Quack, quack, quack!

 

ASTERIX
WIENERISCH

 

Zwar schon vor einiger Zeit erschienen (Mai 97), aber trotzdem noch eine Erwähnung wert: Asterix redt wienerisch - "Da grosse Grobn". Dieser Hardcover-Band ist der achte in einer Reihe von Mundart-Übersetzungen aus der Asterix-Serie. Die Auswahl der Geschichten ist dabei beliebig - so wurde die vorliegende etwa bereits nach "Dr große Graba" (schwäbisch) und "Dr gross Grabe" (schwyzerdütsch) bereits zum dritten Mal herangezogen, die vierte Dialekt-Aufbereitung folgt mit "Hibb de Bach un dribb de Bach" (hessisch).

Die Übersetzung von Dr. a.D. Kurt Ostbahn alias Ostbahn-Kurti, läßt dabei keine Facetten der wienerischen Mundart offen - von da Bluatwiesen über die hirnmarode Bagasch und Ruabnzuzla bis hin zur guaden Sö findet sich so ziemlich alles, was ein Nicht-Wiener wohl schwer verstehen wird.

Der Mundart-Virus greift also weiter um sich, und bei vielen stellt sich der Muß-man-haben-Effekt ein. Nachfolgend finden sich einige Beispiele aus dem Text samt "Übersetzung":

"Pfau, des san Restln! Soiche Henka!" (Kräftig gebaute Person; Mensch von kräftiger Statur)

"Ghoit da de Bleameln und loss mi in Kraut!" (Behalte die Blumen und laß mich in Ruhe)

Ruabnzuzla (Einfaltspinsel)

"Vastehe! A Packl Hauswatschn woits. De kennts eich glei ohoin, es Hungaleida!" - "Ollaweu! Du und die hirnmarode Bagasch! Eich geb ma koidwoam wiasas brauchts!" ( "Ja, wenn ihr wollt, dann können wir das ja sofort hier und heute erledigen, ihr Hungerleider!" - "Von mir aus! Du und deine degenerierte Bande. Euch werd' ich es schon zeigen!")
Übersetzung für die Schweizer: "Wes eso isch, regle mir das grad jitz verusse, dir Moschtgringe!" - "Iiverschtange! Di u diner Weichschnabeler brätsche mir all zäme!!"
Und die Übersetzung für die Schwaben: "Ja, wenn er wellat, kenna mr des ja glei heut ond dohanda erlediga, ihr Soifasiader!" - "Mir soll's reacht sei! Du ond deine Scheiraburzler! Euch zoega mr's scho!"

Hier einige Beispiele für die Namen der Römer:

Grauslix, Grobianix, Ofenaus, Tortengus, Aschantinus

Und hier die Darstellung eines kurzen Dialoges zwischen Asterix und Obelix, einmal auf wienerisch und einmal auf schwäbisch:

Wienerisch: "I bin ned blad! I bin höchstens a bissl korpulent, des is ollas." - "Er hod nix von blad gsogt! Und sei ned imma gleich so fuachboa angriat!"

Schwäbisch: "I ben net dick! I han hechschtens an kloena Ranza, aber et meh." - "Komm no, du Bähmull! Sei net emmer so empfendlich!"

Übersetzung: "Ich bin nicht dick! Ich bin vielleicht etwas mollig, sonst nichts." - "Komm weiter. Und sei nicht immer so empfindlich!"

Zuletzt noch ein besonderes Highlight, nämlich die Ausführungen von Miraculix gegenüber dem römischen Lagerkommandanten, der sie gefangen hält. Denn herrlich zweideutigen Text kann man sowohl als Menüvorschlag oder auch als Beschreibung, wie Asterix und Obelix die Römer fertigmachen werden, verstehen:

Asterix

"Zum Aufwärma quasi schlog i a Panadlsuppn (Suppe mit Weißbrot und Ei) vua, wo des Rezept nua mia allaa bekannt is, ois zweitn Gang in Lagercervisia marinierte Boxhörndln (Johannisbrot) und a Schlochtplottn auf gartenfrischem Bracholda(Fausthieb) ... dazua an Kopfnuss-Salat und ois Nochspeis kandierte Dachtln (Ohrfeige) mit Zwetschkenfleck(Pflaumenkuchen), danoch riast di nimma."

