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Zwei Monate Pause war uns vergönnt, um Suchlisten zu bearbeiten, Bestände zu sortieren und die leeren Geldbörsen etwas zu füllen - und jetzt ist es wieder soweit! Die erste Comic-Börse im heurigen Jahr präsentiert sich größer als zuvor und in neuem Gewande - als neuer Standort und Treffpunkt für Sammelwütige und solche, die es noch werden wollen, wurde die Volkshochschule im 12. Wiener Gemeindebezirk in der Längenfeldgasse 13-15 auserkoren. Wie man hörte, sind noch frühmorgens verzweifelte Telefonate geführt worden, um die neue Lokation zu erfragen, und ich möchte wetten, daß einige Vergeßliche vor verschlossenen Türen gestanden sind.
All jene, die mit dem Auto kamen und sich angesichts der Tatsache, daß die Börse nicht so zentrumsnah wie zuvor stattfand, auf einen schnellen Parkplatz freuten, wurden allerdings enttäuscht. Man mußte sich schon einige Zeit eine geeignete Lücke suchen und - das Einbahnsystem dort ist teuflisch! Aber der warme und sonnige Tag tröstete den Besucher über einen kurzen Spaziergang hinweg.
Der Eingang zur Börse war eher unscheinbar. Statt eines großen Plakates in luftiger Höhe klebten lediglich ein paar kleine Ankündigungen an der Glastüre. Aber wer suchet, der findet, und im Zweifelsfall dorthin gehen, wo alle hingehen. Und das taten an diesem Vormittag augenscheinlich viele. Kurz nach 10.00 Uhr war die Veranstaltung wohlgefüllt. Der obligatorische Stempel auf die Hand braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden (Für die Statistiker: 2 rote Fußtritte), und der Plastiksack mit Werbematerial trug diesmal einen Hinweis auf die Star Trek Ausstellung im technischen Museum, die ihrerseits wieder im Eingangsfoyer Werbeplakate für die Comic-Börse hängen hatte - eine Hand wäscht die andere. Das erklärte auch den Star Trek Stand, der sich exklusiv gleich hinter der Kassa präsentierte. Diese Werbung war sicher nicht zu verachten, da sich die Gruppe der Science Fiction Fans und die der Comic-Freunde erfahrungsgemäß in nicht so geringem Ausmaß überlappt.
Die Eintrittskarte kostete ATS 35,-/ DM 5,- und wenn ich mich recht entsinne, um 5 Schilling teurer als beim letzten Mal. Dafür bekam man aber auch mehr geboten. Zunächst kam man in einen kleineren Gang, in dem nicht allzuviel los war. Dann ging es in einen mittleren Raum, in dem mehr los war. Und zuletzt kam man in den großen Saal, der wieder einmal den Eindruck erweckte, auf einer gut besuchten Veranstaltung zu sein und der die richtige Atmosphäre ausstrahlte, um zu suchen, zu plaudern oder einfach nur zu schauen. Weiters gab es einen großen Buffett-Raum sowie im mittleren Raum Sitzbänke und Stehpulte, an denen man kurz seine Suchlisten aktualisieren konnte. Etwas störend war, daß es offenbar kein generelles Rauchverbot gab, und so war man streckenweise nicht nur Zigaretten-, sondern auch Zigarrenrauch ausgesetzt. Sonst wurde der neue Standort auch von den Händlern gelobt, da man besser zufahren kann und die Räumlichkeiten auch nicht so verwinkelt und treppenbewehrt sind wie die alten. Erwähnenswert ist an dieser Stelle vielleicht auch noch, daß auch wieder einige der großen Wiener Händler anwesend waren, was sich aufgrund deren Werbung sicher auch nicht negativ auf die Besucherzahlen ausgewirkt hat
DAS ALLGEMEINE ANGEBOT
Bereits nach einigen Minuten des Besuches konnte man ein Thema aufschnappen, daß offenbar einige der Händler beschäftigte: Barbie-Puppen! Und tatsächlich fand sich dann im großen Saal ein Stand, in dem etwa 8 mal 6 Püppchen in Reih' und Glied standen, spärlich bekleidet und mit Preistafeln jenseits der ATS 1.000,-- /DM 150,-- (Ein Schelm, der sich dabei jetzt Böses denkt ...!). Diese der Mädchen liebsten Spielgefährtinnen waren jedoch nicht das einzige Spielzeug, das sich auf der Börse präsentierte. Auch altes Blechspielzeug und Keramikfiguren waren zu finden, wobei es hier jedoch zugegebenermaßen meist einen Zusammenhang mit dem Thema "Comic" gab.
