzte Gags! Kommt jetzt jede Woche neu. Für 80 Pfennig beim Händler.