Eine Einführung zu Anime Cels

Einführung

Der folgende Beitrag soll dazu dienen, einige häufige Fragen zu "Cels" im allgemeinen und zu den dabei verwendeten Begriffen zu beantworten.

Ich bitte um Berücksichtigung, daß ich nie in einem Zeichentrick-Studio gearbeitet habe und deshalb einige Informationen nur aufgrund von Gesprächen stückweise zusammengetragen habe, wie etwa die über "Douga" und "Genga". Ich kann deshalb nicht versprechen, daß die Angaben immer 100%ig den Tatsachen entsprechen.

Was ist ein "Cel"?

Cels (oder Zelluloids) sind Zeichnungen auf transparenten Plastikfolien, die verwendet werden, um Zeichentrickfilme herzustellen. Jedes Cel ist ein Bild (frame) daraus. Sie werden abgelichtet und dann aneinandergereiht, um die Illusion eines fortlaufenden Filmes zu geben.

Wie werden Cels gemacht?

Es sind viele Schritte notwendig, um einen Zeichentrickfilm herzustellen, aber an dieser Stelle soll nur darauf eingegangen werden, wie die Cels an sich gemacht werden.
Zuerst wird eine Bleistiftzeichnung des Bildes gemacht, die dann auf eine Plastikfolie "xeroxgrafiert" wird. Dabei handelt es sich um ein von der Firma Xerox entwickeltes photochemisches Verfahren, bei dem - ähnlich wie beim Kopieren oder Laserdrucken - Toner aufgebrannt wird und die schwarzen Umriß- und Begrenzungslinien darstellt.

Zuletzt werden die Cels bemalt. Das wird von der Rückseite her gemacht und funktioniert vom Prinzip her wie eine Hinterglasmalerei.

Üblicherweise werden zuerst alle Cels einer Sequenz mit einer Farbe bemalt. Wenn man damit fertig ist, ist die Farbe auf den ersten Cels bereits getrocknet und man kann beginnen, die nächste Farbe aufzutragen.

Was ist ein "Key Cel"?

Jeder Zeichentrickfilm besteht aus unzähligen Einzelbildern, von denen zusammenhängende Bewegungsabläufe in einer Bildabfolge (sequence) zusammengefaßt werden. Einige Bilder einer solchen Sequenz werden dabei von den Hauptzeichnern (key animator), während die restlichen Bilder von "Hilfszeichnern" (animator) angefertigt. Cels, die von Hauptzeichnern gemacht werden, bezeichnet man als "key cels".

Wie erkennt man ein "key cel"?

Die Hauptzeichner fertigen die wichtigen Bilder einer Sequenz an: Das erste Bild, das letzte und üblicherweise auch einige aus der Mitte der Bildabfolge.

Jedes Cel trägt einen händisch geschriebenen Code, der aus einem Buchstaben und einer Zahl besteht. Der Buchstabe steht für das Layer des Cels. Die Zahl gibt die Position des Cels in der Bildabfolge einer Sequenz an. Das erste Cel hat somit die Nummer "1", das letzte Cel kann jede Nummer haben (manchmal kann eine Sequenz auch nur aus einem einzigen Bild bestehen), aber es steht der Vermerk "end" dabei. Auch dabei handelt es sich um Key Cels.

Aufgrund einer Information von Stephen (gebt ihm die Schuld, wenn es nicht stimmt :) ist bei Key cels auf der Bleistiftzeichnung die Nummer eingekreist (und manchmal auch auf den Cel selbst).

Ein Beispiel:
Wenn auf einem Cel "A1" steht, ist es das erste einer Sequenz. Wenn auf dem Cel "B34 end" vermerkt ist, ist es das 34. Bild einer Sequenz und zugleich das letzte. Das "B" besagt nur, daß das Bild das zweite Layer eines Mehrfachlayer-Cels (multi-layer cel) ist (siehe unten).

Warum sind Key Cels mehr wert als andere?

Weil die Hauptzeichner berühmter sind als die normalen Zeichner, außerdem haben sie mehr Erfahrung, und die Zeichnungen sind meist von besserer Qualität. Es heißt, daß nur Zeichner mit mindestens zehnjähriger Erfahrung Key Cels zeichnen dürfen.

Ich selbst stimme damit aber nicht überein: Oft sind die ersten und die letzten Zeichnungen einer Sequenz vom Motiv und der Position der Figur her nicht die schönsten, auch wenn sie technisch besser sind.

Was ist ein "multi-layer cel" ?

Einige Cels bestehen aus mehreren Lagen bzw. Schichten von Plastikfolien, jede davon mit einem Teil des Gesamtbildes bemalt. Diese werden oft für Gruppenbilder verwendet, wo jede Figur auf einem eigenen Folienlayer gezeichnet ist. Dadurch kann man die einzelnen Figuren durch neue Cels animieren, ohne daß man die restliche Gruppe neu zeichnen muß.
Insbesondere auch bei Großaufnahmen ("close up") werden der Mund, die Augen und die Haare einer Figur auf andere Folien als das "restliche" Gesicht gezeichnet. So kann man eine Figur zum Beispiel reden lassen, indem man nur die verschiedenen Mundbewegungen neu zeichnet und den Rest des Bildes unverändert läßt

Hintergründe/Vordergründe

Hintergründe und Vordergründe werden üblicherweise mit Wasserfarbe auf Karton gezeichnet. Meist wird das nicht vom Zeichentrickstudio gemacht, sondern von eigenen Firmen.

Warum gibt es so wenig Cels mit Hintergrund?