 

Zur Geschichte: In einem kleinen gallischen Dorf (nein, nicht DAS, ein anderes) gibt es zwei verfeindete Parteien - die eine Dorfhälfte hält zu Grantschermix, die andere unterstützt ihren Anführer Grobianix, und getrennt sind die beiden durch einen tiefen Graben, der sich durch das Dorf zieht. Als sich Grobianix, angestiftet von seinem Berater Grauslix, gegen die andere Partei mit den Römern verbünden möchte, wird er stattdessen selbst mit seinen Leuten als Sklaven gefangen genommen. Die Kinder der beiden Anführer haben sich mittlerweile verbündet und Hilfe aus einem anderen kleinen gallischen Dorf geholt (ja, genau DAS) - Asterix, Obelix, Miraculix und Idefix kommen ihren Landsleuten zu Hilfe. Sie befreien die Gefangenen und besiegen die Römer. Grauslix jedoch verhilft den Römern mit einem gestohlenen Trank von Miraculix wieder zu neuen Energien und stiehlt für sie sogar noch einen Kessel voll Zaubertrank. Dieser verträgt sich jedoch nicht mit dem anderen Trank. Als es zum Kampf kommt, schrumpfen die Römer von Ballonkugeln zu kleinen Zwergen und werden schließlich von Idefix verjagt. Im Finale schließlich entführt Grauslix die Tochter von Grobianix und will wenigstens noch Geld erpressen. Bei der Verfolgungsjagd wird so ganz nebenbei das Piratenschiff auf Grund gesetzt (das wievielte eigentlich schon) und abschließend Grauslix ins Römerlager "bracholdert", wo er ab nun selbst Sklavendienste verrichten muß. Die beiden verfeindeten Häuptlinge schließen Frieden, ihre Kinder werden die neuen Dorfobersten und der Graben wird mit Wasser aufgefüllt. Am Ende steht das obligatorische Wildschweinessen daheim bei Lagerfeuerromantik - des End von da Gschicht!

Das Programm (alle Hefte 48 Seiten, Hardcover, 22,1 x 29,4 cm, Preis: ATS 123,-/DM 16,80; ab Band 12 ATS 145,-/DM 19,80):

  1. Dr große Graba (Asterix schwätzt schwäbisch)
  2. De Törn för nix (Asterix snackt platt)
  3. Däm Asterix singe Jung (Asterix op kölsch)
  4. Asterix em Morgaländle (Schwäbisch II)
  5. Dr gross Grabe (Asterix redt Schwyzerdütsch)
  6. De Rose un's Schwärd (Asterix uff sächsch)
  7. Asterix un de Arvernerschild (Asterix uff pälzisch)
  8. Da große Grobn (Asterix redt Weanerisch)
  9. De God'n kemman! (Asterix red't boarisch) - September
  10. Asterix un de Wikingers (Plattdeutsch II) - September
  11. Asterix u Obelix uf Irrwäge (Schwyzerdütsch II) -
  12. Asterix bei de Legionär (Schwäbisch III) - Oktober
  13. Brut un Spillcher (Kölsch II) - Oktober
  14. Hibb de Bach un dribb de Bach (Asterix babbelt hessisch) - Oktober
  15. Zoff bei die Galliers (Asterix im Ruhrpott) - Februar 98

ohne Nummer: (Vertriebstitel) Olympische Spieler (Asterix auf Elsässisch) - ???

 

Anmerkung zum Schluß: Wie schon ein paar Mal zuvor ist es mir auch hier passiert, daß ich eine Idee zu Papier brachte und dann noch vor meiner Veröffentlichung woanders etwas ähnliches oder sogar gleiches lesen mußte. Das macht dann eine etwas schiefe Optik, da es dadurch den Anschein hat, daß man hier abgekupfert hat und fremde Ideen verwertet. Mein Artikel entstand zum Großteil bereits Ende Mai, der Artikel im "Kurier" wurde am 31. August 1997 veröffentlicht.