Genaugenommen ist ja die Börse mittlerweile zu einem Schmelztiegel aller sammeltauglichen Dinge geworden, und müßte richtigerweise bald "Sammler-Börse" heißen. Die größte Gruppe der "artfremden" Sammelstücke sind natürlich wie immer die Figuren und Trading Cards.
Die Überraschungsei-Figuren und Konsorten konnten sich diesmal aufgrund der geräumigeren Stände besser ausbreiten. Daneben gab es auch mehrere Händler, die Star Wars Utensilien, von der Figur bis zu Raumschiffmodellen, und auch Star Trek Artikel anboten. Hier hatte man den Eindruck, weniger auf einer Börse als einer reinen Verkaufsveranstaltung zu sein, da die Waren alle noch originalverpackt waren.
Ganz aktuell wurden "Die neuen Schlümpfe 98" angeboten, aber auch die älteren Jahrgänge waren massenweise vertreten. Im weitesten Sinn als Figuren könnte man auch noch eine Gruppe "Meckis" bezeichnen, die an einem Stand zu finden waren.
Trading Cards gehören ebenfalls schon zum fixen Bestandteil der Börsen, doch war diesmal an den langen Tischen weniger los als sonst. Keine Trauben von Jugendlichen, keine hektischen Tauschgeschäfte - die Händler wirkten gelangweilt und hatten wahrscheinlich auch schon bessere Tage gesehen. Ganz im Gegensatz übrigens zu ihren Comic-Kollegen, die den heutigen Tag als äußerst erfreulich lobten und aus deren Geldtaschen die 1.000-Schilling-Scheine nur so herauslugten. Aber angeblich ist ja der österreichische Kundenstamm zwar klein, aber auch ausgehungert und bereit, viel für das Hobby auszugeben.
An sonstigen Sammlerstücken gab es etwa Bravo-Hefte, Quartettkarten, Videokassetten von Walt Disney Filmen, Hustler-Kalender und Telefonwertkarten. Ein Händler bot auch Originalzeitungen von seinerzeit als Geburtstagsgeschenk an, natürlich nur auf Bestellung.
Den Romanen sei diesmal keine eigene Rubrik gewidmet, da sie nur äußerst spärlich vertreten waren. An zwei Ständen konnte man John Sinclair Romane finden, deren Preis aber etwas hoch erschien: Für Hefte jenseits der Nummer 100 in sehr mittelmäßigem Zustand ATS 10,-/ DM 1,50 - bei Abnahme einer größeren Menge etwas weniger. Eine Kiste Utopia gab es noch und irgendwo lagen ein paar Stück Dämonenkiller herum, aber das war alles.
COMICS
Die Comic-Händler waren, wie oben schon erwähnt, heute sehr zufrieden. Davon zeugen auch immer wieder Sammler, die mit ellenlangen Listen durch die Gänge gehen und die, sollten sie alle Hefte von ihrer Liste finden, wohl einige Händler reich machen könnten.
Gut gehen nach wie vor Superman-Hefte und sonstige Superhelden-Serien. Fast an jedem Stand finden sich auch Micky Maus Hefte, jedoch weniger solche der laufenden Serie, sondern eher Mickyvision und tollste Geschichten. An Beigaben zu den Micky-Heften, wie Poster, Sonnenblenden oder Stundenplänen, fand man diesmal überhaupt nichts. Entweder sind zur Zeit alle Bestände aufgekauft, oder das Interesse daran hat so schnell wieder nachgelassen, wie es gekommen ist.