Oft hat eine komplette Szene aus dem Trickfilm den selben Hintergrund, das heißt, für viele Cels gibt es nur einen Hintergrund.

Was ist ein "Genga"?

Gengas sind Zeichnungen wichtiger Szenen, die von den Chefanimatoren angefertigt werden und danach den Animatoren als Vorlage dienen, um "Dougas" zu zeichnen. Ein Genga wird nie unmittelbar für die Anfertigung eines Cels verwendet und ist normalerweise für Sammler nicht zu bekommen.

Manchmal findet man auch rohe Genga-Vorzeichnungen, aber auch diese sind am Sammlermarkt nur sehr selten zu finden.
Dougas und ihre Vorzeichnungen sind deshalb wertvoller und geschätzter als Dougas.

Was ist ein "Douga"?

Dougas sind üblicherweise jene (Bleistift?) Zeichnungen, die oft bei gekauften Cels dabei sind ("matching drawing"). Sie werden verwendet, um das Cel anzufertigen und enthalten oft Anweisungen zur Bemalung.

Werden Cels immer mit der Vorzeichnung (Douga) verkauft?

Nein, nicht immer. Es hängt vom Studio ab, das den Trickfilm herstellt. So beschloß etwa das Studio AIC vor einigen Jahren, seine Cels nie mit Vorzeichnung zu verkaufen.

Was ist eine Zeittafel?

Eine Zeittafel ("time-chart") enthält Informationen über die Position des Cels im Trickfilm bzw. in einer bestimmten Sequenz, manchmal findet man auch der Namen des Zeichners.

Warum ist ein Cel teurer als ein anderes?

Das ist eine schwere Frage. Der Wert eines Cels wird nicht nur von objektiven Kriterien, sondern auch von subjektiven Kriterien bestimmt. Außerdem sind einige Trickfilme populärer oder rarer als andere und deshalb höher bewertet.

Vom technischen her ist ein Cel teurer, wenn es eine Großaufnahme ("close-up") zeigt oder die Figur beide Augen geöffnet hat und von vorne in der Mitte der Folie abgebildet ist.

Subjektiv gesehen wird ein Cel wertvoller sein, wenn die Figur gut dargestellt wird, es sich um eine interessante oder witzige Szene handelt, usw.

Was ist ein Promotion-Cel?

Im Gegensatz zu den oben beschriebenen Cels ("production cels") werden diese Cels nicht für den Trickfilm verwendet ("seri-cel", "promotional cel"). Sie werden zwar wie normale Cels von Hand angefertigt, dienen aber nur für Promotionszwecke oder für den Verkauf und werden meist in limitierter Auflage hergestellt.

Was ist ein Reproduktions-Cel?

Diese Cels werden nur maschinell angefertigt ("machine made", "laser copy") und sehen eher wie laminierte Karten als richtige Cels aus. Die Motive werden auf transparente Plastikfolien gedruckt.

Was ist ein Chroma-Cel?

Chroma-Cels werden in einem markenrechtlich geschützten Herstellungsverfahren maschinell erzeugt und sind nur für den Verkauf bestimmt. Sie zeigen ansprechende Schlüsselszenen aus den Trickfilmen und werden in limitierter Auflage hergestellt.

Wie sollen Cels aufbewahrt werden?

Die schwarzen Linien auf der Vorderseite des Cels sind sehr lichtempfindlich, speziell auf UV-Licht. Es ist deshalb sehr wichtig, daß sie nicht direkt dem Sonnenlicht ausgesetzt werden. Bei schlechter Lagerung werden die Linien blaß und bekommen eine bräunliche Farbe. Für die Aufbewahrung empfehlen sich deshalb besonders sogenannte "Cel books", die nichts anderes als Bindemappen mit säurefreien Einstecktaschen sind.

Man sollte nie zu viele Cels stapeln oder etwas Schweres drauflegen - das ist schlecht für die Farbe.

Auch sollte man nie ein Cel direkt auf ein anderes legen, ohne zumindest ein Blatt Papier dazwischen zu geben: die Farbe haftet sehr gut auf Plastik und würde sich mit dem anderen Cel verkleben. Man könnte die beiden Cels ohne Beschädigung nicht mehr trennen. Aus diesem Grund sollte man auch niemals versuchen, die verschiedenen Lagen eines Cels auseinanderzunehmen.
Das Verkleben des Cels mit anderen Materialien (meist Vorzeichnungen, Hintergründe oder normales Papier) wird als "stuck" bezeichnet.

Wie rahmt man Cels?

Noch einmal, das Wichtigste ist, schädliches UV-Licht abzuhalten. Dafür sollte man sich im Fachgeschäft Anti-UV-Glas oder sogenanntes "Museums-Glas" besorgen. Es gibt verschiedene Arten mit unterschiedlicher Filterwirkung und Transparenz bzw. Tönung.

Es gibt auch einen Spray, mit dem man normales Glas UV-beständig machen kann. Das ist zwar billiger, aber nicht so effektiv wie das Spezialglas.

In jedem Fall darf man Cels selbst mit Spezialglas niemals direkt dem Sonnenlicht aussetzen!

Wenn das Douga auf dem Cel klebt …

Wenn die Bleistiftzeichnung nur ganz wenig anklebt, kann man versuchen, sie sehr vorsichtig zu entfernen. Wenn es nicht leicht geht, sollte man es besser sein lassen oder das Papier einfach wegschneiden, wenn man will - es ist besser, die Vorzeichnung zu beschädigen als das Cel!

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