"Ich-Bücher" waren ebenfalls wieder mehrere zu sehen (Ich - Donald Duck, Ich - Goofy, etc.). Auch gab es zwei Bände aus der vierbändigen Serie "Mickys Reisen durch die Zeit: "Micky Maus und der Zauberer Merlin" sowie "Micky Maus in Babylon" in ansprechender Qualität (1-2) zum Katalogpreis.
An einem Stand gab es "Das Schwert und die Rose", äußerst unspektakulär in einer Plastikhülle inmitten eines Ordners mit anderen Comic-Heften um 1.500 - Mark wohlgemerkt, nicht Schilling (10.000) im Zustand 3, der Preis entsprach somit dem Katalogwert.
Sonst konnte man natürlich auch wieder einiges finden - U.S.-Comics, Gespenster-Geschichten, Bessy, Piccolos (Nick, Akim, etc.), Fix und Foxi, Asterix, Barks, um nur ein paar zu nennen.
PERRY RHODAN
Perry Rhodan hat zwar den Weltraum erobert, aber auf der Comic-Börse hat er nicht viel Chancen. Das Angebot war diesmal erneut sehr gering. Romane waren überhaupt keine zu sehen, Silberbände bloß zwei und Taschenbücher gab es drei oder vier Stück. Dafür kann man immer wieder etwas ausgefallenere "Gusto-Stückerl" finden, wie diesmal etwa einen Perry Rhodan Wimpel (nach mir war er allerdings nicht mehr zu finden!).
Immerhin an zwei Ständen konnte man P.R. Sammelkarten finden, ein Händler hatte sogar einige Karten der 2nd Edition. Mittlerweile gibt es ja auch eine quasi offizielle Preisliste für die Karten von "Beyond the Limits", und man merkt, daß die Händler auch aus dieser Quelle schöpfen, wobei die Werte jedoch teilweise schamlos darüber liegen, z.B.: Bully und Gucky aus der 1. Edition je DM 30,-/ ATS 210,-; aus der 2. Edition Perry Rhodan DM 35,- /ATS 245,- oder Goratschin DM 25,-/ ATS 175,-. Hier muß man wohl wirklich sehr verzweifelt sein und schon alle Tauschmöglichkeiten ausgenutzt haben, um da zuzuschlagen. Als mögliche Bezugsquelle für die Karten wurde auch die Firma Auenland genannt.
FAZIT:
Die neuen Räumlichkeiten sind nicht schlecht, es war mehr los als bei den letzten Malen. Allerdings müßte man mehr darauf schauen, daß die "Comic-Börse", die ihren Namen nicht mehr ganz zu Recht trägt, nicht immer mehr von Dingen unterwandert wird, die eigentlich nicht auf eine Börse dieser Art passen - irgendwann hat man sonst einen "Sammler-Flohmarkt". Eines wird man sich wahrscheinlich aber nie erwarten dürfen - trotz der vielen deutschen Händler wird eine Wiener Comic-Börse nie den Umfang, das Ambiente und die Auswahl einer deutschen Börse haben.
WEITERE TERMINE:
15. Wiener Kohlmus Comic + Figuren Börse am 10. Mai 1998
16. Wiener Kohlmus Comic + Figuren Börse am 11. Oktober 1998
17. Wiener Kohlmus Comic + Figuren Börse am 13. Dezember 1998
Kohlmus Film + Science Fiction Börse am 24. Mai und 8. November 1998, jeweils von 10.00 bis 16.00 Uhr
Andere beworbene Veranstaltungen:
Österreich
Star Trek - Die Ausstellung in Wien (Techn. Museum) vom 6. Februar bis 13. April 1998 (täglich 10.00 bis 19.00 Uhr)
Deutschland
Kölner Comic-Messe am 2. Mai und 7. November 1998
7. Comic- und Figurentauschtag München 6. Juni 1998
10. Münchner ComiX am 18. April 1998
Comic- und Figuren-Tauschtag Ulm am 19. September 1998